Dachbodendielen

Kurzgeschichte zum Thema Romantik

von  Whanky931

Eine kleine Schweißperle rinnt über seine Stirn, bis runter zu seinen Mundwinkeln, verliert sich in einer Lachfalte und sprießt an seinem Hals herunter.
28°, gefühlt 35° sind es hier oben. Die Wettervorhersage meinte, dass dies einer der heißesten Sommertage des ganzen Jahres werden solle.
Er lässt einen Fuß aus der Hängematte hängen, welche zwischen den Querbalken seines Dachbodens gespannt ist und streicht mit seinem großen Zeh leicht über den Boden.
Er hatte vor einer Zeit seinen Schallplattenspieler hier hoch gebracht und erfreute sich gerade den leichten Klängen alter Hiphop-Beats. Das kleine Fenster durch welches die spröden Lichtstrahlen der Nachmittagssonne schienen war total verdreckt. Es sah fast so aus, als hätte es nie jemand geputzt.
Als einer seiner Freunde ein mal zu Besuch war und genau dieses Fenster ansprach erwiderte er damit, dass genau dieser Dreck dem Licht eine angenehme Farbe geben würde.
Sein Freund faselte von Hygiene und was denn die Nachbarn denken sollten, doch da hörte er bereits weg.
Es interessierte ihn nie wirklich was andere Menschen über ihn dachten – warum auch?
Jeder Mensch würde doch verschieden leben, verschiedene Interessen haben und sein eigenes Leben selbst gestalten können, so dachte er. Er verlor sich oft in solchen Gedankengängen und fragte sich dann meist, weshalb so viele Menschen genau dies nicht verstünden.
Sein Fußballen setzte auf, woraufhin die Dielen knarrten. Jeder leichte Schritt war gehüllt in ein Knistern, während er den Weg auf spitzen Füßen bis hin zur Treppe ging.
Sein Griff umschloss das handgefertigte, abgenutzte Geländer als er galant die Treppe hinunter glitt.
Unten angekommen drehte er mit leisem quietschen seinen Campingherd an und hörte dem Gas beim hinausströmen zu.
Er füllte eine kleine Blechkanne mit Wasser und schaute derweil aus dem Fenster.
Die Sonne war noch immer voller Wärme welche sich auf den Stiefmütterchen ablegte um diese mit Energie zu versorgen, damit sie weiterhin ihr strahlendes Kleid tragen durften.
In eine wohl vor einigen Stunden erst benutzte Tasse goss er schließlich das Wasser und gab etwas Tee hinzu.
Mit seinem Tee in der einen und einer Packung Butterkekse in der anderen Hand schlurfte er schließlich auf seinen Balkon, von welchem aus man den besten Blick auf die unten liegende Straße hatte, auf welcher sich gerade ein Marktplatz erstreckte.
Eine Hand voll Leute striffen durch die sich leerenden Gassen und schauten sich die letzten anzubietenden Waren der Händler an.
Manche von ihnen riefen Sonderangebote aus. Es war schließlich auch schon spät.
Genüsslich an seinem Kaffee schlürfend ließ er sich die vielleicht letzten Sonnenstrahlen dieses Tages auf die Brust scheinen, welche von einem leicht zerissenen Shirt bedeckt wurde.
Er vernahm ein leises klopfen, worauf hin er aufstand und sich zur Tür bewegte.
Das Schloss knackte, als er den Schlüssel umdrehte und ein leichtes Klatschen schallte durch den länglichen Hausflur, als sich die Hände von ihm und seinem Freund trafen.
Albin, sein alter Schulfreund kam mal wieder vorbei. Eigentlich trafen sie sich jeden Donnerstag, doch seit Albin diesen neuen Job hatte, vergaß er oft die Zeit oder schlief meist vor Erschöpfung auf dem Sofa ein.
Da noch etwas Wasser da war, goss er auch Albin einen Tee ein. Die beiden gingen zusammen hoch auf den Dachboden und setzten sich neben den Plattenspieler, welcher gerade die letzten Sekunden der Platte ertönen ließ.
Mit spitzen Fingern setzte er die Nadel vom Plattenrand wieder in die Mitte.
Das war seine Lieblingsplatte. Albin schenkte sie ihm zu seinem 14. Geburtstag. Seitdem hatte er sie immer und immer wieder gehört.
Albin nahm einen kleinen Schluck aus seiner Tasse und fing an von seinem Tag zu berichten.
Jeden Tag lief es gleich. Albin fing an zu erzählen und er war mit dem Kopf schon wieder weg.
Es würde nicht lange dauern, bis Albins Augen träge werden und er seinen Kopf gegen die womöglich einzige nicht knarzende Diele im Haus lehnte.
Er beobachtete ihn dann meist dabei wie er langsam in sich zusammen sackte, holte seinen alten Block hinter dem Plattenspieler hervor und fing an zu zeichnen.
Albin wusste davon nichts, denn er empfand es als komisch ihn jedes Mal zu zeichnen.
Vielleicht eines Tages würde er ihm seine Sammlung der gezeichneten Schlafposen zeigen.
Aber auch nur vielleicht.
"Joel, ach komm schon." flüsterte Albin im Schlaf.
Joel erhob seinen Blick. Albin träumte schon wieder von ihm? Was hatte es damit nur auf sich?
Vielleicht fühlte sich Albin einfach nur wohl in Joels Wohnung.
Oder..? Nein. Das kann nicht sein. Er kannte ihn schließlich schon sein ganzes Leben.
"Hey, Albin." nickte Joel zu ihm herüber.
Nach einigen Sekunden bildete sich ein leichtes Grinsen auf Albins Wangen.
Joel errötete.
Vielleicht war doch etwas daran, dachte er sich, behutsam an seinem mittlerweile erkalteten Tee nippend.
Die Sonne warf ihren letzten Lichtstrahl auf die Dielen. Ein leichtes Knacken ging durch das ganze Haus und nun nickte auch Joel ein, seine Wangen ein leichtes Lächeln zierend.

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Kommentare zu diesem Text

toltten_plag (42)
(19.08.17)
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