Zur Entstehung des West-Östlichen Diwans

Kurzgedicht zum Thema Literatur

von  Möllerkies

Was, so brüllt der alte Goethe,
reimt sich bloß auf »Morgenröte«?
Nimm »Prophete«, rät ihm Schiller.
Goethe dankt, und es wird stiller.
 
Ist kein guter Tipp gewesen:
Wenn wir heut’ im »Diwan« lesen,
was Suleika sagt (zu Hatem),
nimmt das Kichern uns den Atem.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (03.07.17)
Goethes "Als ich auf dem Euphrat schiffte ..." im Diwan ist nicht wirklich ein gutes Gedicht. (Goethe hat mit harzgebirgler also doch Gemeinsamkeiten.) Am wenigsten liegt dies an den Reimen. Aber es finden sich in unmittelbarer Umgebung des für mich zumindest bedeutenden deutschsprachigen Gedichtbandes, ich glaube, er befindet sich in meiner Liste auf Platz eins, großartige Gedichte.

Ich halte Goethes Vorworte im Diwan für die schönste deutsche Prosa, die je geschrieben wurde.

Dir gelang mit diesem ein Coup. Ein im gernhardtschen Stil ironisches Kurzgedicht, das auf den monumentalen Band indirekt hinweist und dabei gleichzeitig berechtigte Textkritik übt. Klasse!

 ManMan meinte dazu am 03.07.17:
Das von dir zitierte Gedicht "Als ich auf dem Euphrat schiffte..." stammt wahrscheinlich von Marianne von Willemer und wurde von Goethe nur überarbeitet. Der Germanist H. Grimm vermutet als ursprüngliche Fassung von V 7 für "sag Prophete" die Version "sage Goethe. Es könnte also geheißen haben bei von Willemer: "Sag’, Poete, sage, Goethe// Was bedeutet dieser Traum?" LG ManMan

 Möllerkies antwortete darauf am 04.07.17:
Zur Entstehung des Anfangsverses habe ich auch noch etwas zu berichten:

Goethes Schrei zerreißt die Lüfte:
Was reimt sich auf »Wasserklüfte«?
Nie war seine Stimme schriller.
Schreib doch »schiffte«, murmelt Schiller.

Später quält ihn das Gewissen:
Er hat nur ’n Witz gerissen.
Goethe aber greift zum Stifte:
»Als ich auf dem Euphrat schiffte«.

Danke für das Lob, Dieter.

 Möllerkies schrieb daraufhin am 04.07.17:
ManMan, das klingt plausibel. Und es gibt ja auch das Gegenstück, die folgenden Verse Goethes:

Du beschämst wie Morgenröte
Jener Gipfel ernste Wand
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.

Da ist dann ziemlich offensichtlich, wer da Hauch & Brand fühlt.

 Irma (03.07.17)
Das Übernehmen scheint bequem.
Doch gilt der Rat: Trau - schaue wem!
Denn mancher Könner ist kein Gönner
und reimt dir Reime immer schlömmer!

LG Irma (die es sich gerade auf ihrer Chaiselongue bequem macht)

P. S. Mein alter Deutsch-Leistungskurslehrer hat uns tausendfach Goethe lesen lassen, aber kein einziges Stück von Schiller. Den hat er verachtet. Und uns Bildungslücken verbrachtet. :-D
(Kommentar korrigiert am 03.07.2017)

 Möllerkies äußerte darauf am 04.07.17:
:D So isses, Irma.

Wer übernimmt, sei strenger Prüfer,
sonst sind die Reime immer schüfer.

 Peer (03.07.17)
Da muss ich den alten Fritz in Schutz nehmen, denn der hätte Goethe sicherlich dazu geraten:

"Reim dir deinen Mist doch selber,
und sei darin unverdrossen.
Denn bemeckern’s dann die Kälber,
hast du selbst den Bock geschossen."

LG Peer
(Kommentar korrigiert am 03.07.2017)

 Möllerkies ergänzte dazu am 05.07.17:
:D Genau, er hätte mit einem echten Peer geantwortet.

 EkkehartMittelberg (03.07.17)
Iich hätte nicht geglaubt, dass noch so viele mit deinem spöttischen Gedicht auf auf den West-Östlichen Diwan etwas verbinden.
LG
Ekki
Graeculus (69) meinte dazu am 03.07.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Möllerkies meinte dazu am 05.07.17:
Das geht mir auch so, Ekki. Und: Das geht mir auch so, Graeculus.

 AZU20 (03.07.17)
Abgesehen von dem gelungenen Gedicht ist schön, was es an Kommentaren hervorrief. Gern gelesen. LG

 Möllerkies meinte dazu am 05.07.17:
Danke, Armin.
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