Marionettentheater

Erzählung zum Thema Armut

von  toltec-head

Übrigens wurde auch auf der Bi-Open getanzt.

Ich weiß wirklich nicht, woran es liegt, dass tanzende Männer immer Scheiße aussehen. Ich meine, wie kann es sein, dass man sich wie im Paradies vorkommt, wenn Ellen Page und Emma Portner tanzende, junge Männer imitieren, die tanzenden Originale und seien sie noch so jung und hübsch aber immer an die Höllen-Partien von Bosch erinnern? Die paar Frauen, die es gab, waren ganz meiner Meinung und fickten lieber weiter. Überhaupt war keiner aus den hinteren Ecken vom Rudelbumsen dabei. Der Tanz war eher Drogen als Sex induziert. Ohne jegliche Grazie, natürlich. Verrückt und zugleich verkrampft auf lässig und cool gemacht; man kennt das ja. Im Zentrum, völlig übertrieben herumwirbelnd, ein großer muskulöser Lulatsch mit Vollkörpertätowierung, einer dieser Wälder, wie  man sie jetzt immer sieht. So ein Strange Arty Type mit lackierten Fingernägeln, von dem man nicht weiß, ob er den Sexus bereits überwunden oder einfach nur noch nicht ganz bis zu ihm durchgedrungen ist. Am graziösesten fand ich noch einen älteren, schwabbeligen Frankfurter am Rande des Geschehens, ein Grauschopf mit einer dieser grässlichen, anrasierten Nazifrisuren und Bierbecher in der einen, Zigarette in der anderen Hand, der mehr so einfach nur mitschunkelte. In sicherer Entfernung, beinah schon wieder im Dunkeln ein Araber, der irgendwie auch tanzte, sich dabei aber die ganze Zeit einen runterholte und den ganzen Abend nie jemanden an sich heranließ. Stunden später dachte ich, er müsse jetzt doch irgendwann zu bluten beginnen. 

Mit allen tanzenden, jungen Männern ist es wie mit dem einen jungen Mann aus Kleists Marionettentheater, um den eben noch bei jeder Bewegung ein Hauch von Ellen Page und Emma Portner schwebte, und der jetzt nur noch so dumpf vor sich hin stapft. Ob sie ihre Grazie durch die Hintertür, durch Drogen, Ausschaltung des Bewusstseins, wie Kleist meinte, oder dadurch dass sie, wie ich vor kurzem im Manifest der Kontrasexuellen las, sich zu Arbeitern ihres Arschlochs machen, weil ihr Schwanz ja doch nur ein billiges Dildo-Imitat ist, wiederfinden? Ich bezweifele es eher. Es sah aber, um die Wahrheit zu sagen und zu den Fickgehegen zurückzukommen, mit den paar anwesenden Frauen nicht viel besser aus.

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Kommentare zu diesem Text


 Oskar (09.01.18)
Bei den vielen seltsamen Menschen würde ich keinen hoch bekommen. Kann mir auch nicht vorstellen, dass die Musik tanzbar war.

Text aber gur lesbar.
Bitte mehr Sex, weniger Politik.
Und jetzt komm nicht, Sex sei Politik.

 toltec-head meinte dazu am 09.01.18:
Morgen kommt dann wieder Carl Schmitt dran, du Strange Arty Type.

 Oskar antwortete darauf am 09.01.18:
Keine einzige Tätowierung.
Nägel nur bunt vom Dreck.
Eher alt und kalt.
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