Der Kampf gegen das Absurde

Gedicht zum Thema Absurdes

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Sonette auf berühmte Dichter und Philosophen
Absurdität an jeder Straßenecke
verschont auch dich nicht, liegt dort auf der Lauer,
kein Unterschied, ob König oder Bauer,
bringt sie jeden irgendwann zur Strecke.

Doch du gabst uns den Trost, wie Sisyphus
der sinnentleerten Welt zu widerstehen,
mit Stolz dem Schicksal ins Gesicht zu sehen,
entwaffnest das Absurde wie ein Kuss.

„Die Pest“ und „Der Fremde“, diese Werke fragen
nach Existenz trotz Tragik ohne Klagen
und lassen Menschen Schicksal überwinden.

Allein mit Trotz ist dieser Kampf verloren,
der Mensch wird für den Menschen nur geboren,
mit Wärme menschlich sich vereint zu finden.

© Ekkehart Mittelberg, Juni 2017

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(15.06.17)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Merci. Man kämpft gegen das Absurde, indem man sich ihm wie Sisyphus stellt und es auf sich nimmt.
Graeculus (69) antwortete darauf am 15.06.17:
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 15.06.17:
Du verstehst Camus richtig. Aber das ist doch das Absurde, dass man gegen die Absurdität kämpfen muss, obwohl man wie Sisyphus weiß, das man den Kampf nicht gewinnen kann. Meine Interpretation stützt also das Absurde.
Graeculus (69) äußerte darauf am 15.06.17:
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 15.06.17:
Tut mir leid, aber für mich ist das ein fruchtloser Streit um Worte. Du sagst oben. dass Camus sich mit dem Absurden auseinandergesetzt, sich ihm gestellt hat. Da man diese Auseinandersetzung nicht gewinnen kann, nenne ich sie einen vergeblichen Kampf, auf den der Mensch aber wie Sisyphus deswegen stolz sein darf, weil das absurde Schicksal so mächtig ist.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 15.06.17:
Der Kampf gegen das Absurde ist wie der Kampf gegen das Böse. Er ist nicht zu gewinnen. Aber nicht, weil das Absurde/das Böse stärker ist, es ist einfach immerwährend. Und dadurch wird auch der Kampf dagegen nicht vergeblich, er wird episch. Damit muss man sich "nur" abfinden können.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Ja, das Attribut "vergeblich" nehme ich zurück, weil es nicht im Sinne von Camus ist, aber nicht den Begriff Kampf, der in seinem Sinne ist, Graeculus. "[...] Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

– Der Mythos des Sisyphos: 6. Aufl., Reinbek, 2004. S. 159f.
(Antwort korrigiert am 15.06.2017)
(Antwort korrigiert am 15.06.2017)

 TrekanBelluvitsh (15.06.17)
Heute würde sich da "Der Potus" anbieten...

Schön gedichtet.
Graeculus (69) meinte dazu am 15.06.17:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Danke Trekan. Graeculus, ich begreife Trekan so, dass er die Politik Trumps als absurd versteht.
Beschädigt diese Auslegung Camus oder verstehe ich dich falsch?
Graeculus (69) meinte dazu am 15.06.17:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
ja, die Absurdität des Daseins ist tragisch. Richtig ist, dass Trump sich nicht als Figur für ein klassisches Drama eigenen würde. Aber seine Position ist so mächtig, dass seine Entscheidungen, zum Beispiel gegen den Schutz der Umwelt, tragische Konsequenzen haben können.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 15.06.17:
Nun ja, das Absurde muss ja nicht unbedingt tiefgründig oder absurd sein.

Beispiel: In Büchern über den WKII liest man auch von einem deutschen SS-General mit dem Namen von dem Bach-Zelewski. In der tat hieß der Mann so. Allerdings ließ er sich in jener Zeit nur als "von dem Bach" ansprechen, weil Zelewski doch zu polnisch klang. Vielleicht ist das auch eher lächerlich, aber es zeigt die Absurdität der Gedankenwelt in der NS-Zeit.

