Planbar

Gedicht zum Thema Leben

von  Sylvia

Sie nähte sich ein neues Kleid,
aus feiner Seide, frischen Farben,
es sollte schimmern, funkeln, glitzern,
für immer leuchten auf der Haut.

Ihr altes fand sie nicht mehr schön,
verwaschen war es, rau und löchrig,
das Stopfen wurde ihr zum Graus,
die Flicken rissen Nähte auf.

Vorsichtig zog sie es aus,
der blaue Stoff, er roch vertraut,
umhüllte sie mit Wärme.

Sie rannte ihrem Ziel entgegen
und rief: ich sehe, sehe, sehe dich!
Nur die gekreuzten Finger sah sie nicht.

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Kommentare zu diesem Text


 Walther (02.02.18)
Hi,
sonette müssen nicht gereimt sein, aber ein metrum brauchen sie. so fein der text daherkommt, das ist seine schwäche. zum einen muß entschieden werden, ob man drei-, vier- oder fünfhebige metren nimmt, jambische, trochäische, daktylisch-amphibrachische oder knittelige. mischmasch wie oben, das geht nicht zusammen. zum anderen sollte man sich die struktur ansehen. das 2. terzett kommt sozusagen aus dem nichts, ist nicht hergeleitet und hat keinen nachvollziehbaren zusammenhang zum rest.
schade, denn der text ist schön - inhaltlich und von den lauten her.
lg W.

Kommentar geändert am 02.02.2018 um 09:38 Uhr

 Sylvia meinte dazu am 02.02.18:
Hallo Walther,
das ist kein Sonett :) An die Königsklasse wage ich mich nicht.
Danke für deine Meinung, ich denke darüber nach, was ich noch ändere.
LG Sylvia.

 FrankReich antwortete darauf am 03.03.21:
Selbstverständlich ist das ein Sonett, vierzehn Verse reichen zur Klassifizierung eines solchen völlig aus, da könnte es sogar stychisch sein, das Metrum und die Einteilung in Quartette/Terzette, etc. sind klassischer Natur und längst nicht mehr erforderlich.

Ciao, Frank

 Walther schrieb daraufhin am 04.03.21:
dem ist nicht so, Frank.
das sonett definiert sich heute als dialogisches lehr- und lerngedicht mit hilfe der inneren architektur. 14 verse sind also nicht konstituiernd.
aus dem begriff selbst lässt sich darüberhinaus ableiten, dass es "klingen" muss, also hohe anforderungen an sprachmelodie und rhythmus bestehen. was ich sagen will: der nichts weiß, der schweige besser.
lg W.

 FrankReich äußerte darauf am 04.03.21:
Tja Walther, allerdings differenzieren die Begriffe Wissen und Bildung ungemein und mir Nichtswissen zu unterstellen ist schon ziemlich vermessen, aber nun, wenigstens weiß ich, von wem es kommt und zudem hat sich die Behauptung, dass die Erde eine Scheibe sei, letztendlich auch als Trugschluss herausgestellt, obwohl der Glaube daran immer noch nicht ausgerottet zu sein scheint. 😂

Ciao, Frank

 Walther ergänzte dazu am 04.03.21:
Hi,
du musst aufpassen, dass du am rand nicht von derselben fällst.
ich habe mir schon vor langer zeit angewöhnt, nur noch dinge zu kommentieren, von denen ich was verstehe. dieses verfahren empfehle ich immer gerne.
das thema sonett ist derart speziell, dass hier nichtwissen nicht mangelnde bildung meint. wer lernt/lehrt denn noch die formlyrik - nicht einmal der germanist. das war einmal anders. aber das ist lange her.
wenn jemand so ca. 2.000 sonette und sonnets unterschiedlichster bau- und machart eigenhändig hergestellt hat, weiß er bescheid. mein erster sonettband ist demnächst bestellbar. nicht im eigenverlag, bitte sehr, nein, in einem richtigen. wenn auch kleinen.
da kannste dann mal was zu diesem thema lernen.
lg W.

Antwort geändert am 04.03.2021 um 11:34 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 10.03.21:
Bildung ist das hinter dem Wissen stehende Verständnis dafür, Walther, wenn Dir das fehlt, nützen Dir alle handwerklich theoretischen Fähigkeiten nichts für eine mögliche Weiterentwicklung, Vereinfachung oder Veränderung des Sujets und da das hier in einen Schwanzvergleich auszuarten scheint, sollten wir es wenigstens Sylvia ersparen und unsere Überzeugungen in einem Forum diskutieren.

