Alte Welt

Erzählung zum Thema Zerrissenheit

von  toltec-head

In der alten Welt sah man sich einen Porno nicht so an wie man ein Stundenbuch der Gebrüder Limburg aufschlägt, sondern entweder auf dem Bildschirm dieses Familientiers Fernsehen oder in einem die Perversion des Geistes, die immer die Studierstube benötigt, ausschließenden Kino. Außerdem macht es einen großen Unterschied, ob der Akt der Penetration in Nahaufnahme gezeigt wird, so dass fortan dem echten immer etwas mangelhaftes anhaftet, oder ob dieser wie in echt undurchsichtig bleibt, ein Mysterium,  beides Mal also ein Substitut für etwas völlig unerreichbares.

Es ist nicht so, dass ich keinen Kontakt zu anderen Menschen mehr hätte. Aber oft kommt es mir vor, als sei das Posten auf LitForen das wesentliche meines Lebens. Der Kontakt zu LitForen-Autoren echter als der Kontakt zu wirklichen Menschen. Ich weiß, dass dieses echtere als echt von LitForen ein bloßes Versprechen bleibt, ja bleiben muss, das niemals eingelöst zu werden vermag. Eben so wenig wie die Penetration in Nahaufnahme auf meinem Tablet, über das ich mich wie Maria Magdalene mit einer Kerze auf dem Tischchen neben mir beuge. LitForen-Autoren in echt zu treffen ist wie an spontan aus den Poren von Pornostars im Zeitraffer und in extremer Vergrößerung spritzende Mitesser denken zu müssen. Es ist jedoch eine interessante Erfahrung, die jeder einmal machen sollte, weil die Menschheit dadurch durch einen selbst auf eine neue Stufe gehoben wird. Wenn so etwas sprachlos und impotent macht, so ist das doch nur gut. Das Verbot des Webmasters, jedenfalls nach außen hin, also so, dass es sichtbar wird, das Forum und seine Autoren selbst zum Thema eines Textes zu machen, hat etwas Alttestamentarisches, das man immer nur gleichzeitig respektieren und brechen kann.

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