Du verglühst

Skizze zum Thema Abgrenzung

von  Bella

In dir brennen große Feuer
nicht leicht ist es
dein schönstes Flammen
zu finden
darin
sich an dir
zu wärmen
ohne eigene, akribisch geflickte und geputzte Häute
schwarz zu malen.

In dir brennen große Feuer.
Jemand nährt sich von Weitem,
wird den Weg der Funken nie
rückwärts gehen.
Jemand nähert sich, bleibt
stehen, bevor
Asche sich vermischt.
Jemand sucht deine Hitze, schwitzt
Frost, wenn du entgegenglühst.

In dir brennen große Feuer und
du verkohlst
in deiner eigenen Glut.

Jemand schaut zu und sagt:
So ist das Leben.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (10.12.17)
In dir brennen große Feuer und
du verkohlst
in deiner eigenen Glut.

Jemand sagt: So ist das Leben.
Es gibt kein Schicksal. Es gibt nur Dinge, gegen die wir uns nicht wehren können.

 Bella meinte dazu am 10.12.17:
Gut gesagt.
Hilde (62)
(26.12.17)
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 Bella antwortete darauf am 06.01.18:
Wozu genau sagst du ja? (ich bilde mir ein es zu verstehen, aber bin nicht ganz sicher :))

 Dieter Wal (26.01.18)
Lyrisches Du brennt lichterloh, lyrisches Ich sieht zu, will sich angeblich wärmen, aber kommentiert doch aus sicherer Entfernung. Fast wirkt es zynisch. Dem Ich ist das Du viel zu heiß. Er könnte ihr gefährlich werden. Insofern ein "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass."-Gedicht.

Ein nicht wirklich Begegnungsgedicht. Die eigentliche Beziehung wird verhindert, weil A unkontrollierbare Emotionen zeigt und B sich davor fürchtet.

 Bella schrieb daraufhin am 26.01.18:
Hallo Dieter,
ja, es gibt keine wirkliche Nähe hier, nur halbherzige Annäherungsversuche, und zu behaupten, wie das Leben ist, wenn man es aus der Distanz betrachtet, lässt sich als "zynisch" beschreiben. Nur, wo ist denn deiner Meinung nach das lyr. Ich, wer sagt, dass es eine "sie" ist? usw.
Grüße. Und Danke für den Kommentar.

 Dieter Wal äußerte darauf am 26.01.18:
" Er könnte ihr" wählte ich ungern, weil geschlechtsneutrale Formulierungen in ihren Wiederholungen langweilig und umständlich gewirkt hätten.

Das Gedicht entzieht sich einer Ich-Du-Interpretation, weil "jemand" eingeführt wird. Seine Autorin vermeidet darin eindeutige Aussagen. Das Ich entzieht sich zumindest laut diesem Text einer Bindung. Wie sieht seine Autorin die Struktur und Haltung im Text, was Aussagen betrifft, die sich nicht nur nebulös in "Poesie" verflüchtigen?

Antwort geändert am 26.01.2018 um 20:42 Uhr

 Bella ergänzte dazu am 26.01.18:
Das Ich ist hier erstmal nur Beobachter von Einsamkeit und von Annäherungsversuchen und von scheinbar wissenden Kommentaren. Vielleicht kann es gar nicht selber die Bindung sein, die das "Du" sucht? Die Menschen, die das Ich beobachtet, sind diejenigen, die keine Nähe aufbauen zum Du, ob bewusst oder unbewusst, oder nur insoweit, wie sie selber davon sicher profitieren. Meinst du das mit "Struktur und Haltung"?

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.18:
So in der Art. Ich versuche es noch einmal.

Dramatis Personae:

Ich
Du
Jemand

Das Du verbrennt, flammt lichterloh.

Das Ich sucht das Feuer, will Nähe ("nicht leicht ist es/dein schönstes Flammen/zu finden/darin/sich an dir/zu wärmen"). Das Du ist selbstzerstörerisch entbrannt.

