Einfach depraviert: Man hat seinen Ort in der arbeitsteiligen Gesellschaft gefunden, sei es in der Produktion von Zahnpasta oder irgendwas, als Pädagoge, Kernphysiker, Lyriker oder in Wartestellung auf Hartz4. Weil so nur Teilaspekte der Persönlichkeit abgedeckt werden, hat man daneben noch ein im weitesten Sinne des Wortes Familienleben und sei dieses auch nur in Krüppelform lesbisch, schlimmer schwul. Um nicht den Verdacht sich selbst gegenüber aufkommen zu lassen, jetzt könne noch was fehlen, fehlt jetzt nur noch der Gipfel der Verlogenheit: der sogenannte Freundeskreis, dem man im Sinne einer Konfirmation seinen Beruf und seine lesbische oder schwule Familie präsentieren kann (denkt man länger drüber nach, sind alle Familien aber einfach doch nur lesbisch).
Alle sind einfach depraviert. Eine Vollkommenheit im Zustande einfacher Depravation erreichen jedoch nur wenige. Unter diesen wenigen sind sicherlich mehr professionelle Lyriker als Manager, die mit Millionenbankkonto doch sehr an ihrem Mundgeruch leiden, weswegen sie - andere zusätzlich Gründe ähnlich lesbischer Natur kommen aber hinzu - in ihrem Golfclub gemobbt werden und sich schließlich erhängen, wobei sie dann nicht einmal eine Erektion haben.
Doppelt depraviert: der Schlussstein einfacher Depravation. Es ist einem jegliche Möglichkeit genommen, Einblick in seinen Zustand einfacher Depravation zu nehmen. Man hält sich und alle andere für einfach ganz normal und menschenwürdig, meint, dass genau diese Form von Normalität und Menschwendwürdigkeit nicht einmal beim Ficken aufhört und empfindet jetzt eigentlich nur noch das Bedürfnis, dies in irgendeiner Form - würdig - zum Ausdruck zu bringen. Typischer Fall von Litforen-Autoren. Sie sind alle einfach depraviert, weil sie irgendwo anders als in der Literatur ihren Ort gefunden haben. Zusätzlich sind alle doppelt depraviert, weil sie alle drauflos schreiben, ohne sich von ihrem Zustand einfacher Depraviertheit Rechenschaft abzulegen. Ja schlimmer: jegliche Möglichkeit, Einblick in ihren Zustand einfacher Depraviertheit zu nehmen, ist ihnen genommen. Umso normaler und menschenwürdiger erscheint ihnen, was sie schreiben.
Eigentlich sind LitForen-Autoren dreifach depraviert: Sie befinden sich an einem Ort, der weder klar der Sphäre der Familie, ihrem sogenannten Freundeskreis oder der Welt nützlicher Produktion von irgendwas zuzurechnen ist. Sie sind bereits quasi "außerhalb", tun aber so als seien sie innerhalb: Imitation von Familie, Freundschaft, professionellem Lyriktum. Also exakt der Zustand, den die ägyptischen und tibetischen Totenbücher als zweiten Tod beschreiben. Das aber physisch lebend!!! Gruselig, oder?
Faszinierend, abstoßend, voller Hoffnung und hoffnungslos verlogen und verloren zugleich: die Figur des LitForen-Autors und die des Flüchtlings. Komme einfach nicht davon los.