Ein Ende mit Schrecken

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Zurück auf die Bibelschule erfasste mich schnell wieder der Schulalltag, aber auch die Verliebtheit. Und nun wurde es eine richtig quälende Angelegenheit. Schließlich wurde mir klar, dass ich die Sache zu klären hatte.  Und so sprach ich Vilja nach einer Abendveranstaltung - sie hatte wieder neben mir gesessen - an und gestand ihr mein Verliebt sein.
  Es hatte mich ein wenig Überwindung gekostet, aber jetzt war ich wirklich gespannt auf ihre Reaktion. Sie saß einen Moment still da und sagte dann: "Ich bin nicht in Dich verliebt!"

Ich werde sie wohl recht verdutzt angeschaut haben. Mit dieser Reaktion hatte ich einfach nicht gerechnet. Sie hatte ja in den zurückliegenden Wochen ja von sich aus immer wieder meine Nähe gesucht.
  Ich hakte nach: "Aber du hast dich immer wieder neben mich gesetzt. Das macht man eigentlich doch nicht, wenn man kein wirkliches Interesse an jemandem hat, oder?" "Du hast mir Leid getan", entgegnete sie. "Du saßt oft so alleine da. Und da wollte ich dich ein wenig aufmuntern!"
      Ehrlich gesagt war ich schon etwas geschockt. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass Mitleid ihr Motiv gewesen war. Wie hatte ich mich nur so täuschen können?
    "Nun gut", sagte ich, "was nicht ist, das ist halt nicht. Aber vielleicht reicht es ja für eine geschwisterliche Freundschaft! was denkst du?" Sie nickte: "Ja, das wird wohl gehen!"

Nach diesem Gespräch verspürte ich eine tiefe innere Leere, aber auch eine Befreiung. Von nun an würde ich mich ganz auf meine Berufung konzentrieren.
    Als Vilja auf nächsten Tag vor Beginn des Unterrichts an meinen Tisch kam und mir mitteilte: "Ich möchte auch keine Freundschaft mit Dir ", versetzte es mir noch einmal einen kleinen Stich. Aber im Grunde genommen war ich froh. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!


Anmerkung von Bluebird:

Folge 78 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ... )

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