Bier und Bifi

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von  Oskar

Fertig wenn du es bist. War ich. Frisch geduscht, angemessene Kleidung für ein Konzert und guter Dinge den vorher anstehenden Familienbesuch zu überleben. Zwei Heineken waren noch kühl und ich freute mich auf den Pellinger Tunnel, der mir wie jeder Tunnel das Gefühl gibt in einem Raumschiff zu sitzen, das grade die Startrampe des Mutterschiffs verlässt. Nun, ein langsames, altes Raumschiff und in diesem Fall eines das nicht ansprang. Wieder die Batterie, wieder der ADAC und die Erkenntnis, dass bei einem Golf die Parkleuchte am Blinker ein und ausgeschaltet wird. Der Mechaniker war gewohnt freundlich und reparierte noch ungefragt den Einfüllstutzen des Öltanks. Mit zwei Stunden Verspätung fuhren wir los. Leider waren die Biere schon getrunken und wir mussten an einer Autobahntankstelle neues kaufen. Und eine Bifi Roll Hot, da nicht gefrühstückt. Erneut verzögerte sich die Weiterfahrt, da der Preis für das Heineken weder in der Kasse gespeichert, noch am Kühler ausgeschrieben war. Die Kassiererin telefonierte lange rum und am Ende machte das Ganze 3,33 Euro. Musste an Insensee denken.

Im luxemburgischen Grenzgebiet angekommen, dort, wo viele Luxemburger wohnen, da Immobilienpreise niedriger als im eigenen Land, wartete schon ihre Familie. Und, zu meinem Glück, zwei Hunde. Ist bei Familienbesuchen immer von Vorteil wenn Haustiere zugegen sind. Man kann sich mit ihnen beschäftigen und muss nicht viel reden. Gras, das beim Warten auf den ADAC geraucht werden musste, lähmt neuerdings Zunge und Hirn. Das war den Vierbeinern egal. Einer stank übel aus dem Maul, aber das war mir wiederum egal. Bier gab es auch. Leider nur schlimmes. Musste also aus einem Präsentkorb sein. Wer bietet seinen Gästen schon Bitburger an. Zum Abschied lud mich ihr Opa ein mit ihm durch die Grevenmacher Kneipen zu ziehen und anschließend bei ihm zu schlafen, wenn seine Enkelin nach Dublin gezogen ist. Ich nickte, lächelte und freute mich über die 100 Euro die er uns für den Abend gab. Luxemburger haben zwar keine Kultur, dafür aber Geld.

Und gute Konzerte. Was die Bands betrifft. Die Einheimischen stehen vor der Bühne, als wären sie mit Lots Frau verwandt. Interpol hingegen verstehen ihr Geschäft. Trafen jeden Ton, quatschten wenig zwischen den Songs und ruppten alle Herzscheißsongs runter, als wären sie noch jung und alle drumherum frisch verliebt. Da konnte man kurz vergessen, dass dieser Bandtourismus eine ökologische Katastrophe ist. Aber wer würde nicht gerne in einem schwarzen Tourbus, gefolgt von einem tonnenschweren Equipment-Truck durch die Welt gurken?

Für den Rückweg sprang der Wagen wie gewollt an, wurde aber ein paar Kilometer weiter von der Polizei angehalten, da wir über eine rote Ampel fuhren. Die Polizisten dachten wir seien Deutsche, wollten 140 Euro abkassieren. Waren wir aber nur zur Hälfte und sie kannte die Beiden von der Schule. Durften also mit einer Verwarnung weiterfahren. Später auf der Autobahn funkelten die Baustellenbeleuchtungen dank einer kleinen Menge MDMA wie Sterne.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.08.17)
Nun ja, auch wenn der Ich-Erzähler drogenumnenbelt ist, die Zeichensetzung sollte trotzdem stimmen.
"Insensee" - Wo liegt der?
mannemvorne (58)
(20.08.17)
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mannemvorne (58) meinte dazu am 20.08.17:
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