Ciao, Frank

 Walther meinte dazu am 10.03.21:
Hi Frank,
immer, wenn die sachargumente entschwinden, kommt die unterhosenschublade. dürftig, sehr dürftig.
kennst du meine sonette und meine ansichten zu veränderungen? wer über etwas redet, sollte etwas davon verstehen. das weiß man. wenn man gebildet ist. wenn man es nicht ist, fehlt einem beides: bildung und wissen.
zur veränderung und überwindung gehört übrigens auch das tiefe durchdringen des sujets. wer die basis nicht beherrscht, vermag nicht, über sie hinauszuwachsen.
ein separates forum ist nicht vonnöten. was zu sagen war, ist gesagt.
lg W.

 FrankReich meinte dazu am 22.12.21 um 17:12:
Schade, bisher habe ich Dir vernünftige Argumente geliefert und natürlich kenne ich mich mit den klassischen Sonetten des Barock bestens aus, was allerdings nützt die ganze Prosodie und die dazugehörige Kompositionsfigur, was nützt es Dir, wenn Du Dein Gedicht sogar als "Sonnet." deklarierst, wie es 1664 Franz Joachim Burmeister einst tat, obwohl es nur über 13 Verse verfügt? Gut, das ist damals ein Übertragungsfehler gewesen, dennoch beweist Burmeisters Gedicht, dass die Grundlage für ein Sonett 14 Verse erfordert und es im Umkehrschluss deshalb auch nicht mehr erfordert, es sei denn, dass es an die klassischen Wurzeln anknüpfen soll, das sei jedoch jedem selbst überlassen, um ein modernes Sonett zu verfassen, reichen 14 Verse, auch stychisch, vollkommen aus.

Ciao, Frank

 princess (02.02.18)
Liebe Sylvia,

ein Ziel im Auge und blindlings fokussiert darauf, es zu erreichen - wer kennt das nicht. Obwohl wir ja eigentlich wissen, dass das Leben nur in sehr engen Grenzen planbar ist. Und sich eben nicht an die Regeln hält, von denen wir glauben, es müsse diese befolgen. Ja, die wir uns im Zweifel sogar selbst ausgedacht haben.

Ich mag dein Gedicht. Ich mag den Aufbau, das Bild, das Unvermutete der letzten Strophe. Und dass es sprachlich frei vor sich hin fließt. Wie das Leben selbst, von dem es erzählt.

Liebe Grüße
Ira

 niemand meinte dazu am 02.02.18:
@ Silvia
also, mir geht es wie der Princess, ich mag dieses Gedicht auch,
besonders weil es frei und wie sie so gut sagt fließt
Zu ver-regeltes ist mir ein wenig zuwider, des starren Panzers
wegen. LG Irene

 Sylvia meinte dazu am 03.02.18:
Hallo Ira und Irene,
ich habe es sprachlich etwas ausgebessert, aber es sollte so unberechenbar wie das Leben sein, mit all dem, was man sich davon verspricht und wie es manchmal auch bricht :)
Vielen Dank
Lieben Gruß
Sylvia

 GastIltis (02.02.18)
Liebe Sylvia, etwas zu planen, kann ernüchternde Auswirkungen nach sich ziehen. Kenne ich zur Genüge. Übrigens war mir die Geste fremd. Hatte die Zeilen völlig verständnislos heute Vormittag gelesen. OK. Jetzt kann ich Walther (schön - inhaltlich und von den lauten her) nur folgen. Liebe Grüße von Gil.
Sinshenatty (53) meinte dazu am 02.02.18:
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 Sylvia meinte dazu am 03.02.18:
Hallo Gil und Sin,
ich war überrascht, weil ich dachte, die gekreuzten Finger wären überall bekannt :)
Schön fand ich auch die Doppelbedeutung der Geste: einmal als gebrochenes Versprechen, wie auch als 'ich wünsch dir Glück', was m.E. zum Leben passt.
Danke euch und
lieben Gruß
Sylvia

 harzgebirgler (02.02.18)
...die hält man(n) ja zumeist auch hinterm rücken
und deshalb sind sie schwer nur zu erblicken.

beste abendgrüße
henning

 Sylvia meinte dazu am 03.02.18:
Ja, Henning, das ist es,
was hinterm Rücken geschieht,
lässt viele in eine Falle tappen,
doch man kann dem selten entfliehn :)

Liebe Grüße
Sylvia
Marjanna (68)
(02.02.18)
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 Sylvia meinte dazu am 03.02.18:
Hab vielen Dank für deine Hilfe, Marjo :)

Liebe Grüße
Sylvia
ZUCKERBROToderPEITSCHE (60)
(03.02.18)
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 Sylvia meinte dazu am 03.02.18:
Hallo Barbara,
zum Teil stimme ich zu und hab das erste Terzett etwas abgeändert. Ich hoffe, damit den Zusammenhang besser zu überbrücken :)
Vielen Dank
liebe Grüße
Sylvia
Agneta (62)
(03.02.18)
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 Sylvia meinte dazu am 07.02.18:
Im Endeffekt, liebe Agneta, ist es richtig. Die Haut können wir nicht ablegen.
Hab vielen Dank
LG Sylvia
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