Vielleicht will Gott ja etwas tun!?

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird


Im Jugendclub hatte ich mich monatelang  ans Missionsverbot gehalten, aber mehr oder weniger "Dienst nach Vorschrift" gemacht. Gar nicht mal aus Verärgerung, sondern weil mich meine Tätigkeit langweilte.
    Das wahre Leben fand für mich nach der Arbeit und am Wochenende in der Gemeinde statt. 
   
Eines Sonntags nach dem Gottesdienst fragte mich Sven: "Sag mal, Heiner, ie sieht das eigentlich auf deiner Arbeit aus? Tut sich da etwas evangelistisch?" Leicht irritiert erwiderte ich: "Du weisst doch, dass ich dort Missionsverbot habe!" 
    Er schaute mich herausfordernd an und sagte: "Ich glaube kaum, dass Gott dich an diesen Ort gestellt hat nur, dass du da deine Zeit abreißt. Er möchte da vielleicht etwas tun! Denk mal drüber nach!"  Diese Worte ärgerten mich. Was wußte er schon von meiner Situation im Club?
      Dennoch gingen mir seine Worte nicht aus dem Kopf. Vielleicht hatte er ja Recht und Gott wollte wirklich etwas dort im Jugendclub unter den Kindern und Jugendlichen bewirken.
 
Am nächsten Morgen ergab es sich, dass ich alleine im Club war. Und plötzlich fiel mir wieder Svens Aussage ein: ... vielleicht will Gott ja dort etwas tun!? Ich begab mich nach draußen vor den Club und begann zu beten.
  Was genau ich gebetet habe, kann ich heute nicht mehr sagen. Aber es war intensiv und ich habe ich die Macht der Finsternis  über dem Club gebrochen und den Segen Gottes ausgerufen . Ein durchaus üblicher Vorgang im Jesushaus, wenn man ein geistliches Ziel erreichen wollte.

Am Nachmittag desselben Tages saß ich im Club hinter der Süßigkeiten - Theke, als sich auf einmal zwei 14-jährige Mädels, eine blond und die andere dunkelhaarig, davor setzten. Erst redeten die Beiden miteinander, dann fragte mich auf einmal die Blonde unvermittelt: "Heiner, du bist doch gläubig. Glaubst du eigentlich an Wunder?"
    Natürlich fiel mir augenblicklich das Missionsverbot ein, aber galt das auch für solch einen Fall, wo ich direkt gefragt wurde? Ach egal, dachte ich ich bin gefragt worden und werde jetzt nicht kneifen!
    "Ja, natürlich", entgegnete ich, "warum sollte Gott keine Wunder tun können?" Beide Mädels prusteten gleichzeitig los. Als sie sich wieder etwas erholt hatten, sagte die Dunkelhaarige: "Entschuldige bitte, wir lachen dich nicht aus, es hört sich nur so komisch an. Ich glaube auch an Gott, aber an Wunder kann ich einfach nicht glauben!"
    Ich nickte und sagte: "Ich verstehe das. Aber jetzt mal im Ernst, warum sollte Gott keine Wunder tun?" Dann stand ich auf und holte aus meiner Aktentasche eine christliche Zeitschrift..
    Auf der Titelseite befand sich ein Foto von einer freudestrahlenden jungen Frau, vor einem Rollstuhl stehend. Wundersame Heilung einer Querschnittgelähmten hieß es in der Überschrift. Ich las den beiden verblüfften Mädels einige Passagen vor.

Als ich fertig war, sagte die Blonde: "Warum machst du mit uns nicht mal eine Gebetsversammlung im Club? Da würden bestimmt etliche mitmachen!" Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Geschah das jetzt gerade wirklich?
    "Es ist mir verboten worden etwas über den Glauben zu sagen. Eigentlich dürfte ich auch gar nicht mit euch darüber reden!" Beide schauten mich erstaunt an: ""Wieso das denn?", fragte die Dunkelhaarige. Ich zuckte mit den Schultern: "Ist halt so! Ich darf hier im Club nicht über dieses Thema reden."
  Eigentlich war hier das Thema auch für mich beendet. Aber die Dunkelhaarige ließ nicht locker: "Dann können wir uns ja heute Abend nach Schluss im Park zum Beten treffen. Wir sagen es den Anderen. Würdest du kommen?"
    Ich war ehrlich geschockt, aber ich fasste mich schnell wieder und sagte: "Selbstverständlich würde ich kommen!" "Gut", sagte sie, "dann sagen wir jetzt im Club Bescheid, dass wir uns um 19 Uhr am Spielplatz im Park zum Beten treffen. Aber du musst dann auch wirklich kommen!" 
"Ich werde kommen!" versicherte ich entschlossener als mir innerlich zumute war.

