Göttliche Konkretion

Erörterung zum Thema Gott

von  loslosch

Deum nemo vidit umquam (Evangelist Johannes, 1. Jh. n. Chr.) Keiner hat Gott je gesehen.

Zur theologischen Basis und Tradition aller abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) gehört die Ablehnung einer bildhaften Konkretion Gottes (Jahwe, dreieiniger Gott, Allah), im Gegensatz zu den älteren polytheistischen Vorstellungen, aktuell im Hinduismus. Warum benutzen gerade die monotheistischen Prägungen keine figurative Gottesvorstellung? Weil sie - unausgesprochen - die polytheistischen Ansätze für primitiv erachten. Mit der Abstraktion des Weltgeistes wird die Grundfrage göttlicher Existenz ins Bewusstsein, ins Reich der Fantasie des Einzelnen verlagert. Freilich hat diese Abstraktion ihren Preis, erwartet von den Anhängern Glaubenskraft, Besinnung und Meditation. Im Christentum wurde diese Vorstellung des gestaltlosen Gottes in den 2.000 Jahren Kirchengeschichte nicht konsequent durchgehalten. Schon Christus am Kreuz und das Kreuz als Symbol sind abgestufte Konkretionen. Der Islam und vor allem die Urmutter der monotheistischen Religionen, das Judentum, waren und sind konsequenter. Sehr streng heißt es im Alten Testament (Exodus), in der lateinischen Übersetzung von Kirchenvater Tertullian (2./3. Jh. n. Chr.): Non poteris videre faciem meam: non enim videbit me homo et vivet. Du wirst mein Angesicht nicht sehen können; denn kein Mensch wird mich sehen (können) und am Leben bleiben.

Die christliche Inkonsequenz in der Konkretion eines Gottesbildes birgt Vorteile: Die Anspruchsvollen können Gott in Versenkung und Verinnerlichung suchen, der Schafherde bleibt die Anbetung im Bild.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(17.04.17)
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 loslosch meinte dazu am 17.04.17:
ja. tertullian hat ja aus dem AT ins lat. übersetzt.
Graeculus (69) antwortete darauf am 17.04.17:
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 JoePiet (17.04.17)
Ich habe mich über viele Jahre hin gefragt, weshalb dieser Gott - so abbildlos er auch sein sollte - eigentlich männlich ist. "Der" selbst unbewegte alles bewegende, der mit dem wallenden Haupthaar und dem Hirtenstab, der die Welt in Händen hält, könnte genau so gut eine Frau oder ein ETWAS sein, zumindest androgyn.
Dass er es nicht ist, verweist eher auf den Erfinder der Schriften, denn auf seine wahre Natur.
Oder anders ausgedrückt: DER GOTT, der kein Abbild erlaubt, ist ein Mann, der fürchtet als Geschichtenerfinder enlarvt zu werden - leider - wahrscheinlich - nicht mehr und nicht weniger.
Im übrigen hätte ich nichts gegen einen existierenden Gott einzuwenden. Er müsste dann das ALLEINE heißen.

 loslosch schrieb daraufhin am 17.04.17:
die emanzen beschließen ganz bewusst das gebet nicht mit a-man, sondern mit a-woman.

 TrekanBelluvitsh (17.04.17)
Ich denke, dass Gott - unabhängig von einem möglichen Geschlecht - einfach hässlich ist.

 loslosch äußerte darauf am 17.04.17:
demnach könnte man potthässlich durch gotthässlich ersetzen!

 Augustus (17.04.17)
Ein Verschwörungstheoretiker würde sagen: heute reicht zur Kontrolle des Menschen allein die Konkretion eines Gottesabildes nicht nur nicht mehr aus, sondern sie schwächt ab, weil immer mehr Atheisten und Freigeister sich entpuppen; also muss demnächst eine weitere Geschichte erzählt werden: denn in Wahrheit ist nur aus Geboten aus (erdachten) Geschichten Kontrolle am Menschen möglich. Siehe Amerika...

Ave

 loslosch ergänzte dazu am 17.04.17:
kannst du sagen, was genau du ansprichst? (siehe amerika.)

 niemand (17.04.17)
Keiner hat Gott je gesehen.
Außer die Bayern, die grüßen ihn sogar fortdauernd
LG Irene

 loslosch meinte dazu am 17.04.17:
grüß ihn auch, wenn du ihn siehst. (standarderwiderung.) lo

 Rudolf (17.04.17)
Ich wusste gar nicht, dass der Evangelist Johannes auch Latein sprach. Wieder was gelernt

 loslosch meinte dazu am 17.04.17:
ich wusste gar nicht, dass du das nicht gewusst hast.
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