Ode an meine Grippe

Prosagedicht zum Thema Krankheit/ Heilung

von  EkkehartMittelberg

O du erbarmungslose Eroberin,
man kann sich dir nicht widersetzen.
Listig schickst du deine wandelbaren Viren aus,
die sich unbemerkt ins Blut schleichen
und meinen Widerstand brechen,
ohne dass ich weiß,
dass du von mir Besitz ergriffen hast.

Andere Damen versuchen mit Reizen zu betören,
und wenn man sich ihnen ergibt,
kann man nicht behaupten,
man habe die Verführung nicht bemerkt.

Doch du bist eine stille Siegerin.
Das einzige Vorzeichen deines Triumphs
ist ein leichtes Frösteln,
Doch wenn ich die Zugbrücken einziehe,
hast du den Corpus schon besetzt.

Dann schickst du deine Gespielen
Schnupfen, Husten, Heiserkeit aus,
die mich ins Bett locken.
Jetzt stellst du mich vor die Wahl:
Früher habe ich mit dir gerungen
und eisern widerstanden.
Du hast keinen Spaß vertragen
und Fieber gesandt,
das jeden Widerstand brach.

Nun heiße ich dich gefügig
im Bett willkommen,
denn du bist eine Geliebte,
die über mich kommt
wie eine Domina,
der man gehorchen muss.

Ich kenne dich heute,
du strenge Gebieterin.
Wenn ich mich früh genug
in deine Armen fallen lasse,
schenkst du mir für längere Zeit
die Möglichkeit zu träumen
und lehrst mich,
mich kampflos zu ergeben
und willenlos zu sein.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (27.01.18)
Eine Festung erstürmt man am besten von Innen.
;)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.01.18:
Merci. Stimmt. Wenn man weiß, dass man sie nicht halten kann, öffnet man am besten freiwillig die Zugbrücke. Dann wird nichts gewaltsam zerstört.
Sätzer (77)
(27.01.18)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 27.01.18:
Danke, Uwe, ich werde sogar mangels Konkurrenz der Schönste sein.
LG
Ekki

 TassoTuwas (27.01.18)
Hallo Ekki,
du hast die Symptome und den Verlauf sehr anschaulich beschrieben.
Die Sache mit der Domina hätte etwas explizierter ausfallen dürfen
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 27.01.18:
Lieber Tasso,
es wäre bestimmt spannend gewesen, wenn ich die speziellen Tricks der Domina verraten hätte. Aber ich hatte Angst vor der speziellen Züchtigung, die dann fällig gewesen wäre.
Herzliche Grüße
Ekki

 LotharAtzert (27.01.18)
Auch Dir gute Besserung!
Solltest Du aber gerade grippefrei sein, dann sei es fürs nächstemal.
Gruß
L.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 27.01.18:
Lieber Lothar,
ich habe deinen guten Wunsch noch nötig und bedanke mich.
Solltest du an der Grippe erkranken, lass es mich wissen. Die Dame schätzt meine Hingebung und ist mir noch einen Gefallen schuldig.
LG
Ekki

 Habakuk (27.01.18)
Kein Scherz, Ekki. Beim erstmaligen Überfliegen habe ich doch tatsächlich „Ode auf mein Gerippe“ gelesen. So weit sollte es aber nicht kommen.;-)
Oden können, müssen aber nicht einem festen Metrum folgen. Ich erkenne hier kein alternierendes Metrum im klassischen Sinne. Gott sei gedankt.
„Ode auf meine Grippe“ hört sich zunächst merkwürdig an. Pablo Neruda schrieb sehr erhabene Oden über Pommes frites, die Zwiebel oder Seealsuppe.
Pathetisch- emotional-theatralisch-feierlicher Sprachstil, wie es einer Ode zu eigen ist. Besitzt eine gefällige Sprachmelodie und lässt sich daher entspannt lesen. Oder hören. Oder beides. Ein Gewinn an sich in der heutigen Zeit.
By the way, für meine Ohren hörte sich „Ode an meine Grippe" auch nicht schlecht an.
Vllt. demnächst eine Ode an die Hühnersuppe. Gute Besserung!

