Ratschläge für den Kakteenfreund

Innerer Monolog

von  Judas

Neulich machte ich bei mir zu Hause Ameiseninventur. Ich stellte fest: es waren mal mehr. Jetzt sind es nur noch drei und sie wohnen bei meinem Kaktus im Topf.
Mein Kaktus ist eine „Königin der Nacht“. Ein Scheißname für einen Kaktus, vor allem für diesen Kaktus, ich nannte ihn deshalb Nyarlathotep.
Stellte sich raus, Nyarlathotep ist nicht nur ein Kaktus sondern auch ein Älterer Gott von zwischen den Sternen. Nun mag es anfangs cool klingen, eine WG mit einem Gott zu haben, aber das ist es nur die ersten paar Monate. Ich meine, klar, der Anmachspruch „Hey bei mir zu Hause wohnt ein Älterer Gott von zwischen den Sternen, magst du ihn mal sehen?“ zieht an den Bars dieser Stadt. Aber dann heißt es „Nyarlathotep, hör auf, die anderen Pflanzen im Wintergarten zu verdrängen“ und „Nyarlathotep, wir leben in einer dreidimensionalen Welt, das gilt auch für dich“ und „Nyarlathotep, hör auf, meinem One-Night-Stand unaussprechliche, zyklopische Schrecken ins Hirn zu pflanzen.“
Da wirst du schon irgendwann müde vom Ermahnen.
Auch mit der Allmacht ist das so eine Sache. Letztens, ich war mal wieder übersättigt von der Ungerechtigkeit in der Welt, da sagte ich zu ihm:
„Mach doch mal was gegen den Krieg und das Chaos im Nahen Osten.“ Ich meine, der heißt ja zu Recht so, weil er so nah dran ist. Quasi einen Katzenwurf von hier entfernt. Der ist dann schneller „Der Osten in meinem Vorgarten“ als mir lieb ist. Und Krieg und Chaos in meinem Garten, nee, das brauch ich auch einfach nicht.
Jedenfalls hielt Nyarlathotep es dann für eine grandiose Idee, dem Nahen Osten einfach ein paar Panzer und 50 Tomahawk Raketen zu schenken und ich dachte nur wieder, och nee. Aber ich hätt’s besser wissen müssen, wenn du ’nen Älteren Gott von zwischen den Sternen bittest, Krieg und Leid zu beenden, musst du deine Bitte präziser formulieren.
Ich hab dann noch mal meine Ameisen gezählt. Es sind jetzt nur noch zwei. Ich weiß nicht, warum die verschwinden, ob die irgendwo hingehen oder sterben, keine Ahnung. Einmal habe ich ein Stück Würfelzucker in ihre Mitte gelegt und war dann Mitarbeiter des Monats. Vielleicht denkt Nyarlathotep auch, sie wären eine Opfergabe an ihn, was weiß ich denn.
„Wir sind doch alle nur geduldet“, sag ich zu der letzten Ameise.
Der Nahe Osten ist jetzt mein Nachbar und sehr nett. Gestern zum Beispiel hat er mich darauf aufmerksam gemacht, dass Bioabfall nicht in die gelbe Tonne gehört.
Ich musste dann auch relativ schnell einsehen, dass dir ein Gott im Wintergarten nicht unbedingt dabei hilft, die Welt zu retten. Deshalb probier ich’s jetzt erstmal mit Mülltrennung und guck mal, wohin mich das führt.


Anmerkung von Judas:

Cthulhu approves.

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Kommentare zu diesem Text

Festil (59)
(17.05.17)
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 Judas meinte dazu am 17.05.17:
Gefällt mir :D

Und wenn du wüsstest, wieviele Brüder und Schwesterdinger er hat... nicht in meiner Wohnung, zum Glück.
Graeculus (69)
(17.05.17)
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 Judas antwortete darauf am 17.05.17:
Danke :D
RedBalloon (58)
(17.05.17)
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 Judas schrieb daraufhin am 17.05.17:
Dann wüsste ich zumindest, warum die alle immer verschwinden... und ständig mit Antiker-Technologie zurück kommen!
ues (34)
(20.05.17)
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 Judas äußerte darauf am 20.05.17:
fhtagn und so :D

Danke, mein Lieblingsues!
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