Jeder will es mit uns treiben, niemand will hier weg!

Lehrgedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Lala

Wir feiern, unbeschwert von allen Sorgen,
in allen Ober-, Zwischen-, Unterdecken
mit Schampus, Koks und Mädels zum Beflecken
noch jeden Tag, als gäbe es kein Morgen!

Entfernt seid ihr am Uferrand zu sehen:
Verdrossen, stillos, Mittelfinger zeigend,
auf Bücher schwörend, uns den Luxus neidend.
Ich bleib ganz cool in warmen Tüchern stehen,

Und wollt ihr mich mit Dies Irae jagen,
mit Hölle und Vergeltung, Todesboten,
so frag ich Euch: Wer sind die ganzen Toten?

Sind’s meine, eure, unsere? Wer wäre
denn je vom Himmel abgestürzt? In leere
Gesichter hört mich Carpe Diem! sagen.


Anmerkung von Lala:

- BungaBunga jetzt erst recht -

Dieses Gedicht wurde von der Plöner Seeplattenautorenschaft mit dem Prädikat wertvoll ausgezeichnet.
Auf kV wurde es von allen empfohlen!

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (26.01.18)
... und bis zum letzten Atemzug!

 Lala meinte dazu am 27.01.18:
Davon darf man ausgehen.

 Habakuk (26.01.18)
Carpe Diem? Ein jeder Tag ohne kV ist ein verlorener Tag.
Bei schlechten Texten lässt es sich viel leichter lügen. Dieses Gedicht ist sehr gut. Darum wird es auch nicht in den Olymp (ab 130 Klicks) aufgenommen werden.
Will aber nicht zu früh loben. Nicht, dass noch jemand kommt und erklärt, wie man die Worte mit heißer Pellkartoffel im Mund betont.
;-)

 Lala antwortete darauf am 26.01.18:
Da Danke ich Dir und verzichte gleich auf den Klick-Olymp, denn weitere 1499 Sonette wollen noch geschrieben werden ;)

 EkkehartMittelberg (26.01.18)
Reisende soll man nicht aufhalten. Aber die, die bleiben, werden es munter weiter treiben.

 Lala schrieb daraufhin am 26.01.18:
Das wird sich nicht verhindern lassen. Danke Dir.

 Isaban (26.01.18)
Oha, Lala schreibt Sonette!

Gar nicht schlecht. Zumindest habe ich hier schon sehr viel schlechtere gelesen.
Alle Verse stehen im Jambus, zeigen weibliche Kadenzen und bestehen aus 11 Silben. Auch sind These, Antithese und Synthese gut auf die entsprechenden Strophen aufgeteilt, formal gibt es also nicht viel zu bemängeln.

Rein sprachlich gäbe es da noch ein paar winzige Schleifstellen.

Vielleicht findest du ja eine Möglichkeit in S1, V4 die Inversion ums "noch" auszubauen.

In S2, V1 findet sich schon wieder eine Inversion. Falls ich kein besonders kryptisches Akrostichon übersehen habe und falls du diese Inversion nicht unbedingt als Stilmittel benutzen willst, ginge natürlich auch "Ihr seid entfernt...".

Im ersten Terzett hast du gleich zwei Fragezeichen eingebaut. Ein uns beiden bekannter KV-Kritiker hat vor ungefähr 11 Jahren mal unter einem meiner Texte angemerkt, dass man nie mehr als ein Fragezeichen in ein Gedicht einbauen sollte. Ich erst ein paarmal tief Luft geholt, dann hab ihm Recht gegeben, die Dinger stören den Lesefluss und sind meistens leicht auszubauen. Auch hier wäre es einfach: Du müsstest nur das erste Fragezeichen durch ein Komma ersetzen.

Zu S3, V3: Ja, wer sind denn die ganzen (für meinen Geschmack etwas zu unvermittelt auftauchenden) Toten?
Die Neider am Uferrand? All jene, die sich immer an die Regeln halten und deshalb zu blöde sind, ihr Leben richtig zu leben? Oder ganz einfach irgendwelche Toten? Bitte klär mich auf.

