Entwicklung

Glosse zum Thema Entwicklung(en)

von  tueichler

Am Anfang war der Draht. Ein Draht, der es erlaubte, dass zwei Menschen außerhalb der Sichtweite Sprache synchron austauschen konnten. Das war ein erheblicher Fortschritt zu der asynchronen Art des Informationsaustausches vorher, den wir noch unter dem Namen 'Telegramm' kennen. Dabei hat immer eine Seite Text geschickt, wenn der Empfänger diesen gelesen hatte, konnte er in gleicher Weise darauf antworten. Telegramme wurden so in den 1850er Jahren erfunden und verbreitet. Das Telefon dagegen, wörtlich 'Fernsprecher' kam so um 1912 in Mode und verbreitete sich als 'Fernsprech-Weitverkehr'.

Mit diesen beiden Techniken konnte man ganz gut auskommen, im 1. Weltkrieg gab es dann auch schon transportable Telefonieanlagen, sogenannte Feldtelefone. Aus offensichtlichen Gründen hatten diese aber in den folgenden Kriegen erhebliche Nachteile in punkto Zuverlässigkeit und Sicherheit.

So kam es zu der Entwicklung der Handfunkgeräte, bekannt auch als Walkie-Talkie. Da konnte eine Seite hineinsprechen, nach Ende der Übertragung wurde die Transferrichtung umgeschaltet und der andere konnte hineinsprechen. Das war also wie das Telegramm - Übertragung in nur eine Richtung aber als Sprache. In der weiteren Entwicklung entstanden allmählich Systeme, die gleichzeitige Übertragung im Funkverkehr zugelassen haben - Sender und Empfänger konnten gleichzeitig sprechen und hören (also diejenigen, denen das gegeben ist!).

Aus dieser Technik entwickelte sich nun das Mobiltelefon. Damit konnten Verbindungspartner, wie beim Telefon, mittels einer Nummer identifiziert werden, sich anrufen und miteinander sprechen. Nun ist es scheinbar dem Effizienzgedanken geschuldet, dass Telefonate nicht mehr ausreichend waren, besonders, weil diese ja immer Widerworte des Kommunikationspartners erlaubten. Es begann das Zeitalter der SMS. Hat man sich früher noch angerufen, um sich zu verabreden, sendete man nun eine SMS, also eine Nachricht im Short-Message-Service, in der Annahme, kurze Anweisungen führten zu schnelleren Ergebnissen. Dass dem nicht so war zeigt sich darin, dass nun zusätzlich zu den SMS mobile Telefonate geführt wurden, um den Sachverhalt klarzustellen.

Als Mobiltelefone nach einiger Zeit auch als Fotoapparate taugten, ergab sich natürlich, dass die Aufnahmen ausgetauscht werden mussten (wie sieht mein Essen aus, passt mein neues Nasentatoo oder guck mal wo ich stehe). Die Anzahl der Telefonate verringerte sich, da ja offensiver Bildversand und SMS jeglichen sofortigen Kommentar der Gegenseite überflüssig machte, es war der die Evidenz schon im Bild geliefert und der Bedarf zur Diskussion damit erschlagen. Mit Einzug der sozialen Medien (oder vielleicht manchmal auch der asozialen Medien?) wurde diese Form der Kommunikation speicherbar und unlöschbar.

Abermals eine Zeit später gab es WhatsApp und ähnliche. Der Austausch von Nachrichten und Bildern machte direkte Kommunikation gänzlich überflüssig, die Haltung der Menschen wurde demütiger, zumindest dem Schein nach, da fortan alle Inhaber eines Smartphones den Kopf auf die Tastatur gesenkt den Alltag durchschritten. Bilder und Text konnten nun in einem Kommunikationsstrang koexistieren.

Zur neuesten Entwicklung nun ist es gekommen, als irgendein pfiffiger Entwickler den Gedanken hatte, man könne an eine WhatsApp Nachricht nun auch Sprache anhängen. Das erlaubt zwar keine synchrone Kommunikation, aber den Austausch von Sprache.

Man kann an diesen Beispielen sehen, dass sich einerseits asynchrone und synchrone Kommunikation permanent abwechseln und die Unterschiede in der Kommunikation sich nur qualitativ (also im technischen Sinne) unterscheiden.

Oder um es zusammenzufassen, nach vielen Jahrzehnten sind wir mit WhatsApp nun dort angelangt, wo Walkie-Talkies das erste Mal drahtlose Stimmübertragung erlaubten. Ich wette, bald ist auch wieder synchrone Kommunikation möglich, wie bei Telefonie, Funk und Mobiltelefonie.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (29.01.18)
Ein Draht, der es erlaubte, dass zwei Menschen außerhalb der Sichtweite Sprache synchron austauschen konnten.

Wäre es nicht viel geschmeidiger, in diesem Satz ein "sich" zu ergänzen?


Walky-Talky

Ach herrje, wo hast Du denn die kuriose Schreibweise her? ist ja drollig! Korrekt ist "Walkie-Talkie".

Ansonsten gerne gelesen.

 tueichler meinte dazu am 29.01.18:
Danke für den Tip mit dem Funkgerät. Der erste Satz ist so beabsichtigt, da es darum geht Sprache auszutauschen und nicht allgemein Information.

VG,

Tom
Graeculus (69)
(29.01.18)
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 AZU20 (31.01.18)
Interessanter Text. LG
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