Handwerker unter sich

Anekdote zum Thema Streit

von  loslosch

Figulus figulo, faber fabro invidet (Tertullian, ~150 n. Chr. bis ~230 n. Chr.; Adversus nationes - nach Hesiod, 8. Jh. v. Chr.). Ein Töpfer beneidet den Töpfer, ein Schmied den Schmied.

Ob es der zernagende Neid ist? Oder vielmehr die seit alters wirkende Handwerkerehre? Die Sache ist steigerungsfähig: Bei der Ausführung eines Neubaus lag der Architekt quasi im Dauerclinch mit dem Bauunternehmer, der Bauunternehmer in Fehde mit dem Elektroinstallateur, dieser wiederum mit dem Architekten. Und das Tollste an der Geschichte ist, dass der potentiell am stärksten Betroffene, der Bauherr, mit allen dreien ein gutes Einvernehmen hatte.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(30.06.17)
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 loslosch meinte dazu am 30.06.17:
bis nach 212. das ist ja nach oben offen. bei wiki heißt es noch immer, dass er ein hohes alter erreichte. tertullian war übrigens ein komischer heiliger, der die wiederheirat von witwen verbieten wollte.
Graeculus (69) antwortete darauf am 30.06.17:
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 TrekanBelluvitsh (30.06.17)
Ich kenne das selbst aus einem andern handwerklichen Bereich. Aber es gibt ein Gegenmittel: Sich die Sachen der Leute anschauen, die schlechter als man selbst ist. So baut man das Selbstvertrauen auf und kann sich dann mit denen beschäftigen, die eindeutig besser als man selbst sind, ist bereit von jenen zu lernen. Man muss sich eben nur selbst austricksen.

 loslosch schrieb daraufhin am 30.06.17:
die erste hälfte der strategie schaffen fast alle! der bauherr damals, der mit allen streithanseln ein gutes einvernehmen hatte, war der verfasser selbst.

 Irma (30.06.17)
Warum sollte ein Hahn einen Schwan beneiden? Er kämpft ’natürlich’ mit seinesgleichen. Eine Dame wird auf einer Feier die anderen Damen ihres Alters kritisch beurteilen, ob sie etwa besser gekleidet sind, eine bessere Figur und weniger Falten haben oder sich insgesamt besser gehalten haben. Warum sollte sie sich mit den jungen Mädels messen? Es steckt eben in der Natur der Sache, dass man sich mit Gleichem vergleicht. Ein Töpfer wird den Schmied nicht beneiden und ein Schmied nicht den Töpfer. Jeder weiß: ’Schuster, bleib bei deinen Rappen!’

’Konkurrenz belebt das Geschäft’ heißt es. Insofern kann ein gesunder Wettbewerb manchmal der Sache dienlich sein. Dein Bauherr allerdings ist Leidtragender in einem Projekt, wo nicht mehr miteinander, sondern nur noch gegeneinander gearbeitet wird. Dein angeführtes Beispiel hinkt jedoch etwas. Hier streiten ja nicht zwei Architekten oder wetteifern zwei Elektroinstallateure miteinander, sondern es ist quasi eine Streitkette, ein Clinch auf verschiedenen Hierarchie-Ebenen. LG Irma
(Kommentar korrigiert am 30.06.2017)

 loslosch äußerte darauf am 30.06.17:
man kann aber sagen, dass es allesamt bauberufe sind. als bauherr habe ich damals wohl alles richtig gemacht.

 niemand ergänzte dazu am 30.06.17:
Warum sollte ein Hahn einen Schwan beneiden? Er kämpft ’natürlich’ mit seinesgleichen. Eine Dame wird auf einer Feier die anderen Damen ihres Alters kritisch beurteilen, ob sie etwa besser gekleidet sind, eine bessere Figur und weniger Falten haben oder sich insgesamt besser gehalten haben. Warum sollte sie sich mit den jungen Mädels messen? Es steckt eben in der Natur der Sache, dass man sich mit Gleichem vergleicht. Ein Töpfer wird den Schmied nicht beneiden und ein Schmied nicht den Töpfer. Jeder weiß: ’Schuster, bleib bei deinen Rappen!’

Sprichst Du hier nicht von zweiterlei Dingen, Irmchen,
die da wären "beurteilen" und "beneiden"?
Beurteilen kann man Seinesgleichen, um zu Beneiden muss man sich nicht an Seinesgleichen halten. Die ältere Dame kann durchaus kritisch sein zu einer ebenso älteren, beneiden kann sie jedoch durchaus eine jüngere und das nicht ohne Grund.
Hat doch diese, wenn sie nicht grad potthäßlich ist, einige Dinge auf die sie durchaus neidisch sein könnte. Heißt ja nicht, dass es jede ältere tut, doch die Möglichkeit dazu ist vorhanden. Schon die Jugend und die Frische bietet einen Grund hierzu. Natürlich wird man sich nicht von der eigenen Art entfernen, beim Beneiden: Es wird schon im menschlichen [sprich: eigenen] Bereich bleiben. Obwohl, man kann auch ein Tier um seine Eigenschaften beneiden, als Mensch. Die Leichtigkeit und Flugfähigkeit des Vogels wäre so ein Beispiel,
an welchem der träge und bodenständige Mensch scheitert
LG Irene

 loslosch meinte dazu am 30.06.17:
das problem beginnt schon bei der übersetzung: invidere heißt "beneiden", "neidisch sein". das kann, muss aber nicht dassebe bedeuten. im kontext ist natürlich gemeint: der töpfer ist neidisch auf seinesgleichen usw.

ich beneide die vöglein auch ob ihrer flugkünste. (die fliegen fast schneller, als ich gucken kann.) neidisch auf die tierchen bin ich eigentlich nicht.
(Antwort korrigiert am 30.06.2017)

 Irma meinte dazu am 03.07.17:
Ja, liebe Irene, man kann die Jüngeren schon ob ihres Aussehens und ihrer Jugendfrische beneiden. Aber in eine echte Konkurrenz wird man wohl nicht mit ihnen treten wollen, denke ich?

Ein echtes, kämpferisches Wetteifern findet meiner Meinung nach immer nur zwischen Mit-Gliedern (oder auch ohne) einer annähernd ähnlichen - also vergleichbaren - Klasse statt.

Man kann als Fünfzigjährige sehr wohl eine Zwanzigjährige beneiden. Aber in Neid verfallen wird man wohl eher gegenüber der Sechzigjährigen, die um zwanzig Jahre jünger tut und scheint.

LG Irma

P. S. Lo, diese Unterscheidung ist tatsächlich wichtig - und richtig!
(Antwort korrigiert am 03.07.2017)
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