Forcierte Ängste

Glosse zum Thema Zwang

von  loslosch

Pericla timidus etiam, quae non sunt, videt (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Der Furchtsame sieht selbst dort Gefahren, wo keine sind.

Der freigelassene ehemalige Sklave hat zeitgenössische Sprüche und Sentenzen gesammelt. Viele davon haben erst im Mittelalter Berühmtheit erlangt, manche noch in der Moderne - mit dem Aufkommen der Zwangsneurosen.

Was soll der Partner unternehmen, wenn die hochneurotische Begleiterin kurz nach dem Start in den Urlaub Zweifel hegt, ob der Wasserhahn der Spülmaschine zugedreht ist? Beschwichtigende Worte wie "die Wassergeräusche hättest du doch gehört" oder "ich habe selbst überall nachgeschaut" sind eher angstverstärkend, weil sie die Ängste im Kern ernst nehmen.

Jetzt hilft nur noch gespielte Panik, um aufkommende Hysterie zu dämpfen und die Weiterfahrt zu ermöglichen: "Schatz, die Küche steht schon 10 cm unter Wasser. Es läuft sogar durch die Türritze ins Wohnzimmer und der Orientteppich wird schwerer und schwerer. Nun steht der Pegel schon bei 15 cm." Und derlei Sprüche mehr. (Geldwerter Rat aus der Giftküche der Psychologen.)

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(29.04.17)
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 loslosch meinte dazu am 29.04.17:
der tipp stammt von einer dipl.-psychologin. vermutlich hat sie recht!

ist so.
Graeculus (69) antwortete darauf am 29.04.17:
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 JoePiet schrieb daraufhin am 29.04.17:
Zwangshandlungen sind nicht immer mit Angst verbunden, da sie meist helfen die Angst zu unterdrücken...

 loslosch äußerte darauf am 29.04.17:
@graecu: im normalfall sind argumente das richtige. hier, im fall von quasi-halluzinationen, hilft nur eine für den empfänger erkennbare (!) ironische übersteigerung.

@JP: in der tat liegen zwangshandlungen vor. das mag ja stimmen, aber der expertentipp stimmt auch!

 niemand (29.04.17)
Es sind wohl nur Spekulationen, welche ich jetzt von mir gebe, doch könnte es nicht sein, dass ein Zwangsneurotiker in
Kindheit, oder Erwachsensein/Ehe etwas erlebt hat was ihn an seinen eigenen Fähigkeiten/seiner Zuverlässigkeit unterbewußt zweifeln läßt. Ängstliche oder dominante Eltern, welche ihm nichts zutrauen, oder einen Ehepartner welcher dominant
ist uns sein "Klugheit" dermaßen zur Schau stellt, das im Gegenpart eine Art Angst entsteht [ein Eigenzweifel] welche
ständige Bilder des Selbstversagens produziert: Habe ich das gemacht, jenes erledigt, diese oder jene Katstrophe abgewandt
etc. und somit ein nicht enden wollender Kontrollzwang über seine Handlungen hervorrgerufen wird? Ich bin kein Psychologe, halte aber eine solche Möglichkeit nicht für ausgeschlossen.
LG niemand

 loslosch ergänzte dazu am 29.04.17:
später mal mehr ...

 JoePiet (30.04.17)
Ach und im übrigen müsste man unbedingt noch nachfragen:
Wo sind eigentlich auf dieser Erde KEINE Gefahren?
Ich wüsste jetzt ad hoc keinen Ort.
Der Spruch ist überkommen...

 loslosch meinte dazu am 30.04.17:
mancher sieht gefahren dort, wo keine sind. dh heißt ja nicht, dass prinzipiell immer und überall keine gefahren drohen (zb durch meteoriteneinschlag). der spruch hat potential - auf der psychologischen ebene.
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