Der Mann ist des Weibes Wolf

Kurzprosa zum Thema Mensch (-sein, -heit)

von  Remy

Es müsste dir verboten sein, dich in der Öffentlichkeit zu zeigen, weil die großen Brüste, die du unter deinem grauen Sweater versteckst, gerade einmal siebzehn Jahre alt sind. Deine brünetten Haare sind zu einem Zopf gebunden und du lernst eher für die Schule, als für die Uni und trotzdem sitzt du hier in aller Ruhe, obwohl wir uns in einem universitären Gebäude befinden und machst uns Männer bewusst verrückt. Es regt mich auf, dich zu sehen, weil es mich maßlos erregt, deine Jugend zu beneiden.
Und trotzdem störst du dich nicht an den vielen Blicken. Schlimmer noch; du saugst sie in dir auf und formst daraus dein Selbstwertgefühl, welches über alle Zweifel erhaben scheint, so als führe man dich an den Wochenenden in Lokalitäten aus, die man sich vielleicht mal in seinen Flitterwochen leisten konnte, nicht aber im gegenwärtigen Alltag oder zu anderen Zeitpunkten seines Lebens. Die Männer stehen in der Schlange, nur um dir ein Kompliment zu machen. Ganz vorne im Anzug, in der mittleren Reihe in Cordhose und am Schluss stehen die verpickelten Jungfrauen. Wenn man glaubt, es gäbe keine Gemeinsamkeit zwischen dieser Art von Männern, man würde sich irren, denn sie teilen ihre Triebeslust und den Besitzanspruch für deine Frische. Wie Tiere warten sie nur darauf, dass du vielleicht dein Kaugummi in den Mülleimer ausspuckst, nur um ihn während deiner Toilettenpause rauszufingern, um selbst darauf rumkauen zu können, frei von jeglichem Ekel.
Ich reihe mich ein, denn ich will dich besitzen, dir deine Arroganz nehmen, dich vom Höhenflug auf den Boden zurückholen, sei es durch einen gewaltigen Betonstein, nur um dich zu küssen. Und ich weiß, ich könnte nicht gegen meine Begierden und Triebe standhalten, sie würden mich übermannen, bevor ich schließlich dich übermanne und in dich eindringe. "Die Gedanken sind frei", während sie ausgesprochen in einem Gefängnis verrotten würden, weil sie gegen Gesetz und gesellschaftliche Norm verstoßen. Was sind schon fünfzehn Jahre im Vergleich zu der Größe meiner Erektion und der unüberwindbaren Distanz, die zwischen dieser und deiner Erregheit liegt.
Du blätterst nachdenklich in den Seiten deiner Lektüre herum und erinnerst mich damit an Barbara, die ihre Kitschromane abends im Bett liest, statt sich meiner zu widmen, vielleicht weil sie weiß, dass sie keine sexuelle Anziehung mehr auf mich ausübt. Sie ist einfach alt geworden. Sie redet weniger,  sie lacht weniger, sie nimmt alles ernster, interessiert sich für vieles, aber für nichts ganz und ideell. Sie ist der Schatten ihrer jugendlichen Euphorie, so langweilig und unscheinbar, dass man sich einsam fühlt, sobald man sich wieder alleine im Ehebett in den wohlverdienten Schlaf wichst.
Am liebsten würde ich dein unnötiges Schulbuch in die Ecke schmeißen, deinen grauen Sweater gewaltsam über deine Brüste emporstülpen, dich an deinem Hals bis zu mir ins Ehebett schleppen und dich solange durchvögeln, bis deine Stimme an den letzten Tag eines Festivals erinnert - natürlich im Einvernehmen. Und egal, wie ich über dich denke, du ahnst nichts. Stattdessen siehst du mir nun lächelnd in die Augen und erkennst nichts außer einem alten unschuldig aussehenden Hochschulprofessor für Feminismus und Gendering, der im Inneren in Wirklichkeit aber ein Tier ist, vor dem es sich zu schützen gilt. Und während du deine Sachen zusammenpackst und den Saal verlässt, merkst du nicht, wie dich mein Blick bis nach Hause verfolgt und schließlich ungewollt vor deiner Haustür an einer unüberwindbaren Wand hängen bleibt.

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Kommentare zu diesem Text


 Der_Rattenripper (15.12.17)
Hallo Remy,

aus deinem Monolog könnte man mehr machen. Vielleicht einen packenden Psychthriller, der Mann dringt ins Haus ein, vergewaltigt die Frau, plötzlich taucht ihr Freund oder ihre Mitbewohnerin auf und bringt ihn um oder so.

Der Monolog ist sehr gut.

Schönen Gruß

Der_Rattenripper
Sweet_Intuition (34) meinte dazu am 15.12.17:
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 Remy antwortete darauf am 15.12.17:
Herzlichen Dank, Herr Rattenripper, nicht nur für diese Empfehlung, auch für die anderen. Haha, und dabei lese ich nie Psychothriller, vielleicht weil die Besten in meinen Träumen zu finden sind.

Und auch dir Dankeschön, Stefanie, und wahrscheinlich werden wir es nie erfahren, aber es ist nicht auszuschließen, da wir Männer Tiere sind.

Antwort geändert am 18.12.2017 um 18:40 Uhr
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