Ja, Trump ist peinlich, er ist lächerlich, er ist aber auch absurd. Und wie das Böse kann das Absurde auch banal sein. (Das ist Trump nämlich auch.)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Ich würde sagen, das Absurde muss nicht immer tiefgründig absurd sein.
Deine Aussage, dass das Absurde auch banal sein kann, hätte Hannah Arendt
bestimmt unterschieiben.
(Antwort korrigiert am 15.06.2017)
(Antwort korrigiert am 15.06.2017)
NimbusII (42)
(15.06.17)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Gracie, Heike. Mir ist wichtig, hier zu klären, wie Camus das mit der Wärme gemeint hat:
"In Die Pest reicht die Revolte allein nun nicht mehr zur Sinngebung des Menschen aus. In ihrer scheinbar hoffnungslosen Situation und ihrem aussichtslosen Kampf dagegen finden die Menschen zur gegenseitigen Solidarität, zu Freundschaft und Liebe:

« À la fin, c’est trop bête de ne vivre que dans la peste. Bien entendu, un homme doit se battre […]. Mais s’il cesse de rien aimer par ailleurs, à quoi sert qu’il se batte? »

„Letztendlich ist es sehr dumm, nur mit der Pest zu leben. Ein Mensch muss natürlich kämpfen […]. Aber wenn es damit endet, dass er sonst nichts mehr liebt, wofür ist dann das Kämpfen gut?“[18]

Ohne im Daseinskampf gewonnene Werte ergibt die Revolte keinen Sinn. Aber diese Werte müssen sich auf das richten, was wirklich existiert: auf die Menschen selbst. Was der Mensch braucht, ist „menschliche Wärme“ („chaleur humaine“)."
Nebenbei bemerkt bestätigt Camus hier noch einmal, dass der Mensch kämpfen muss. Aber ohne menschliche Wärme ist deer Kampf sinnlos.
LG
Ekki
NimbusII (42) meinte dazu am 15.06.17:
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clabaudrio (58)
(15.06.17)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Merci, clabaudrio, ich kann dir nur zustimmen. In meiner Antwort auf den Kommentar von NimbusII habe ich noch einmal erläutert, wie wichtig Camus die menschliche Wärme ist.

 AZU20 (15.06.17)
Sisyphus weiß, dass er das Absurde nicht überwinden kann, und stellt sich dem Kampf dennoch, was ihn glücklich macht. Darüber haben wir uns als Oberstufenschüler nächtelang die Köpfe heiß geredet. Schön, dass ich mich daran erinnern durfte. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.06.17:
Gracie, Armin. Auch wir haben als Oberstufenschüler über den Mythos von Sisyphus diskutiert und es hat ein bisschen gedauert, bis wir begriffen haben, worin sein Glück besteht.
Ich habe mich über die Empfehlung und Favorisierung gefreut.
Liebe Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(15.06.17)
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 ManMan meinte dazu am 15.06.17:
Interessant finde ich die Frage, ob Sisyphos Einsicht in die Vergeblichkeit seines Bemühens hat, den Fels oben zu belassen, und ex eo die Frage, welche Konsequenz eine solche Einsicht hätte. Ist er vielleicht wie in Platons Höhlengleichnis gar nicht in der Lage dazu? Dann würden sich in der Tat viele Fragen erübrigen, aber es würden auch neue gestellt werden müssen, z.B. über die Grenzen menschlicher Erkenntnis. Und das ist keine naturwissenschaftliche Frage, sondern eine der Poesie und Kunst, denke ich. LG ManMan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.06.17:
@waBash: Merci. Man kann als Philosoph zu der Erkenntnis kommen, dass das Absurde nur vermeintlich absurd ist, vor allem aus religiöser Perspektive.
Für Camus ist das Absurde einfach absurd und der Reiz liegt darin, sich ihm zu stellen. Sisphus bezieht aus der Tatsache, dass er das kann, Selbstbewusstsein und sogar Glücksempfinden. Er glaubt nicht, den Kreislauf des Hamsterrades seiner Arbeit durchbrechen zu können.
@ManMan: danke. Nach Camus erkennt Sisyphus die Vergeblichkeit, die Absurdität seines Handelns. Er ist aber stolz darauf, dass das Schicksal ihn nicht klein kriegt.
LG
Ekki

 TassoTuwas (26.06.17)
Hallo Ekki,
das Absurde zu bekämpfen ist lobenswert doch vergeblich!
Also denke ich mit Behagen an "Die Nashörner!
(ich weiß, das ist ein Anderer)
Herzliche Grü0ße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.07.17:
Merci für deinen Hinweis, Tasso. Das passt gut zusammen.
Herzlichst
Ekki

 GastIltis (03.07.17)
Hallo Ekki, der Text ist gut. Der Bezug ist uralt und aktuell. Ab wann wird aus Trotz Kampf? Das scheint mir offen zu bleiben.
LG Giltis.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.07.17:
Merci, Giltis. Ich denke, es muss offen bleiben, wann Trotz in Kampf umschlägt, weil es individuell verschieden ist. In "Die Pest" von Camus spiegelt es sich unterschiedlich in den Figuren.
LG
Ekki
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