Jemand ("Jemand sucht deine Hitze, schwitzt/Frost, wenn du entgegenglühst.") ist emotional engagiert, aber es gelingt keine Annäherung. Als das Du zu Asche verbrannte und sein Feuer verlor, sagt es: "So ist das Leben."

Entweder wurde ein Jemand eingeführt, um das Du damit zu bemänteln seitens einer "Entblößung" von Gegenliebe im Gedicht oder es handelt sich um eine dritte Person.

Denkbar wäre: Du liebt Ich. Ich liebt Du. Das Ich kann jedoch keine Nähe zulassen, da zwar große Leidenschaft den oder die Entflammte(n) scheinbar verzehrt, dem Du jedoch keine Geborgenheit bieten kann. Vertrauen wird dadurch unmöglich, mehr als körperliche Nähe gleichfalls verunmöglicht.

Ein Jemand liebt das Du leidenschaftlich, jedoch gelten die Flammen des Dus einem anderen Ich.

Am Ende kommt es zwischen den drei Personen zu keiner wirklichen Begegnung.

Antwort geändert am 26.01.2018 um 21:45 Uhr

 Bella meinte dazu am 26.01.18:
Das Ich ist hier für mich eine Beobachtungsinstanz, die sogar im Du selber angelegt sein kann, jemand, der von den Schwierigkeiten der Annäherung weiß, diese erkennt, ob er sie nun selber als Person erfahren hat oder nur als Beobachter davon weiß, ist letztendlich egal und soll auslegbar sein. Die "jemande" sind vier (der letzte ist der Kommentator), stehen für verschiedene Formen der unausreichenden Annäherung, sie bleiben daher nur unbestimmte "jemande" aus der harten Beobachterperspektive , weil die Nähe aus dieser Sicht nicht funktioniert hat.
Es tut mir leid, wenn das für dich "nebulös" ist, für mich ist es das nicht, eher abstrakt und das soll es auch sein, als Zeichen der eben nichtstattfindenden emotionalen Nähe (für die der Beobachter ja ebenfalls steht, wie du es auch gelesen hast).

 Dieter Wal meinte dazu am 27.01.18:
"Es tut mir leid, wenn das für dich "nebulös" ist, für mich ist es das nicht, eher abstrakt und das soll es auch sein, als Zeichen der eben nichtstattfindenden emotionalen Nähe (für die der Beobachter ja ebenfalls steht, wie du es auch gelesen hast)."

Das muss dir nicht leid tun. Ich nutze selten Wissenschaftssprache. Außer im Studium. Wertfrei ist es natürlich abstrakt. Vielen Dank für deine aufschlussreichen Antworten.

"ohne eigene, akribisch geflickte und geputzte Häute
schwarz zu malen."

ließe sich entschwurbeln. Da ist manches in meinen Augen zu sehr um die Ecke formuliert. Etwas weniger bemüht wirkt es bei Ersetzung von Häute durch Hände.

"Was wollte die Dichterin mit dem Teilzitat sagen?"

Antwort geändert am 27.01.2018 um 13:34 Uhr

 Bella meinte dazu am 27.01.18:
"Etwas weniger bemüht wirkt es bei Ersetzung von Häute durch Hände." Interessanter Vorschlag, sich die Hände am anderen zu wärmen. Aber ich bevorzuge die Häute, da sie mehrere Schichten haben, die sich bemalen oder abtragen lassen - die Tiefe der Infragestellung des Eigenen durch den Anderen und seine Forderungen.

Was meinst du mit "Teilzitat"?

 Dieter Wal meinte dazu am 27.01.18:
Das.

"ohne eigene, akribisch geflickte und geputzte Häute
schwarz zu malen."

 Bella meinte dazu am 27.01.18:
Dann habe ich ja schon eine Antwort gegeben!? :)

 Dieter Wal meinte dazu am 28.01.18:
Jou.
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