Hartz IV-Nikolaus

Erzählung zum Thema Allzu Menschliches

von  Annabell

Das Geld war knapp.  Es reichte nicht einmal mehr zu einem Gänsebraten, den sie in ihrem vererbten Dampfgänsebräter zum Fest zubereiten wollte.  Auf diesen Bräter war ihre Nachbarin schon immer so scharf, sie würde alles dafür geben, diesen zu besitzen, was immer er koste.  Sie verkaufte den Bräter der Nachbarin. Tagsüber ging sie am Fluß spazieren, sie sammelte kleine Steine für einen bestimmten Zweck.  Sie wollte ihrem Schatz eine Freude bereiten, denn einige Steine von seinem Schachbrett fehlten, wo immer diese auch abgeblieben sein mochten. In ihrer freien Zeit bemalte sie die kleinen Steinchen, zwei Bauern, eine Dame und einen Läufer.  Über die Farbe gab sie einen Lackanstrich.  Es sah gut aus und paßte zu den anderen Steinchen.  Sie versteckte diese ganz hinten in der Küchenschublade.
Er kaufte drei Tage vor dem Fest im Supermarkt eine gefrorene Gans. Die brachte er in den Keller, damit sie in einer Schüssel rechtzeitig zum Fest auftauen konnte.  Er sagte nichts zu ihr.  Am Morgen des Heiligabend holte er die Gans aus dem Keller und sagte zu ihr:  "Hier, damit wir ein schönes Weihnachtsfest haben, die kannst du morgen zubeteiten, ich helfe dir gern  dabei."  Sie kämpfte mit den Tränen. " Ich habe den Bräter von meiner Goßmutter der Nachbarin verkauft. Worin soll ich die Gans nun braten?" Er zuckte resigniert mit den Schultern.  Sie öffnete die Küchenschublade und reichte ihm die vier  bemalten Figuern aus Stein, die sie passend zu den anderen des Schachbrettes am Fluß gefunden hatte.
"Ich habe das gute Stück einem Antiquitätenhändler auf dem Flohmarkt verkauft, der es liebend gern annahm und gut bezahlte. Der Händler kannte den Wert des alten Schachbrettes von meinem Großvater.  Ich brauchte doch das Geld für die Gans!"
"Ich bringe der Nachbarin die aufgetaute Gans, sie bekommt Besuch und kann den knusprigen Schmaus ihren Leuten heute Abend dann servieren."
"Und die schönen Brettfiguren legen wir  in den Blumenkasten zu dem Kaktus, da würden sie sich richtig gut machen. Ich danke dir dafür!" Er umarmte sie zärtlich.
"Komm,  zieh dich an, wir gehen jetzt eine Currywurst essen und schauen den Budenbesitzern zu, wie sie ihre Weihnachtsstände aufräumen. Es ist so ein schöner klarer Abend, wir werden die Sterne beobachten und wenn eine Sternschnuppe  herunterschwebt, dann wünschen wir uns ganz schnell etwas Schönes."
Bevor sie gingen, klingelte die Nachbarin an der Tür.
"Nun kommen Sie schon rüber. Wir schaffen den Gänsebraten nicht allein. Und ein schönes Fest Euch Beiden!"

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Kommentare zu diesem Text

Gerhard-W. (78)
(05.12.17)
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 Annabell meinte dazu am 05.12.17:
lieber Gerhard, meinen Text hast Du sehr schön besprochen, ich danke Dir dafür (auch für Dein *chen).
Einen Abendgruß von Annabell

 Dieter_Rotmund (05.12.17)
Scheussliches Happy-End, ansonsten gerne gelesen.

Was ist eine "Kühenschublade", so eine Art Schweineschrank? Wo die Nchbarin/Nahbarin drin wohnt?

 Annabell antwortete darauf am 05.12.17:
es gibt täglich so viele scheußliche Nachrichten; warum nicht einmal eine gute? Ach ja, ich wußte, daß Du wieder querschießt. Du kannst nicht anders. Ich wünsche Dir einen schönen Advent.
LG Annabell

 EkkehartMittelberg (05.12.17)
Eine Geschichte mit happy end, die realistisch wirkt.
LG
Ekki

 Annabell schrieb daraufhin am 05.12.17:
Danke lieber Ekki, Du hast die story richtig gelesen. Dein *chen freut mich. Einen schönen Nikolaus (vergiß nicht, den Schuh vor die Tür zu stellen!) wünscht Dir herzlich
Annabell
toltten_plag (42)
(05.12.17)
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Festil (59)
(05.12.17)
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 Annabell äußerte darauf am 05.12.17:
lieber Festil, Du sagst, Dein "Lieblingstext" und dazu noch ein *chen? Doppelfreu. Danke dafür. Eine schöne Adventszeit wünscht Dir herzlich
Annabell

 Annabell ergänzte dazu am 05.12.17:
@ Sinshenatty, @ Sylvia, @ Stelzie, @ Schorsch
Ihr Lieben, ich danke Euch fürs Lesen mit *chen. Habt einen schönen Abend, und wenn Ihr brav seid, liegt morgenfrüh ein Präsent in Eurem Schuh!
LG Annabell

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 05.12.17:
Ja, die Lobhudler bekommen den goldenen Löffel in den A... und die Kritiker werden totgeschwiegen. Dies nur am Rande.

 harzgebirgler (06.12.17)
ja der weg zu guten taten
führt auch über gänsebraten.

lg
henning

 Annabell meinte dazu am 06.12.17:
Hallo Henning, pünktlich zum Nikolaus kam Dein frühlicher Zweizeiler mit *chen. Danke dafür.
LG Annabell

 Annabell meinte dazu am 21.12.17:
Hallo BeBa, auch Dir ein Dankeschön für Deine Spur mit *chen.
Die einen schönen Abend.
LG Annabell
Sternchen (43)
(23.12.17)
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 Annabell meinte dazu am 24.12.17:
dankeschön Sternchen für Deine Rückmeldung. Dir schöne Weihnacht von
Annabell
NimbusII (42)
(07.01.18)
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