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Erzählung zum Thema Abgrenzung

von  Ephemere

Das Chinchilla griente mal wieder und sah mich so komisch an. Vielleicht hatten sich im Heu wieder die Exkremente zu Runen verklebt und es las daraus eine Zukunft, die ich lieber nicht wissen wollte. "Hitler hat mir neulich an den Arsch gefasst", sagte es. "Hitler ist schon lange tot", antwortete die Heuschrecke, die mir mein Finanzberater zu Weihnachten geschenkt hatte, vom Pfennigbaum aus. "Dann wars halt Kevin Spacey - die Menschen sehen irgendwie alle gleich aus." Ich fragte mich, wie ich meine Prioritäten endlich ordnen sollte. Erst die Tiere grillen und meine Freunde zum Festmahl laden, oder erst den Riss in der Decke zuspachteln, durch den andauernd Sinn in mein Leben tröpfelt? "Vergiss es", meinte der abgeliebte Pittiplatsch. "Das alles geht sowieso bald unter - weshalb soll man es vorher noch ordnen?". "Weil man seine Geschäfte ordentlich übergibt." "Ich spüle meine immer das Klo hinunter". "Ach komm, der war so schlecht, den würde ich nicht mal als SMS verschicken." "Du verschickst ohnehin alles, und keiner liest es." Doch das war nicht der Punkt. Jemand muss die Gebetsmühle der Welt weiter bedienen, damit sie nicht in sich zusammenfällt. Kommunizieren ist ein Ritual ohne Funktion. Das macht es vielleicht erst zum Ritual, denn jede Funktion hat einen Zielpunkt, ein Ende. "Rituale aber währen ewig", grüßte ich den Nachbarn, der geklingelt hatte, um sich ein Ei auszuleihen. "Bist Du krank?". Drei unhaltbare Konzepte ineinandergehakt. Es gibt kein Sein. Es gibt keine Identität. Es gibt keine Gesundheit, und folglich auch keine Krankheit. Doch ich erklärte es ihm nicht, ich gab ihm mein letztes Bio-Ei. Die Eule in meinem Wandschrank könnte mir neue legen. Damit uns dabei keiner störte, begann ich im Backofen Chinchilla-Scheiße zu Ziegeln zu brennen, die ich langsam von innen vor unserer Tür aufschichte. Meine verwilderten Kinder kleben sie mit Honig zusammen, wenn der alle ist, nehmen wir Rübensirup. Wir mauern uns ein gegen eine Welt, die wir uns vor langer Zeit ausgedacht haben, bis sie begann, uns als etwas Fremdes gegenüberzutreten, voller Ansprüche und Anmaßungen. "Erfolg macht sexy" schreit eine Postkarte. Sie zeigt Angela Merkel. Wir nageln sie als Klingelschild von außen an den Wall. Die Kabel der Klingel verbinden wir mit einem Automaten, der den Pfennigbaum bewässert, denn ein System braucht strukturelle Kopplungen. Das Leben der Heuschrecke liegt in den Händen der Anderen. "Dann wachte er auf und stellte fest, dass er alles nur geträumt hatte." Der Pittiplatsch wieder. "Du verstehst nichts von Träumen, Du bist ein Kuscheltier." Jetzt schmollt er, und ich beschließe, mit dem Riss in der Decke zu beginnen. Ich habe sowieso noch keinen Hunger.

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