Vom Teufel geschickt?

Kurzgeschichte zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Am Tag nach meiner dramatischen Bekehrung zum christlichen Glauben war der Düsseldorfer Kirchentag noch im vollen Gange.
  An einem Stand vor dem Jesus-Haus kam ich mit einer jungen Frau ins Gespräch. In wenigen Worten hatte ich ihr von meinen üblen spiritistischen Erfahrungen und meiner gerade vollzogenen Hinwendung zum christlichen Glauben erzählt. Nun schaute ich sie erwartungsvoll an.
    Sie begann zu lachen und sagte: „Also, ich bin da wohl nicht die richtige Gesprächspartnerin für dich.“ Etwas irritiert fragte ich nach: „Und wieso nicht?“ Sie begann erneut zu lachen:„ Ich heiße mit Nachnamen Faust ! Mich schickt der Teufel!“
  Goethes Faust, dachte ich leicht geschockt. Gab es ein besseres literarisches Beispiel für einen tief in den Okkultismus verstrickten Menschen? War dies jetzt schon wieder eines der Spielchen, wie ich sie in der Nacht zuvor schon erlebt hatte? War sie vielleicht tatsächlich von einem Dämon hierher geschickt worden?
  Ich wischte meine Bedenken beiseite und entgegnete, in Anlehnung an ein bekanntes Goethezitat: „Namen sind Schall und Rauch!“
 
An den weiteren Verlauf des Gesprächs kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Plötzlich aber sagte sie: „So, ich muss jetzt weiter. Im Lessing-Gymnasium findet gleich eine Theateraufführung statt. Wenn du Lust hast, kannst du ja mitkommen. Oder stellt mein Nachname vielleicht doch ein kleines Problem für dich dar?“
    In der Tat war ich mir nicht sicher, ob es wirklich so klug war die Einladung anzunehmen. Eigentlich hatte ich keine allzu große Lust mich vom Jesus-Haus zu entfernen, andererseits wollte ich jetzt aber auch nicht kneifen. Also entgegnete ich: „Nein, das ist kein Problem. Ich komme mit!“   

Eine halbe Stunde später saß ich neben „Fräulein Faust“ in einer großen, prall mit jungen Menschen gefüllten Schulaula und schaute einem klamaukigen Theaterstück zu.
    Alle, einschließlich meiner Nachbarin, schienen sich köstlich  zu amüsieren, aber ich begann mich von Minute zu Minute unwohler zu fühlen. Die oberflächliche Albernheiten auf der Bühne ging mir zunehmend auf die Nerven.
  Aber ich hatte mir die Sache eingebrockt, nun musste ich sie auch auslöffeln.

Es wurde immer unerträglicher und noch nicht einmal die Hälfte des Stückes lag hinter mir. Aber mit einem Mal erwachte ich aus meiner Lethargie. Plötzlich wusste ich genau, was zu tun war. Ich beugte mich leicht zu Fräulein Faust rüber und sagte: „Es tut mir Leid. Aber ich halte das ist hier nicht länger aus!“
    Dann stand ich abrupt auf und bahnte mir, ohne mich noch einmal umzuschauen, einen Weg durch meine Sitzreihe.
   
Draußen vor dem Schulgebäude atmete ich erst einmal tief durch. Der Alptraum war vorbei!
  Wohin jetzt? Einen Moment lang dachte ich ans Jesus-Haus, entschied mich dann aber für mein Nachtquartier im Goethe-Gymnasium. Einen Moment mich ausruhen, ich ja später wieder ins Jesus-Haus gehen.
 
Als ich den Schlafraum betrat, sah ich zu meiner Überraschung Uli, den Missionar aus Tübingen an einem Schultisch sitzen. „Uli, was machst du den hier? Wolltet ihr nicht in der Altstadt evangelisieren?“
    „Ja, ich war auch dort! Aber ich muss die Einsatzpläne für morgen noch fertigstellen und so bin ich vorzeitig gegangen. Aber erstaunlich, dass du hier auftauchst? Ich habe vor zehn Minuten für dich gebetet und nun stehst du plötzlich vor mir.“ Ich blickte ihn verblüfft an. „Du hast für mich gebetet? Aber wieso denn?“
    „Ich hatte das Gefühl, dass du in Schwierigkeiten stecktest. War es so?“ Ich nickte und erzählte ihm die Geschichte mit Fräulein Faust und dem Theaterbesuch. „Erstaunlich“, sagte ich schließlich, „dein Gebet und mein Entschluss zum Verlassen der Veranstaltung haben fast zeitgleich stattgefunden.“
    Er nickte: „Ja, das war dann wohl vom Geist Gottes gewirkt. Eine göttliche Bewahrung! Es könnte tatsächlich so gewesen sein, dass diese Frau vom Teufel geschickt worden ist um dich vom Jesus-Haus weg zu lotsen. Jetzt, wo du noch so unerfahren im Glauben bist, versuchen sie natürlich dich da wieder von abzubringen!“
    Eine Tage zuvor hätte ich so eine Aussage noch für vollkommen absurd gehalten, aber mittlerweile war mir klar, dass es diese dämonische Geister gab und mit ihnen nicht zu spaßen war. Aber die gute Nachricht lautete: Gott hatte mir erneut geholfen!


Anmerkung von Bluebird:

Folge 2 meiner autobiografischen Kurzgeschichten-Sammlung und Fortsetzung von meiner autobiografischen Bekehrungsgeschichte  hier aus dem Jahre 1985

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