Ich weiß, ich weiß, der Vers zuvor wurde mit Weltuntergang und Todesboten bebildert. Vielleicht habe ich ja ein Brett vorm Kopf, aber das erklärt mir die Frage nicht, die hier das lyrische Ich stellt.
Ich kapiere nicht, welche und wessen Tote und genau aus diesem Grunde finde ich auch nicht so recht Zugang zu S4.

Vom Himmel abgestürzt sind vermutlich die eine oder andere Mondrakete oder zumindest Teile davon, ein paar Meteoriten, Satelliten, gefallene Engel, abgeschossene Vögel, Fluggeräte aller Art und das ein oder andere Tornadoopfer. Übersehe ich da was? Nicht etwa, dass ich das "Carpe diem!" nicht kapiere, mir fehlt im Text ganz einfach der passende Zusammenhang.

Liebe Grüße

Sabine

 Lala äußerte darauf am 26.01.18:
Gar nicht schlecht? Im Sinne des LyrI antworte ich: don't mess with an expert.

Wieso nicht doppelt gefragt? Das mache ich in meinen Texten gern. Denn wer fragt? Der führt. Das machen solche Typen gern. Erst recht, wenn sie gewandet im blütenweißen Frotteebademantel am Pool im Oberdeck - oder auch darunter? - stehen und wiederholt dabei mit dem Zeigefinger - wie ein Klopfspecht - auf deine Brust pieken.

Wer sind die Toten? Wer ertrinkt, zwischen Strand und Sehnsuchtsort? Du? Ich? Alan K.? Keine Ahnung wer da, eingewickelt in warmen Tüchern, zu mir spricht. Stünde ich am Strand, mit hocherhobenen Mittelfinger gen Fhloston Paradise dann würde ich mich wahrscheinlich doch zwischendurch mal umdrehen und gegenchecken ob ich es wirklich nicht bin.

 Isaban ergänzte dazu am 27.01.18:
OK. Und das müsste jetzt nur noch in deinem Text angelegt sein.

Liebe Grüße

Sabine

 Lala meinte dazu am 27.01.18:
Na, Isaban, so eine kleine Transferleistung seitens des Lesers, muss schon drin sein. Danke für Deine Hinweise und es ist zu befürchten oder zui hoffen, dass ich die 1500 Sonette doch nicht packe.

 Dieter Wal meinte dazu am 02.02.19:
@ Isaban: "Vom Himmel abgestürzt sind vermutlich die eine oder andere Mondrakete oder zumindest Teile davon, ein paar Meteoriten, Satelliten, gefallene Engel, abgeschossene Vögel, Fluggeräte aller Art und das ein oder andere Tornadoopfer. Übersehe ich da was?"

https://de.wikipedia.org/wiki/Phaethon_(Mythologie)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ikarus
https://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Magus#Die_apokryphen_Petrusakten

Die von dir erwähnte Vorstellung des gefallenen Engels ist dasselbe Motiv.

Da sämtliche Mythen, bzw. die Legende um Simon Magus, die wieder Christi Himmelfahrt aufgreift, welche auf Henoch und andere jüdische Legenden zurückgeführt werden könnte, lange vor Erfindung des Flugzeugs entstanden, dürfte sich in ihnen letzlich die Angst vor dem Fliegen bzw. die Furcht, in die Tiefe zu stürzen, wiederspiegeln. Die Angst zu fallen kennt jeder manchmal beim Einschlafen als unvermitteltes Gefühl, plötzlich abzustürzen. Ich kenne keine Erklärung dafür. Vorstellbar wäre ein genetisch vererbter Erinnerungsfetzen aus der Zeig von Flugechsen, die sich möglicherweise zurückentwickelten und zu unseren fernen Vorfahren gehört haben könnten. Dass Menschen in Embrionalphasen sämtliche Tiergattungen in Embrioform "durchwandern", bevor sich der menschliche Embrio heranbildet, ist gesichert.

