Ich hatte mir ehrlich gesagt im Vorfeld nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, was mich wohl auf der Bibelschule konkret erwarten würde. Es kommt ja meist doch eh anders als man so denkt!
Nach der Ankunft auf der Bibelschule wurde ich in einem Drei-Mann-Zimmer einquartiert. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Bürostuhl und ein Kleiderschrank standen jedem zur Verfügung, dazu ein gemeinsames Bad mit Toilette und Dusche. Nicht gerade viel Komfort in meinem neuen Zuhause, aber davon war ich auch nicht ausgegangen.
Am Abend gab es für die Neuankömmlinge ein gemeinsames Essen.. Ehrlich gesagt war ich schon etwas überrascht, dass die meisten - darunter viele Frauen - doch eher Anfang 20 waren und ich mit meinen dreißig Jahren schon zu den Älteren gehörte. Zudem fiel mir auf, dass sich etliche Schweizer in meiner zukünftigen Klasse befanden. Es wurde jedenfalls ganz schön geschwyzert an diesem Abend
Neben mir saß Helmuth, ein recht bescheidenen Schwabe, und wir kamen recht bald ins Gespräch. Ich erzählte ihm von meinerwundersamen Führung auf die Bibelschule und dass ich mich zum vollzeitigen Dienst berufen fühlte.
Helmuth hatte recht beindruckt zugehört und sagte dann: "Berufung? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich eine göttliche Berufung hierher habe . ich hatte diese Idee mit der Bibelschule und will es einfach mal ausprobieren. Dann werde ich es ja schon merken, ob es richtig war!"
Ehrlich gesagt war ich schon etwas überrascht. Ohne eine klare Berufung hätte ich einen solchen großen Schritt kaum gewagt. Aber Helmuths Wagemut wurde .belohnt. Zwar hatte er noch so manchen Zweifel zu überwinden, aber am Ende zeigte es sich, dass er wohl die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Manchmal bringen es die besonnen Zögerlichen weiter als die mutig Entschlossenen. Aber diese Lektion hatte ich noch zu lernen.
Anmerkung von Bluebird:
Folge 73 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ...)