Flanieren

Prosagedicht zum Thema Erkenntnis

von  Sylvia

Staunend ging ich durch die Gassen,
Klinker, Pflaster, selbst die Kübel,
grau und rot sah ich in Massen,
da geriet ich schwer ins Grübeln.

„Kalt ist’s“, hörte ich mich klagen,
ich vermisste Flair und buntes,
plötzlich flog ich in den Laden,
jemand schimpfte: „sowas Plumpes.“

Ganz gedankenarg im Shop,
sah ich Glas auf Chrom im Neonlicht,
schrie mein Spiegelbild laut "Stopp",
jetzt zu fliehen war meine Pflicht.

Ich flitzte hastig in den Park
und wollte lieber grünes atmen.
Vier Bäume standen im Quadrat,
für wahr, was waren das für Taten?

Bei einer Buche lag der Schnitt,
sie war geformt wie ein Trapez,
ich fragte mich, ob sie sehr litt
und raunte überrascht, „herrje.“

Dann fand ich endlich einen Brunnen,
aus altem Stein, der roch nach Moos,
für mich die Wohltat nach dem Rennen,
da setzte ich mich ganz grandios.

Den Blick ließ ich sehr locker schweifen,
bis auf die Zeichnung an der Wand,
so schrill, als könnte sie mich greifen.
Ich las den Satz am linken Rand:

‚fuck you assi‘. „Donnerlüttchen“,
lobte ich verblüfft, „der kann das.“
Es wehte ein vertrautes Lüftchen,
doch irgendwie sprach alles anders –

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (19.11.17)
Das Wort "gedankenarg" erscheint mir sehr innovativ und ist doch gar nicht so weit hergeholt.
Liebe Grüße, Dirk

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Hallo Dirk,
mir gefiel das Wort und ja, innovativ und es passte zum LyrI, fand ich. :)
LG Sylvia

 Sylvia antwortete darauf am 19.11.17:
PS: ich habe das Gedicht ergänzt, zum besseren Kontext.
Festil (59)
(19.11.17)
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 Sylvia schrieb daraufhin am 19.11.17:
Huhu Festil,
das 'irgendwie' unterstreicht die unerwartete Erkenntnis, dachte ich und zum LyrI war es wie die Faust aufs Auge :)

LG Sylvia

 Rothenfels äußerte darauf am 19.11.17:
Hallo,

das ist mir auch aufgefallen und gefällt mir sehr.
Ich finde auch, dass das "irgendwie" gut passt. Ganz im Sinne deiner Erläuterung.

LG,
TvR

 EkkehartMittelberg (19.11.17)
Aus lockerem Flanieren kann sich gedankenarge Erkenntnis ergeben..
LG
Ekki

 Sylvia ergänzte dazu am 19.11.17:
So sehe ich das auch, lieber Ekki :)
LG Sylvia
GigaFuchs (39)
(19.11.17)
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 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Für dich hab ich es mit den Versen ergänzt., die ich wegließ :)
LG Sylvia

 TassoTuwas (19.11.17)
Schön, dass du daran erinnerst.
"Flanieren" eine kaum noch existierende Kunst der Fortbewegung!
Volkshochschulen sollten "Flanierkurse" anbieten, nicht nur "Nordisch Walking" und "Jogging"
Liebe Grüße
TT (im Nebenberuf Flaneur)

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Flaneur, ja das war mein LyrI auch :)
Mit Nordic Walking wär ihm vieles nicht bewusst.

LG Sylvia

 AZU20 (19.11.17)
Gut beobachtet und eindrücklich geschildert. LG in den Sonntag

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Vielen Dank, Armin.
LG Sylvia

 GastIltis (19.11.17)
Hallo Sylvia,
käm Flanieren denn von Flandern,
müsst ich vieles nicht verstehn.
Doch wer unstet mag mäandern,
kann auch locker schweifend gehn.
LG von Giltis.