BG
H.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 27.01.18:
Lieber Habakuk,
grazie erspeciale für diesen witzigen Kommentar. Ich habe nicht gewusst, dass Pablo Neruda sich auf so banale Themen eingelassen hat. Das macht ihn mir noch sympathischer.
Ich überlege jetzt, ob ich deiner Idee folgend eine Ode an mein Gerippe schreibe.
Vorerst übernehme ich gerne die kleine Änderung in der Überschrift: "Ode an meine Grippe".
Heitere Grüße
Ekki
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60) meinte dazu am 27.01.18:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.01.18:
Danke für die guten Wünsche, Barbara.
HG
Ekki

 Sylvia (27.01.18)
Oh, mein lieber Ekki,
man darf sie nicht unterschätzen,
am Ende wirst du sie besiegen
und sie wird bitterböse krächzen:
jetzt lass ich dich links liegen. :D

Gute Besserung wünscht dir
Sylvia

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.01.18:
Merci, Sylvia, du hast recht. Es scheunt so, als lasse sie mich seit heute links liegren. Aber diese Dame ist fintenreich, und sobald man frohlockt, schleicht sie sich wieder hinterhältig an..
Aber dein Besserungswunsch wird mir helfen, sie charmant abzulenken.
Liebe Grüße
Ekki

 Sylvia meinte dazu am 27.01.18:
Dann hoffe ich nur, dass sie mich nicht sucht :)
NimbusII (42) meinte dazu am 27.01.18:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.01.18:
Danke, Heike, in ein paar Tagen bin ich schlauer.
LG
Ekki

 harzgebirgler (27.01.18)
wenn erst einmal son infekt
richtig drin in einem steckt
fühlt der sich zwar ziemlich krank
doch vergeht kurz über lang
meist das elend von allein
er muß nur geduldig sein....

herzliche abendgrüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.01.18:
Lieber Henning,
wenn der Infekt in einem steckt,
er grinsend seine Zähnchen bleckt.
Mag er wüten, das ist seine Pflicht,
klein kriegt er mich sicher nicht.
Herzliche Abendgrüße
Ekki
Sabira (58)
(27.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.01.18:
Mille grazie für die heilenden Gaben, Sabira,
Ich habe die Beinwickel für meinen ganzen Körper benutzt und sehe aus wie eine Mumie, Vielleicht ergreift die dominante Dame jetzt die Flucht und sucht sich ein attraktiveres Opfer.
L G
Ekki

 AZU20 (28.01.18)
Da hast Du schöne Zeilen gefunden, um Dich der Grippe zu ergeben. Ich selbst halte von dieser Domina eher nichts und versuche, ihr aus dem Weg zu gehen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.01.18:
Merci, Armin, deine Absicht ist löblich, doch wenn sie es auf dich abgesehen hat, ist ein Entrinnen kaum möglich.
LG
Ekki

 GastIltis (28.01.18)
Hallo Ekki, wenn man also von Heiligabend bis Silvester mit Grippe flach liegt und genau vierzehn Tage später von einer Magen-Darm-Grippe heimgesucht wird, kann man dein Leid nachempfinden (bzw. vor-). Zu solch lyrischen Großtaten wie du war ich indes nicht in der Lage. Glückwunsch! Und LG von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.01.18:
Grazie, Gil, mir wird dank deines Kommentars immer mehr bewusst, dass ich bis jetzt Glück gehabt habe.
LG
Ekki
LottaManguetti (59)
(28.01.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.01.18:
Liebe Lotta,
es ist ein Trost, als Infizierter eine Gefährtin zu haben. Damit meine ich nicht die Grippe, die ich inzwischen hinaus komplimentiert habe.
Vielen Dank für deinen Genesungswunsch.
Ekki
Agneta (62)
(03.02.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.18:
Merci, liebe Monika, versuche es mit meiner erfolgreichen Taktik.
Liebe Grüße
Ekki
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