Antwort geändert am 02.02.2019 um 21:41 Uhr
fdöobsah (54)
(27.01.18)
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 Lala meinte dazu am 27.01.18:
Hallo fdöobsah,

schön, dass es auf der technischen Seite - anscheinend auch mit der habakukschen Kartoffel im Mund - rund durch läuft. Und richtig: datt Dingen will natürlich nichts anderes als eine Botschaft rüberbringen und mehr noch provozieren und das Gedicht ist in Reaktion auf ein anderes entstanden nach dem Motto: das kann ich besser. Das sind für micht die bestem, weil inspirierendsten Momente auf kV.

Also die Fragezeichen sind störend? Verändern sie den Klang? Oder sehen sie einfach nur blöd aus? Ok,ok. ok ich hör schon auf und werde Euren Rat befolgen und das eine durch ein Komma eliminieren. Das aber werde ich nicht gleich tun, sondern erstmal in mein Badetimmer von feiner pinkeln (gibts es wirklich) gehen und danach im weißen Bademantel ... ok ok ich hör auf, ich lass es ich zieh das Dingen jetzt aus.

Danke. Und auch nochmal Danke an Isaban.

 Lluviagata (27.01.18)
Ich wuste gar nicht, dass du auch Lyrik kannst - und dann gleich ein Sonett!

Hat man die jugendliche Rebellion überstanden, sich ein paar Jahre den unausweichlichen familiären Verhaftungen ausgeliefert, kommt irgendwann der Startpunkt für eine erneute Revolution, deren Ziele denen in der Jugend entgegengesetzt werden - Carpe diem - dieser Spruch, der einem als aufblühendem Young-Revoluzzer mehrmals am Tage um die Ohren gehauen wurde. Jetzt, abgenabelt von Verpflichtungen, die selbst erwachsen geworden sind, beginnt das wirkliche Leben, so man es zulässt. Entgegen altbackener Konventionen mit Ü50 auf Techno-Partys feiern anstatt den Enkel zu Helene Fischer auf den Knien zu wiegen .... So sehe ich die Aussage deines Gedichtes, mit der ich mich voll identifizieren kann. Ziel ereicht, wa?

Zum Technischen wurde schon so viel Kluges gesagt, das muss ich nicht auch noch aufgreifen, zumal ich kein wirklicher Techniker bin.

Hat mich gefreut!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Lala meinte dazu am 27.01.18:
Na den Spaß und die Feierlaune will ich Dir nicht trüben und die Einstellung durchaus auch mal an sich und das eigene Feierbiest zu denken und es ordentlich krachen zu lassen, ist bestimmt nicht verkehrt und mir nicht fremd. Bestimmt nicht. Aber wenn Du den Knulch sehen würdest, den ich da beim Schreiben vor meinem inneren Auge hatte ... bäh, nee. Mit so ne fiese Möpp willste nicht feiern. Ehrlich.
Ansonsten Danke ich Dir und noch ein PS:

Habe erst sehr, sehr spät gesehen, dass Du nicht von meinem Kommentar angepisst warst und ich hatte schon befürchtet, dass ich da voll neben der Spur gewesen bin.

 Lluviagata meinte dazu am 28.01.18:
Natürlich habe ich die Bitterkeit geschmeckt, die hochkommt, wenn man allzu viel Gelehriges um die Ohren gehauen bekommt. Nur wer wagt, der gewinnt. Carpe diem.

Dein Gedicht ist voller Offenbarungen, voller Seitenhiebe auf den Dichterolymp.

Ich werde deinen Kommentar heute beantworten. Angepisst? Nö, ich versuche zu verstehen und dazu zu lernen, immer wieder. Der Leser ist schon ein putziges Ding, versteht oft nur das, was ihm gerade gefällt ...

 Lala meinte dazu am 28.01.18:
Es wird immer spannender. Denn Du liest das Ding anscheinend aus einer ganz anderen Perspektive als ich. Was wiedermal bestätigt: der Leser ist nicht putzig, er macht sich jeden Text zu eigen. Ob dem Autor das nun gefällt, oder nicht.

Edith: Ich meinte meinen Kommentar zu Gleich

Antwort geändert am 28.01.2018 um 10:46 Uhr
NimbusII (42)
(02.02.18)
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