Himmel oder Hölle - wo willst du deine Zukunft verbringen?

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Wir trafen Sonntags abends in Esslingen ein und wurden bei Gemeindemitgliedern untergebracht. Am Montag morgen, nach einem Frühstück bei den jeweiligen Gastgebern,  trafen wir uns dann zu einer gemeinsamen Andacht in der Gemeinde. 
Ehrlich gesagt kann ich mich nach so vielen Jahren nur noch an einige wenigen Geschehnisse erinnern.

An einem Vormittag hatten wir  einen  evangelistischer Einsatz in der Innenstadt. Wir standen  ein wenig abseits von der Einkaufstrasse  und sangen einige Lobpreislieder. Was aber niemand groß zur Kenntnis zu nehmen schien.
  Dann trat eines unserer Mädels vor und gaben Zeugnis von ihrem Glauben. Nur das niemand stehenblieb und zuhörte. Der ganze Einsatz drohte zur Farce zu werden. Zu brav, zu bieder ... einfach uneffektiv. Ich ärgerte mich innerlich über so viel Harmlosigkeit und das alle so taten, als wenn das OK wäre.
    Genau in diesem Moment sprach mich Frank, unser Klassensprecher und Leiter des Einsatzes, an, ob ich nicht auch Zeugnis geben möchte. Ich nickte und trat vor.

Nun muss man wissen, dass ich eine ziemliche Lautstärke entwickeln kann. Hier kam noch hinzu, dass ich eh schon innerlich kochte. Und so ließ ich die Esslinger Einkaufsbürger nun wissen, dass sie die Wahl hätten zwischen Himmel und Hölle: "Es ist Deine Entscheidung, wo du die Ewigkeit verbringen wirst. Akzeptiere Jesus als deinen Herrn und du bist gerettet und auf der sicheren Seite!" brüllte ich trotzig meinen Frust und die frohe Botschaft die Einkaufsstraße rauf und runter.
    Natürlich blieb auch diesmal niemand stehen, aber  es dürfte auch niemand  überhört haben.
    Als ich wieder meinen Platz in der Gruppe einnahm, herrschte betretenes Schweigen. Fremdschämen und Schock waren deutlich spürbar. Schließlich brach Frank den Bann: "Wir singen noch ein Lied und machen dann Schluss!"

Niemand sprach mich auf den beschriebenen Vorgang später an, aber spätestens jetzt war ich wirklich zum Außenseiter in meiner Klasse mutiert.
  Und mir war es recht so! Dieses fromm-brave Christsein der meisten meiner Klasse war mir eh schon länger auf den Senkel gegangen. So hatte das Ganze irgendwie etwas Klärendes und Befreiendes! Auch wenn ich nicht behaupten möchte, dass meine Aktion richtig gewesen wäre!


Anmerkung von Bluebird:

Folge 82 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ...)

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Soshura (23.12.17)
Klingt für mich, als hast Du Dir selbst eine Frage gestellt, was weniger Deine Zukunft, als Dein Jetzt und Hier aus damaliger Sicht betrifft. Gute Reise.

 Morphea meinte dazu am 23.12.17:
wir sind doch schon jetzt lebenslänglich in einem Wechsel zwischen Himmel und Hölle gefangen, ist wie mit den Gezeiten...
Wer definiert eigentlich das "Böse", ab wann fängt das "Böse" an, wo das Gute? Ich, um es mal so aufzugreifen wie du es intetionierst, also auf die klassische "Gut und Böse Dualität" bezogen...was wäre ohne Sie? Wir wären sabbernde Amöbenhirne ohne Relationstendenzen...Ich spreche dann schon eher vom Karma... Himmel und Hölle ist mir zu infatil gedacht....

 Soshura antwortete darauf am 23.12.17:
Es sabbert beim Gruß die Bemöbe und denkt über ihre wahre Identität nach.
Graeculus (69)
(23.12.17)
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 Bluebird schrieb daraufhin am 24.12.17:
Das kann man so nicht sagen .... "Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue dich, du Christenheit!" ... Die Verlorenheit der Welt steht für mich als Christ außer Frage, wie die auch immer nachdem Tode sich ausdrücken mag.

Das Heils-Angebot Gottes steht im Erdenraume, ob man es annimmt oder nicht bleibt einem letztlich selber überlassen. Die Konsequenzen nicht!
Introitus (37) äußerte darauf am 26.12.17:
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 Dieter Wal (26.12.17)
Die Rede ist von Brüllen und Frust. Frustrierte Jesus-Schlümpfe sind menschlich. Sympathisch bedingt. Wenn man vom Holzschnittcharakter deiner im Text skizzierten Kurzansprache absieht, ähnelte es im Kern einer "Erweckungspredigt". Ich hörte am 25.12. eine solche in einer evangelischen Kirche in Coburg. Die Pfarrerin predigte über eine Passage aus dem Johannesevangelium. Der dort gepflegte Dualismus legt es nahe. Sie predigte nicht zornig und brachte ihr Erweckungsanliegen auf den Punkt am Ende der Predigt, Jesus gerade auch in seinen verstörenden Aspekten aufzunehmen und setzte damit einen bemerkenswerten Akzent zu den sonst üblichen Predigten vom Kind in der Krippe zur Weihnachtszeit. Bei Interesse stimmt sie sicher zu, dass ich dir ihre Predigt als Email zusende.

Frohe Weihnachten!

Kommentar geändert am 26.12.2017 um 00:50 Uhr

 Bluebird ergänzte dazu am 26.12.17:
Ja, mach mal ... im Übrigen schildere ich ja hier Begebenheiten ... da sollte man dann auch nicht zu sehr frisieren, auch wenn möglicherweise man manches heute etwas differenzierter sieht /Stichwort "Feuersee" in Offenbarung 20) und vielleicht eine andere Form der Mitteilung wählen würde.

Andererseits braucht es vielleicht auch manchmal das klare Wort, um überhaupt wahrgenommen zu werden ... Frohe Weihnachten

 Dieter Wal meinte dazu am 26.12.17:
Gern. Bitte per PM hier oder auf Facebook deine Emailadresse.

Dass es Vorstellungen von Jenseits mit Gericht und Strafe gab, dafür taugt ein Zitat von Offb 20, nicht jedoch als Zitat für "Mit Jesus entgehst du dem Tod, weil gerade in Offb 20 beschrieben wird, wie Hades und sämtliche Bilder des Destruktiven (Tod, Böses) restlos vernichtet werden. Offb 21,5: "Siehe, ich mache alles neu" ist das Grundprinzip. Dort sind keine statischen Vorgänge dargestellt, sondern gerade apokalyptische Neugestaltung in einem Trostbuch der frühen Christenheit für Tage, in denen Christen von Römern in Massen hingerichtet wurden. Hätte der Prophet ihnen sagen wollen: "Nehmt Jesus an, damit ihr den Höllenflammen entgeht!", hätten sie ihn hoffentlich umgehend gesteinigt. Die Adressaten mussten nicht erst erweckt werden. Die Gemeinden wurden mit sämtlichen Mitteln der Sprache getröstet, weil ihr Ermordetwerden unmittelbar bevorstand.
Sternchen (43)
(26.12.17)
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 Dieter Wal meinte dazu am 26.12.17:
Bitte. Gern.
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