Barfuß oder Lackschuh?

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Die Sekretärin im Bafög-Amt schaute mich erstaunt an. „Eine baföggeförderte Bibelschule? Moment, ich schaue am besten einfach mal nach.“ Sie holte einen Aktenordner aus dem Schrank, setzte sich  und begann darin zu blättern. „Ah, hier“, sagte sie und blickte freundlich zu mir hoch. „Es gibt tatsächlich zwei Bibelschulen, die als förderungswürdig gelten. Eine ist in Erzhausen und die andere in Wolfenbüttel.“    
  Also doch!, dachte ich. Aber an sich war dies ja auch das geringere Problem gewesen. „Ja“, sagte ich, „aber vielleicht bin ich ja schon etwas zu alt für Bafög. Immerhin bin ich ja schon dreißig!“ Sie schien für einen kurzen Moment nachzudenken. Dann entgegnete sie: „Wissen Sie was? Ich gebe ihnen einfach mal ein Antragsformular mit und Sie bringen es mir dann nächste Woche ausgefüllt zurück. Dann können wir ja weitersehen!“
Als ich wenig später wieder draußen auf dem Gehweg befand, dachte ich: Eigentlich ist es besser gelaufen als gedacht. Die Sache scheint tatsächlich nicht ganz aussichtslos zu sein..  Den Rest des Weges ließ ich einer "Tagtraumerei" freien Lauf.

Ein paar Tage später warf ich den ausgefüllten Förderungsantrag für eine theologische Ausbildung an der „Bibelschule Beröa“ in Erzhausen in den Briefkasten des Bafög-Amts. Das Weitere lag nun nicht mehr in meinen Händen. Es begann eine Zeit des Wartens.
  Nach etwa zwei Woche erhielt ich dann ein Antwortschreiben. Angespannt überflog die Zeilen bis zu : „... lade ich Sie zu einem klärenden Gespräch ein“. Unterschrieben vom Amtsleiter des BAföG Amtes. Ich atmete erleichtert durch. Mein Traum war also noch nicht zu Ende.

In den nächsten Tagen fragte ich mich manchmal, wieso ich keinen ablehnenden Bescheid erhalten hatte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich als Dreißigjähriger noch Bafög erhalten könnte. Andererseits sagte ich mir: Die Sache hat übernatürlich begonnen und Gott macht bestimmt keine „halben Sachen“.
    Dann endlich war es soweit. Mit gespannter Zuversicht machte ich mich auf den Weg zum klärenden Gespräch im Bafög-Amt. Wie würde es wohl ausgehen? Barfuß oder Lackschuh?


Anmerkung von Bluebird:

Folge 62 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ...)

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