ABALONE

Gedicht zum Thema Spiel(e)

von  hermann8332

Der Abaloneschrein

Hinter
dem Meer

am Hange
eine Hütte

ausgebrannt,

leer

Keine Spuren,
keine Schritte

führen jemals
noch hierher

von der tiefen
blauen Bucht.

Dieser Ort
gilt als verflucht. 

Am schwarzen
Strand

das Gerippe
eines Bootes

morsch und alt

Raschelnd flüstert
leis der Seewind

im jadegrünen
Bambuswald.

Auf dem feuchten
glatten Sand

liegen ein paar
Muschelschalen,

die einen schwarz,

die anderen weiß.

l Unendlich hoch
l war einst der Preis,

um den gespielt
wurde mit ihnen

vor etwas mehr
als einem Jahr,

als alles noch
ganz anders war.....

Gespielt wurde
um eine Frau

Niemand
erinnert sich genau,

wie es soweit kam,

daß er
den Vorschlag
annahm,

seine Frau

gegen ein Boot

zu setzen

Und alles
zu mißachten

und alles
zu verletzen,

was ihm teuer war
und lieb,

was ihm als einziges
noch blieb.

Es war bereits
ein schwerer Hieb

als er im Sturm verlor
sein Boot

Er fühlte sich
so gut wie tot.

Und bäumte sich
noch einmal auf

zu hemmen
diesen  Schicksalslauf ,

den sein
Kismet nahm

Es warf ihn
aus der Bahn,

als er im Rausch
die Frau verlor

und sein Herz erfror,

während
sein Hirn kochte

erhitzt
vom starken
Reisschnaps,

den er
im Übermaß
genoß,

den er
so gerne
mochte.

Er, der sehr gut war
im Abalone- Spiel.

Doch trank er
den Reisschnaps

viel zu rasch

und viel zu viel

und verspielte
sein Leben

So etwas
soll es leider geben

Nicht er allein,

nein alle vier

mußten ihr Leben
lassen


Es liegen dort
im bleichen Sand

die Scherben
von vier

Reisschnaps-
Tassen

blaßblau schimmernd
im Sonnenschein

zwischen
dem fahlen  Gebein

und den vier
weißen Schädeln

jeder abgenagt
und bleich

Dieses Spiel
war folgenreich:

Amok und Seppuku
Suizid und Mord

fanden statt
an diesem Ort

Könnte es denn
falsch sein,

zu errichten
einen Schrein

hier an diesem Strand

etwas im Hinterland ?

Wo die verkohlte Hütte liegt,

nahe dem grünen
Bambuswald,

der sich raschelnd
im Seewind wiegt 

In dieser sanften Brise,
die kommt von soweit her,

kommt aus
weiter Ferne

über das Japan- Meer

dreht
in den Bambuszweigen

die Blätter
Richtung Hütte

als wollten sie
uns zeigen

dort
an des Hanges Mitte

das ist die beste Stelle

und kein Tsunami,

keine Welle

wird den Schrein
zerstören.

Fast kann man
es hören,

wie es die Kami
flüsternd fordern

und raunend
es beschwören:

„Einen heiligen Schrein

gewidmet dem Shintogott

des Spiels und Schicksals

auf daß er euch bewahrt

vor seelischem Bankrott „

Den Schrein
des Abalonegott

mit Kamizweigen
an der Pforte,

damit man 
an diesem Orte

Wunschzettel
an die Zweige
bindet

und zum Gebet
sich hier einfindet

Worauf
die Wünsche zielen ?



Ich wünsche mir, bleib hier
Ich wünsche mir, bleib bei mir
Ich will dich nicht verspielen
Ich will dich nicht verlieren
will deine Nähe spüren
bitte verlass mich nicht,
weil sonst mein Herz zerbricht

Die volle Weihe geben

dem Ort
zigtausend Muscheln,

die den Schrein
verkleiden,

so daß sich
schwarz und weiß

die Flächen
unterscheiden

dual

diametral

YIN
und
YANG

antagonistisch

im Einklang

Und vor dem Schrein
ein Sechseckfeld

als Symbol
des Spielfelds

unseres Lebens ,

dieser Welt :

schwarz ,

und noch
unbespielt

kontemplativ

meditativ

und
vollkommen
leer

transzendent

um
so mehr ... 

Wie in Kioto
ein Zen-Garten !

Als eine
Tabula Rasa

liegt das
Spielfeld da.

Was kann uns
eines Tages

alles noch
erwarten ?

Schöne
Wunder ?

Grausame
Wunder ?

Gewinnen wir ?

Oder gehen
wir unter ?

Schwarz ?

Oder weiß ?

Was ist der Preis ?

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