Willkommen, Kind

Innerer Monolog zum Thema Beziehung

von  Inlines

Ich habe schon vergessen warum ich losgelaufen bin. Ich habe vergessen, dass man stehen bleiben könnte.

Und du, der du noch gar nicht laufen kannst. Nicht überleben. Nicht begreifen. Wartest meiner Schritte.

Ich hebe dich. Und setze dich in diesen Hochstuhl mit dem bunt lackierten Holzgestell hinein. Halte dich für einen kritischen Moment ganz fest. Mit meinen knochigen, ausgestreckten Armen. Halte dich abseits vom großen Spiel. Und Hagelkörnerfallen. Im Notstand unerlernter Selbstverständlichkeiten pflege ich dich, kleide ich dich, generiere ich die Erinnerungen, die dir vielleicht fehlen werden, wenn du auf der Suche nach den Gründen für das alte Übel bist. Gebe dir die Sätze des Prologes, der Eröffnungsszene an die Hände, ohne dass ich wüsste was für eine Art von Film das ist, und ob am Ende auch die Guten siegen werden. Und ob du einer von den Guten bist.

Ich sehe dich. Und mich in dir. Mit breiverschmierten Wangen. Mit Faschingsschminke an den Nasenflügeln. Mit einem Töpfchen in der Zimmerecke üben. Mit angeschnallten Flügeln an den Fenstergriffen reissen. Und erkenne ein paar feine Fältchen wieder, die bei manchen Menschen sicherlich mit jeder frischen Träne breiter werden. Ich sehe dich. Und höre Sylvia am Telefon vom Streik der Altgeweihten sprechen. Und ihre Mutter von den Chancen. Heute Abend mit dem Bummelzug in Richtung Süden aufzubrechen. Abzukoppeln. Und die Krusten auszuhebeln. Und den Mund ganz voll zu nehmen. Mit Neuigkeit und ungeheuren Sinnlichkeiten eines unentdeckten Tags.

Wer weiß, wohin der Fluß dich treibt. Und ob ich es erreichen kann, dass diese Welt die Arme für dich weitet. Ob du Sehen lernst. Und selbst die Rillen und Gravuren detektierst, die auch jene augenscheinlich fröhlichen Gesichter überziehen. Und nicht die Nöte und das Elend fremder Leute brauchst. Um innere Zufriedenheit zu finden.

Vielleicht erkennst du mich wie ich dich damals sah, wenn deine Hände eines Tages meinen Hintern säubern. Und meine Achselhaare spülen. Und du die Silben klarer Worte überzogen sprichst. Und energisch 3 Mal wiederholst. Um mich damit zu erreichen.

Vielleicht sitz ich dann. Am Bussteig. Unten beim Getränkeladen. Und warte auf den Bus der niemals kommt. Weil sie aus Kostengründen diese Route ausgegliedert haben.

Vielleicht sitz ich dann dort. Mit einem Lächeln im Gedicht. Und einem Foto von dir auf dem Schoss.

Das ich nun für meines halte.

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Kommentare zu diesem Text


 Sylvia (06.02.18)
Ich fühle mich sehr angesprochen von den Bildern, die du erschaffen hast.
Lieben Gruß
Sylvia

 Inlines meinte dazu am 08.02.18:
Dankeschön!
Stelzie (55)
(06.02.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Inlines antwortete darauf am 08.02.18:
Ja, Gedicht, sollte ein kleines Wortspiel sein, aber wenn das stört mach ich es wieder raus! Ansonsten Danke für deinen Comment!

Liebe Grüße

 Dieter_Rotmund (07.02.18)
Zeichensetzungschwächen. Text dadruch noch sperriger, als er sowieso schon ist.

"Am Bussteig" / "ausgeliedert": das sind (mutmaßlich) Austriazismen, evtl. auch Bavariarismen? Helvetismen?

 Inlines schrieb daraufhin am 08.02.18:
Eher Bavariarismen... Gehe vielleicht in einer ruhigen Minute nochmal drüber... Danke und Gruß

 Isaban (03.03.18)
Mit dem Lächeln im Gedicht war es besiegelt, aber auch vorher schon war ich so gründlich im Text verankert, dass es mich beinahe erschreckte.

LG, I.
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