Die Verfremdung

Glosse zum Thema Abschied

von  loslosch

Qui domum intraverit, nos potius miretur quam supellectilem nostram (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Wer unser Haus betritt, soll mehr Aufhebens um den Gastgeber machen als um den Hausrat.

Die wörtliche Übertragung entbehrt nicht der Peinlichkeit: Wer unser Haus betritt, soll nicht unseren Hausrat bewundern als vielmehr uns selbst. So wirkt es abgehoben, extravagant. Der Gast also soll sich nicht von der Ausstattung blenden lassen, sondern allein dem Gastgeber zugetan sein. War Seneca ein Gutmensch? Er soll als Berater Neros, der mit kaum 17 Jahren zum Kaiser gekrönt wurde, zum reichsten Mann Roms aufgestiegen sein, dank der großzügigen Dotationen des blutjungen Kaisers. In seinen Briefen an Lucilius (Epistulae morales ad Lucilium), geschrieben nach seinem Rückzug von der Macht, wirft Seneca unbewusst einen Blick zurück auf die verlorenen Schätze, die er nie, nie begehrt haben will.

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Kommentare zu diesem Text

Aron Manfeld (48)
(07.01.18)
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 loslosch meinte dazu am 07.01.18:
relativ liegt der vater richtig. die armen kinder sind aber relativ schlechter dran.

erinnert an den fälschlich marie antoinette zugeschriebenen spruch: S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche.

 TassoTuwas antwortete darauf am 07.01.18:
Hallo, ...ich weiß was das heißt ))

 loslosch schrieb daraufhin am 08.01.18:
mister kugel machts möglich.

 TrekanBelluvitsh (07.01.18)
Wer unsere Homepage betritt, soll mehr Aufhebens um den Autor machen als um dessen Texte.
Sind wir nicht alle ein wenig Seneca?

 loslosch äußerte darauf am 07.01.18:
applaus auf offener szene!
Graeculus (69)
(07.01.18)
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 loslosch ergänzte dazu am 07.01.18:
ja, er wäre sogar beeeindruckt gewesen.

 niemand (07.01.18)
Heißt das wirklich man sollte mehr "Aufhebens" um den Gastgeber machen, oder dass man sich mehr dem Gastgeber zuwenden sollte, mehr als dem Hausrat? Zuwenden ist nämlich was anderes, als "Aufhebens machen". Zuwenden ist für mich ein höfliches, freundliches Eingehen auf die Person des Gastgebers.
Schließlich ist sie ja lebendig dieser Person, im Gegensatz zum toten Hausrat, welcher letztlich doch nur dem Prestige dient.
LG Irene

 loslosch meinte dazu am 07.01.18:
ausgehend von der wörtlichen übersetzung (bewundern) ist jede freie übertragung schwierig, weil der ansonsten sprachgewandte seneca sich an der gegenüberstellung von gastgeber und hausrat verhebt.
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