Vergissmeinnicht

Prosagedicht zum Thema Heimat

von  Tatzen

Die blaue Blume
in meinem Garten
schaut
etwas kitschig
zu mir
hinüber.

Ich finde
sie hier
in der Gegend überall.

Sobald
ich dort
die Tür aufschließe

meine Jacke meine
Mütze meinen
Koffer
ablege

suche
ich mir
einen Topf und eine
Hand-
voll Erde

für die Samen in meiner Tasche.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(07.10.17)
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 Tatzen meinte dazu am 07.10.17:
Danke für den Hinweis - ich habe einen Bindestrich angefügt. So bleibt die Doppelbedeutung durch die Versifizierung erhalten (dass sich das lyr. Ich eine "Hand" sucht, soll durchaus mitschwingen)
Gruß Daniel

 EkkehartMittelberg (07.10.17)
Diese Blume im eigenen Garten ist ein schönes Symbol für Heimat.

 Tatzen antwortete darauf am 07.10.17:
Ich finde auch gerade ihre Kurzlebigkeit dafür interessant: diese ermöglicht es einem, das Gefühl von Heimat auch mit zu nehmen, wenn man seinen Garten verlässt - oder verlassen muss. Dann eben als Samen, den man in die neue Erde pflanzen kann.
Danke für die Empfehlung! (auch an Graeculus!)

Viele Grüße Daniel

 AZU20 (10.10.17)
Eine gute Idee, Samen von einer Heimat in die nächste Bleibe mitzunehmen und sie zur Heimat zu machen. LG

 Tatzen schrieb daraufhin am 15.10.17:
Gerade wenn man die akute Sehnsucht danach nicht schnell oder ohne große Umstände stillen kann. Meine "Heimat" liegt zum Glück gleich um die Ecke - also mein Elternhaus

 GastIltis (17.10.17)
Hallo Daniel, ich habe eine Weile gebraucht, um von der zweiten in die dritten Strophe zu gelangen. Weil der Heimatbegriff mich verunsichert hat. Inzwischen habe ich die anderen Kommentare und deine übrigen Zeilen gelesen; allzu leicht sollte man es seinen Lesern tatsächlich nicht machen. Empfehlenswert erschien der Text mir davor schon. Herzlich Giltis.

 Tatzen äußerte darauf am 18.10.17:
Schön, dass du gerade an der Stelle gestolpert bist. Mission erfüllt Der Heimatbegriff ist ja momentan in aller Munde. Ich finde es spannend, wie er plötzlich von allen Seiten (wieder) politisch aufgeladen wird. Für mich steckt darin eher etwas sehr Persönliches, Individuelles.
Danke für die doppelte Empfehlung!
Gruß Daniel

 princess (03.04.18)
Hallo Tatzen,

besonders gefällt mir an deinem Gedicht das Schlichte, Unaufdringliche, das du hier mit dem Begriff Heimat verschmelzen lässt. Recht unspektakulär wird aus einer Handvoll Dort-Erde ein Stück Heimat-Erde. Und Heimat-Erde bleibt sie sogar dann, wenn die blauen Blumen verblüht sind. Denn jetzt haben sie sich im Dort-Land angesiedelt, auch wenn sie im Kreislauf ihres Wachsens und Vergehens nicht immer sichtbar sind.

Liebe Grüße
princess

 Tatzen ergänzte dazu am 03.04.18:
Vielen Dank, liebe princess,

das Schlichte fällt mir immer besonders schwer - ich übertreibe es oft mit dem Pathos. Daher macht mich dein Befund besonders stolz.
Das Pathetische ist gerade bei diesem Thema keine gute Option. Mir schwebte bei dem Gedicht der Ausspruch von Thomas Mann im Hinterkopf "Wo ich bin, ist Deutschland" - natürlich hat er das deutlich anders gemeint (in seiner sehr typischen intellektuellen Arroganz). Aber es war ein Ausgangspunkt...
Vielen Dank für's Lesen und für den Kommentar!

Viele Grüße
Tatzen
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