Ein schweigender Himmel

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Je mehr ich über die neue Entwicklung nachdachte, um so besser gefiel sie mir. Das Anerkennungsjahr für Sozialpädagogik im Vorbeigehen mitzunehmen und keine Schulzeit dabei zu verlieren, hatte etwas von einer genialen Idee. Zudem würde ich aus dem Bibelschulalltag herauskommen, der doch etwas von einem geschützten Biotop hatte.

Während ich also tatsächlich so etwas wie Vorfreude auf Bremen entwickelte, sprach mich jemand aus der Mittelstufe an, den ich aus dem Jesushaus (Düsseldorf) kannte.  "Hör mal, Heiner, könntest du mir einen Gefallen tun?"
   Kurzum, es ging darum einen Ältesten der Jesushausgemeinde Samstagabends vom Frankfurter Flughafen abzuholen und ihn zu Verwandten nach Langen (Nähe Bibelschule) zu fahren. 

  "Aber warum machst du es nicht selber?" fragte ich nach. "Geht nicht, ich bin am Wochenende mit meiner Frau in einer Familienangelegenheit unterwegs." Ich sagte zu und erhielt von ihm die Autoschlüssel seines Wagens.

Der Samstag kam und ich fuhr am frühen Abend los. Anfangs lief auch alles gut. Ich kam rechtzeitig am Flughafen an, stellte den Wagen im Parkhaus ab und wartete am Ankunftsterminal.
    Die Maschine aus Israel traf pünktlich ein und bald schüttelte ich die Hand eines braungebrannten Ältesten. "Ok", sagte ich, "ich hole kurz den Wagen und dann fahren wir los!"

Aus dem kurzen Holen des Wagens wurden drei Stunden eines am Ende verzweifelten Suchens in dem mehrstöckigen Parkhaus. Ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern, wo ich ihn abgestellt hatte. Und so irrte ich auf den verschiedenen Stockwerken umher, viele erfolglose Runden drehend. Ab und zu kurz betend!
    Aber der Himmel schwieg zu meinem Bemühen! Keine Eingebung, kein Fingerzeig! Nichts! Einfach nur Schweigen!

Während ich, wie schon gesagt, zunehmend verzweifelter wurde, blieb Günther voll engelhafter Geduld. Wenn ich ab und an zwischendurch bei ihm auftauchte, gab es kein böses Wort von ihm,  nur ein ermutigendes: Such weiter!?
    Wahrscheinlich betete er intensiv für mich, aber es änderte nichts! Ich irrte weiter im Parkhaus umher, mich ich beklommen fragend, was das Alles zu bedeuten hatte. Denn das dies  kein Zufall war, war mir vollkommen klar.
    Schließlich nach wie gesagt dreistündigem Herumirren, fand ich den Wagen doch noch. Welch eine Erlösung! Ich brachte Günther nach Langen, stellte dann in Erzhausen den Wagen vor der Wohnung des Mitschülers ab und wanderte rüber zur Bibelschule. Ich fühlte mich innerlich sehr, sehr leer. Was um alles in der Welt sollte mir dieser Abend sagen?


Anmerkung von Bluebird:

Folge 87 meiner autobiografischen Erzählung (1985 - ...)

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