Con chui kaka

Erzählung zum Thema Lesben

von  toltec-head

Witzig: Die Franzosen, wenn sie auf etwas wirklich abgrundtief Dummes stoßen, sagen con, also Fotze, die Russen aber chui, Schwanz (wobei mir jedoch mal jemand sagte, dass es aufgrund der Deklination von  "chui" in Wahrheit auf Schwanz heißt, so dass der Russe also zu dem abgrundtief Dummen, auf das er stößt, etwas sagt wie, komm auf meinen Schwanz). Fotze, Schwanz - für die Deutschen mit ihrem Identitätsfimmel ist natürlich immer alles gleich und sie stoßen, egal wo hinein sie stoßen, statt auf derlei Oberflächlichkeiten immer auf das Abendessen vom vorigen Tag, von dem Martial bei der Penetration eines wunderschönen römischen, blonden Jünglings sprach.

An dem Abend bevor wir nach Artern fuhren, sagte ich zu Andreas, dass die Fahrt für mich ein großes Risiko beinhalte, weil es sein könne, dass ich danach nichts mehr auf kV schreiben könne, dieses Schreiben aber für mich sehr wichtig geworden sei, weil es für mich wie ein kleines Ritual geworden sei, das nicht nur fester Bestandteil meines Tagesablaufs geworden sei, sondern diesem überhaupt erst seine Form gebe (und darüber hinaus übrigens auch mir, also meinem Körper, da ich alle meine Texte in einer Art Yoga-Stellung abtippe). Und genauso wie ich es befürchtete, ist es dann auch gekommen, ich konnte nach Artern noch ein, zwei Texte schreiben und dann war die Luft mit einem Mal raus. Das Gefühl mit seinem Scheiß-Schreiben wie mit seiner Scheiß-Sexualität endgültig in eine Sackgasse geraten zu sein. Wenn es nicht mehr zurück geht, so  geht es so jedenfalls auch nicht mehr weiter: Löschen? Der LitForen-Autor (egal ob Mann oder Frau) gleicht im Verhältnis zum richtigen, in der Literatur in irgendeiner Form angekommenen Autor in vielerlei Hinsicht dem Schwulen und vor allem der ältere, schon lange dabei seiende LitForen-Autor spielt eigentlich 1:1 das Drama der alternden Schwuchtel nach.

Ich frage mich, ob es in der heterosexuellen Welt ein Pendant dazu gibt, die Angst des Schwulen überall auf Fotziges zu stoßen? Je länger der Schwule über die Dinge meditiert, erscheint ihm nicht nur der Arsch junger Männer als Fotze (das ist ja der Ausgangspunkt, das Grundparadox des Schwulseins überhaupt, dass Mann fickt Mann Effiminierung gebiert), sondern der erigierte Schwanz als umgestülpte Möse selbst. Die Frau muss wirkliches etwas Wahres verkörpern, denn es ist exakt dies, was man glaube ich nicht sagen kann, auf was ein heterosexueller Mann überall, in jedem Millimeter einer seiner ewigen Beziehungskiste stößt: erigierte Glieder.  Schwulsein ist wie LitForen-Autor-Sein per se ein Fehler, Heterosein heißt wie ein richtiger Autor, der angelangt ist, in der Wahrheit sein. Schwulsein ist wie LitForen-Autor-Sein letztlich etwas ganz unmögliches, weil man es nur so lange sein kann, wie man die Augen vor der Realität dieses Seins verschließt, sich also, wie es so schön heißt, nicht in der Realität trifft.

Ja, aber jetzt mal ehrlich: Glaubst du, ein Treffen unter lauter richtigen Autoren wäre irgendwie besser gewesen? Nein, aber ich glaube, das liegt nur daran, dass ich schwul bin.

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Kommentare zu diesem Text

Festil (59)
(31.10.17)
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 toltec-head meinte dazu am 31.10.17:
Ich glaube nicht. Er war 1. verheiratet und starb 2. mit 46 Jahren

Drittens: "Dem Biographen Richard Ellmann zufolge stand Wilde zwar seit jeher der Homosexualität unbefangen gegenüber, praktizierte sie aber erstmals 1886..." (Wiki) Wenn das stimmt, war er da schon 42. Immerhin war er im Zeitpunkt seines Todes dermaßen grotesk fett wie es parkfüralteprofs bestimmt noch mit Mitte 50 nicht war. Er konnte das aber auf das Gefängnis schieben, das seinem Ästheten-Dasein 4. effektvoll, stilsicher und just in time ein gekonntes Ende bereitete. Mit Links wie diesem musste er sich nicht herumplagen:

https://www.stern.de/tv/kochen-fuer-4-40-euro-gesund-essen-trotz-hartz-iv-3737648.html
Festil (59) antwortete darauf am 01.11.17:
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Stelzie (55)
(31.10.17)
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