Die Qual der Wahl

Glosse

von  Reliwette

Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?


"In wenigen Wochen sind Bundestagswahlen!" "Jo, Hermann, ick weit woll!" "Un? Geihst wählen?" Die kurze mundartgerechte Einführung gab seinem Kumpel Jupp die Gelegenheit, auf seine neueste Aktivität hinzuweisen: "Über das Internet wurde ich auf die Möglichkeit aufmerksam, dass engagierte Wähler Fragen an einen Wahlkreispolitiker/In ihrer Wahl stellen können. Das habe ich gemacht, denn Fragen zu stellen ist die aktive Politik des kleinen Mannes."
"Wem hast du welche Frage gestellt?" wollte Opa Hermann jetzt genau wissen. "Na ja, bei uns ist das Gitta Connemann", meinte Jupp, "ob die nun omnipotent ist, kann ich nicht sagen, aber omnipresent ist sie auf jeden Fall, und immer mit Presse." "Und welche Frage hast du über dieses Portal an sie gestellt?" "Ich habe geschrieben: "Liebe Gitta Connemann (CDU), sind Sie mir böse, wenn ich bei der kommenden Bundestagswahl Frau Wagenknecht wähle?"
"Und? Hat sie dir geantwortet?" "Bis heute nicht. Aber das Moderatorenteam hat die Frage zugelassen, wie mir mein E-mail Programm flüsterte."
"Fragen stellen, Fragen stellen", echote Opa Hermann, "das ersetzt doch keinen Willensaustausch!" "In Bezug auf wichtige Entscheidungen z. B. bei der Außenpolitik könnte das gewisse Rückschlüsse ergeben", behauptete Jupp mit heftigem Kofnicken. "Auf die Frage, wie reagiert Ihre Partei auf die Tatsache, dass fünfundfünfzig Prozent der Deutschen die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland fordern?"
"Nee, nee, nee", regte sich Opa Hermann auf, "das kannste doch nicht deine Wahlkreisstante fragen, das musst du Frau Merkel fragen! Denn auch in einem Matriarchat wie Merkel, Von der Leyen und Co. gibt es immer eine Älteste, das solltest du stets im Hinterkopf behalten, wenn du sinnlose Fragen an die falschen Köpfe stellst." "Ich weiß gar nicht, was du gegen ein Matriarchat hast", maulte Jupp, "es sind doch jetzt überall Frauen in wichtigen Positionen, die einzigen, die bis jetzt standhaft geblieben sind, sind der katholische Klerus und das Dreigestirn beim Kölner Karneval. "Ich finde Männer mit blonden langen Zöpfen total geil!"
"Und alte Säcke in Frauenkleidern aus Gardinenstoff, oder wer oder was?" Opa Hermann kicherte in sich hinein. "Jetzt gehst du aber unter die Gürtellinie, altes Steigeisen!" "Nee", sagte Opa Hermann, "ich hab nix von Messdienern verlauten lassen! Häme kommt nicht aus meinem Mund!" "Komm, komm, komm, alter Freund, etwas Selbstkritik wäre aber angebracht, ich drücke es jetzt mal vorsichtig aus: Häme ist dein zweiter Vorname." "Nee, das ist Satire", behauptete Opa Hermann stur, "Häme ist, wenn ich zu einem katholischen Pfarrer sagen würde, dein Latein ist schlecht, wie kann man nur den Alkohol hervorheben in einer Predigt von wegen "spiritus sanctus?"
"Aber mal etwas Anderes, wie kommst du von Politik auf Katholizismus? Ich meine, den Zusammenhang mit Karneval verstehe ich ja noch." "Ja, habe ich das "C" in die Union eingebracht? Das kommt garantiert aus Bayern, das ist bayerischer Import! Wie kann man eine unchristliche Partei mit einem Glaubensanspruch unterwandern?" "Was meinst du konkret mit unchristlich?" "Rüstungsteile, ganze Panzer nach Saudi-Arabien verkaufen, als wüsste niemand im Bundestag, dass die gerade dabei sind, den Jemen plattzumachen!" "Jemen, Jemen, das sind doch die, welche noch Hände abhacken und steinigen!" "Das ist dort juris prudens, eine gut fundamentierte alte Rechtsprechung!" "Ooch komm!" "Wer zweimal beim Klauen erwischt wird, der kann anschließend weder Messer noch Gabel halten!"
"Brauchst auch nicht unbedingt, hast du schon jemals bei Mc Donald gesehen, dass die Leute da mit Messer und Gabel essen?"
"Wo waren wir stehen geblieben?" "Bei Frau Connemann! Wenn sie aus dem Urlaub aus Cornflakes zurück ist, wird sie meine Frage vorfinden!" "Du meinst Cornwall?" "Ist doch dasselbe, total koscher!" "Au Backe, Jupp, deine Orthografiekenntnisse sind aber nicht berauschend!" Und deine Geografiekenntnisse auch nicht!" "Wie kommst du jetzt auf Geografie?" "Na, bekannt nach dem Geodreieck, weißt schon, Mengenlehre!"

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (07.08.17)
Der Unterschied zwischen Pest und Cholera liegt nur in der Art des Bakteriums.

 Reliwette meinte dazu am 08.08.17:
sind schon mehr Viren (die Parteien), oder? Herzlichst!
Hartmut T.R.

 Dieter_Rotmund (07.08.17)
"omnipresent"?

Das mit der angeblichen Tatsache der 55% ist eine geschickt untergejubelte Fehlinformation. Für eine Glosse ist der Text nicht lustig genug. Die Protagonisten haben zwar Pepp, aber das Thema ist öde.

 Reliwette antwortete darauf am 08.08.17:
Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung will ein friedliches Verhältnisd zu Russland.
Sprich doch einfach mal mit den Menschen, Du wirst staunen, selbst CDU-Anhänger äußern das. Ansonsten : Onipräsent - allgegenwärtig - omnipresent - ein Geschenk für jede Gelegenheit - schau ma auf den Schluss: Geodreieck und Mengenlehre..
Herzlichst! Hartmut T.R.
Graeculus (69)
(07.08.17)
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 Reliwette schrieb daraufhin am 08.08.17:
Wenn ich CDU-Wähler wäre, würde ich den Text auch nicht lustig finden. Opa Hermann und sein Kumpel Jupp sind Stammtiischler, deshalb stimmt das eine nicht zum andern, wie es in der Unterüberschrift angedeutet wird. Nicht gelesen?
:-) Gruß Hartmut T. Reliwette.
Und irgenwer mag Dich nicht, Graeculus, irgendwer hat den Text empfohlen. Icke lach mir schief. Herzlichst! Hartmut T.R.
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