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Mäandern ist ein feines Wort :)
Danke dir,
LG Sylvia
PS: Ich stelle mir gerade schweifendes Gehen vor :0)

 Rothenfels (19.11.17)
Das lyriche Ich stolpert ganz schön durch's Gedicht.
Ist es gewollt, dass das Metrum auch so holpert?
Würde ja irgendwie passen, aber die Stellen sind noch nicht so gesetzt, wie ich das erwarten würde.

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Huhu Rothenfels, wie würdest du es denn erwarten? Hast du Vorschläge?
LG Sylvia

 Rothenfels meinte dazu am 19.11.17:
Hm, also die erste Strophe trottet ja ganz fein und sauber im Trochäus durch. Gut gewählt, so ruhig und schwerfällig. Dann brichst du aber im 5. Vers: "Gemütlich sollte die Stadt sein,".

Vers 6 und 8 sind dann im Jambus (okay, kann man machen) und passen auch zusammen. Der 7. Vers ist wie der 5. wieder frei und holpert im Gegensatz zu den "sauberen" Versen 1-4 (T), 6/8 (J) demnach wieder - aber er ist auch nicht entsprechend dem 5. Vers usw.

Ich glaube ich hätte es eher so gemacht:
1-11/12 ("hier schrie mein Spiegelbild laut Stopp,") - die männliche Kadenz auf "Stopp" passt ja echt gut
Den 12. kann man dann entweder noch im Trochäus oder als Übergang in einem anderen Versmaß (z.B. Daktylus? - ist ja immerhin auch auftaktig, aber schon bewegter) setzen.

13-24 Jambus o. Daktylus (das ist das Hasten durch die Stadt, der Daktlyus wäre noch lockerer und weniger gehetzt, je nach Stimmung)

25-32 dann wieder im Trochäus, weil zur Ruhe kommend.

Brüche oder freie Verse würden mE nach gut in 12 (hastiges Losstolpern) und v.a. 28 (inhaltlich) passen.

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Okay, ich kopiere es mir mal und nehme mir die Zeit :), aber ein bisschen sollte es holpern.
Danke und liebe Grüße
Sylvia

 Rothenfels meinte dazu am 19.11.17:
Ja, finde ich auch. :)
Ich schreibe Texte anderer grundsätzlich nicht um, sonst würde ich dir auch einen Vorschlag machen. Hat bei mir mal jemand ungefragt gemacht und ich habe mich kräftig geschüttelt, weil das einfach so gar nicht mehr mein Text war und wichtige Elemente einfach rausgekürzt oder verstellt worden sind.

Das ist auch nur ein Vorschlag, bzw. ursprünglich war es sogar nur eine Frage. ;)

LG, TvR

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Das finde ich auch gut, mir zu schreiben, wenn es zu arg ist :)
Ich kann lernen und dabei meinen Stil behalten.
Danke dir und wenn ich unsicher bin, dann frage ich dich einfach.
Lieben Gruß
Sylvia

 Rothenfels meinte dazu am 19.11.17:
Ja, das kannst du auf jeden Fall.
Meine Meinung ist gratis und häufig auch umsonst. :p

 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Wenn du nochmal schauen magst?
Rechnungen nehme ich grundsätzlich nicht an :)
Sinshenatty (53)
(19.11.17)
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 Sylvia meinte dazu am 19.11.17:
Das flaniert sich bestimmt sehr hübsch :)
LG Sylvia

 harzgebirgler (21.11.17)
aus lauen lüftchen wern oft steife brisen
die einem das flanier'n dann schon vermiesen
und sieht man auf dafür bekannten meilen
selbst leute in flanell urplötzlich eilen...

herzliche abendgrüße
harzgebirgler

 Sylvia meinte dazu am 22.11.17:
Stimmt, wie bei Sturm alles eilen kann :)
Liebe Tagesgrüße
Sylvia
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