Die Nachricht von dem beabsichtigten Gebetstreffen im Park ging nun wie ein Lauffeuer im Club herum. Ständig kamen Jugendliche zu mir und fragten, ob das mit dem Gebetsreffen im Park wirklich stimmen würde. Etliche versicherten mir, dass sie auch kommen würden.
    Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht beunruhigt war. Was wäre wenn Astrid, die Leiterin, Wind von der Sache bekommen würde. Wie würde sie reagieren?
      Ich musste auf die Antwort nicht allzu lange warten. Als mein Cafeteriadienst beendet war, machte ich mich auf den Weg in den unteren Bereich und traf sie unterwegs. „Stimmt das, was die Kids sagen?“, fragte sie mich mit eisigem Blick. Ich fragte so beiläufig wie möglich zurück: „Was erzählen sie denn?“ „Das du dich mit ihnen heute Abend im Park zum Beten treffen willst!“
  „Ach so“, sagte ich, „ das meinst du! Ja, das stimmt!“
Ihr an sich blasses Gesicht bekam nun Farbe und mit kalter Stimme sagte sie: „Ich verbiete dir das!“ Ich schaute sie erstaunt an: „Mit welchem Recht? Es findet nach der Arbeitszeit statt!“
    „Das ist egal“, entgegnete sie, „ es handelt sich um die Kinder und Jugendlichen dieses Clubs, für die ich verantwortlich bin.“ Ihre Stimme nahm nun einen leicht bedrohlichen Charakter an: „Wenn dieses Treffen stattfindet, ist deine Zeit hier im Club beendet. Hast du das verstanden?“
    Ich schaute sie ernst an und sagte: „Ja, das habe ich verstanden. Aber man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!"

Ich war froh als es endlich 18.30 Uhr war. Zum Glück lief mir die Leiterin nicht mehr über den Weg. Aber ich war dennoch etwas nervös, als ich mich auf den Weg machte. Würde wirklich jemand am Spielplatz im Park sein? Und was würde mich dort erwarten?
    Die Himmel hatte sich zugezogen und schwarze Wolken drohend über die Gegend aufgebaut. Aber es fielen lediglich ein paar Regentropfen. Wird das Wetter mitspielen? lautete meine bange Frage.

Als ich den Spielplatz erreichte, sah ich, dass sich dort tatsächlich einige Jugendliche- im Alter zwischen 14-16 Jahren -  aufhielten.  Das blonde Mädchen vom Nachmittag  war unter ihnen und sie begrüßte mich sofort: "Toll, dass du wirklich gekommen bist!" Ich lächelte und meine Anspannung löste sich etwas: "Versprochen ist versprochen!"
    Torsten, ein Sechzehnjähriger aus dem älteren Jugendbereich, der offensichtlich eine Art Sprecher oder Anführer war, wandte sich nun an mich: "Also, wir wissen, worum es geht. Wie wollen wir es machen?"
    Ich schaute mich kurz um und wies auf zwei Holzstämme, die rechtwinklig zueinander auf dem Boden lagen: "Am besten ihr setzt euch dahin und ich erzähle euch dann erst ein bisschen!"
    Die Jugendlichen, sieben Jungen und fünf Mädchen, nahmen sofort auf den Holzstämmen Platz und schauten mich erwartungsvoll an. "Moment", sagte Torsten und stand noch mal auf. Er holte ein Moped herbei und stellte es vor die Holzstämme: "So", sagte er, "am besten setzt du dich hier drauf. Ist dann auch für dich etwas bequemer!"

So saß ich wenig später auf dem Moped in einigen Metern Entfernung vor den erwartungsvollen Jugendlichen unter einem mittlerweile pechschwarzen Himmel, der sich jeden Moment unwettermäßig zu entladen drohte.
    Ich hielt also ein kleine Ansprache, in der ich den Jugendlichen versicherte, dass meiner Ansicht und Erfahrung nach Gott tatsächlich existiere und auch Gebete erhöre.  Zum Schluss fragte ich: "Was haltet ihr davon, wenn wir einen Praxistest machen? Wer möchte, eine Bitte an Gott richtet. Und dann schauen wir mal, was passiert!"
    Und so kam es, dass von zwölf Jugendlichen, im leichten Nieselregen mit gefalteten Händen stehend, zehn laut eine persönliche Bitte an Gott richteten. Die beiden Anderen sagten, dass sie auch eine Bitte hätten, aber sie nicht öffentlich äußern wollten.

Als der Letzte nun sein Gebet gesprochen hatte, hob ich meine Hände gen Himmel und sprach ein Abschlussgebet, indem ich noch einmal nachdrücklich darum bat, dass Gott auch wirklich auf diese Gebete reagieren möge und das in Ihn gesetzte Vertrauen nicht enttäuscht würde.
  Nachdem  ich geendet hatte, war es einen Moment lang still. Dann fragte der Anführer: "Sollen wir jetzt Amen sagen!" Ich antwortete erstaunt: "Ja, das ist eine gute Idee!" Und alle sagten "Amen!"
 
Just in diesem Moment brach seitlich von uns strahlend hell die Sonne aus den dunklen  Wolken hervor, was auch den Jugendlichen sofort auffiel.
  "Ein Zeichen Gottes!", sagte einer und ein Anderer fügte hinzu: "Es ist ja alleine schon ein Wunder, dass kein Gewitter losgebrochen ist. Bei diesen schwarzen Wolken!" Einige Andere pflichteten ihm bei.
    Ich blickte hoch zum Himmel und musste an den Bibelvers denken:

Ein Volk, was im Finstern wandelt, wird ein großes Licht sehen! 2
.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 54 meiner autobiografischen  Erzählung (1985 ... -)

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toltten_plag (42)
(24.10.17)
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