Gemeinsames Lernen

Glosse zum Thema Lernen

von  loslosch

Homines, dum docent, discunt (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales - ähnlich zuvor Cicero und andere). Während die Menschen lehren, lernen sie.

Eine alte didaktische Regel, in vielen Variationen geschrieben und millionenfach empirisch bewährt. Manche oberschlaue (oberfaule?) Lehrer gehen im Vertrauen auf diese Regel unvorbereitet in den Unterricht, nach der Devise: Gemeinsam lernen! In seinem satirischen Roman "Lehrerzimmer" (2003) hat Markus Orths (geb. 1969) einem flotten Spruch aus dem Lehrerseminar zu neuem Glanz verholfen: Schwellendidaktik. Im Augenblick, da der Pädagoge die Schwelle zum Klassenzimmer überschreitet, entwirft er ein methodisches Konzept für die Unterrichtsstunde. Die Nähe zur Schwellenangst erscheint frappierend. Dennoch: Angstfreies Lernen bleibt das Gebot der Stunde.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (05.05.17)
Markus Orths hat den Begriff der Schwellendidaktik nicht erfunden, sondern als Studienreferendar kennengelernt. Den (real)satirischen Begriff lernte ich schon in den 80er Jahren kennen, auch: Türklinkenpädagogik und Ähnliches.
Was die Schwellenangst des Lehrers betrifft, so hat der Hauptschullehrer Volker Brück das vielleicht beste Buch über die Rollenproblematik im Lehrerberuf geschrieben: Die Angst des Lehrers vor seinem Schüler - ich kenne kein besseres Buch zum Thema Lehrer/Schüler.
Markus Orths Satire ist höchst amüsant und enthält viel Wahrheit, ist allerdings literarisch unbedeutend. Ich habe mit Orths um 2003 korrespondiert. Er ist leider nicht trotzdem Lehrer geworden. Man kann ohnehin nur trotzdem Lehrer werden und sein - und dann ist der Beruf höchst anspruchsvoll und erfüllend.

 loslosch meinte dazu am 05.05.17:
ich schrieb ja, dass orths dem begriff schwellendidaktik zu neuem glanz verholfen hat. mein seliger biolehrer leister hat diese methodik noch getoppt: er schritt - in der oberstufe - durch die türschwelle und eröffnete oft mit dem satz "wo waren wir zuletzt". an faulheit das non-plus-ultra.

wenn ich frau seis, meine latein- und französisch-lehrerin, ihm gegenüberstelle, muss ich sagen: an der extrem großen bandbreite zwischen engagierten und oberfaulen lehrern hat sich über diie jahrzehnte nichts geändert.

 Bergmann antwortete darauf am 05.05.17:
Dem stimme ich zu. - Übrigens sollte auch ein guter, engagierter Lehrer in der Lage sein, aus dem Stand eine unvorbereitete, akzeptable Unterrichtsstunde zu halten (bei Vertretung, Stundenumlegung ...). Manchmal ist eine vollkommen andere Unterrichtsstunde aus pädagogisch-didaktischen Gründen notwendig.

 loslosch schrieb daraufhin am 05.05.17:
aber ja. frau seis hat uns an karneval (dienstags?), als wir alle keinen bock hatten, lateinsprüche nahegebracht, wie diesen: te tero, roma, manu nuda. date tela. latete! (unvergessen.)

 Didi.Costaire (05.05.17)
Und falls Lehrer mal etwas vergessen sollten, wiederholen sie es halt im nächsten Jahr. Da steht Kontinuität dahinter und die ist selten verkehrt.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch äußerte darauf am 05.05.17:
schön und gut, aber manche vergessen jahr für jahr bestimmte stofffelder. da werden die strahlensätze in extenso durchgenommen und die finanzmathematik bleibt auf der strecke. ein beispiel unter vielen, dirk. lo
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