Krieger und Loser

Sonett zum Thema Alles und Nichts...

von  Irma

Sie kam von drüben in den wilden Westen.
Umzingelt haben wir sie, eingekesselt.
Mit ihrer Schönheit hat sie uns gefesselt.
Wir beide stritten, wer von uns am besten

ihr Herz erobern kann. Mit List erpressten
wir Küsse, bis es knallte. Rauchend schlossen
wir wieder Frieden - absolut verschossen.
Sie spielte mit uns, floh vor jeder festen

Verbindung, ließ die Tür für alle offen.
Dann siegtest du. Und ich war tief getroffen,
hab mir den Kopf zermartert, still gelitten.

Nachts ist sie im Galopp mit dir davongeritten.
Doch ich war viel zu stolz, ihr nachzulaufen,
und suchte Trost im Suff.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (24.02.18)
Hallo Irmchen,

schon der Titel lockte mich. Klar, inzwischen gibt es sogar Filme mit dem Titel Cowboy & Aliens, aber bei deinem ist es die zusätzliche Diskrepanz der Sprache, die mich lockte. hier werden nicht nur Äpfel mit Birnen verglichen, hier werden Granny Smith und Kaiserbirne nebeneinander gestellt, als könnten sie einander nicht ferner/fremder sein.

Mir gefällt gut, wie stringent du beim Western-Thema bleibst, allein die Reime erzählen bereits eine spannende Knallharte-Kerle-Geschichte, gleichzeitig Pionierstory, Gunsmoke- und Indianerkampfbericht:

Westen, eingekesselt, gefesselt, besten
erpressten, schlossen, verschossen, festen
offen, getroffen, gelitten
davongeritten, (zu stolz um)nachzulaufen, suff

Wenn das mal nicht Stoff für mindestens einen Indianer-kennt-keinen-Schmerz-Helden-Epos ist!

Das Sonett ist fast durchgängig mit fünfhebigen Jamben beseelt, einzig S4, V1 galloppiert mit sechs Hebungen wild davon und S4, V3 - meine Lieblingsstelle - bleibt trostlos mit nur drei Hebungen (Dreibein?) allein zurück, ohne sich einen Reim darauf machen zu können. Da möchte man am liebsten ab in den Saloon, dem armen LyrI ein, zwei Trostbecherchen spendieren!

Passend zum Thema und ohne, dass ich es konkret an irgendetwas festmachen könnte, wirkt der Text laut gelesen, obwohl er metrisch und sprachlich vollkommen korrekt ist, etwas hölzern, genau wie das schmerzhaft verschmähte lyrische Ich - vielleicht weil alles so schön den vorgegebenen Regeln folgt, weil fünf Hebungen im heutigen Sprachgebrauch (auch hier das Rübermachen in den Westen hübsch mit eingebaut) eher steif wirken und z.B. Vierhebigkeit alles ein wenig normaler, einfacher und leichter macht. Und aus den vorgegebenen Regeln singt es eben: The Winner Takes It All.

Ein Text, mit dem ich mich gern auseinandergesetzt habe.

Liebe Grüße

Sabine

 Irma meinte dazu am 25.02.18:
Als stolze Kriegerin solch eines tollen Kommentars kann ich einfach nur laut yippie-yeah rufen! Ganz lieben Dank, Irma

 EkkehartMittelberg (24.02.18)
Liebe Irma,
ein formvollendetes Sonett mit der für den Wilden Westen typischen Duell-Szene ist auch inhaltlich gelungen.
LG
Ekki

 Irma antwortete darauf am 25.02.18:
Das freut mich, lieber Ekki, herzlichen Dank! LG Irma

 monalisa (28.02.18)
Liebe Irma,
bei der ersten Strophe habe ich an Angela Merkel denken müssen, in der Folge verliert sich aber ihre Spur ... irgendwo im Westen -zurück bleiben Krieger und Loser, kein wirklicher Gewinner also. Das könnte man schon auch wieder als Parallele zu den zähen Koalitionverhandlungen und ihrem Ausgang sehen ).
Was Sabine anmerkt, dass der Text, laut gelesen, etwas hölzern durch die Gegend stiefelt, diesen Eindruck habe ich auch - und es passt. Könnte das vielleicht neben der Fünfhebigkeit an den Enjambements liegen, die dann doch nicht recht fließen wollen, weil zwei unbetonte Silben hintereinander, aus dem alternierenden Versmaß 'ausbrechen''? Zudem zwingen Zäsuren innerhalb der Verse zu kleinen Verschnaufpäuschen, denke ich.

Sehr gern gelesen, auch wenn ichs persönlich nicht so mit im 'Galopp auf und davon' oder mit 'Trost im Suff' habe, oder vielleicht grad deshalb ;)!?

Liebe Grüße,
mona

 Irma schrieb daraufhin am 02.03.18:
Liebe Mona, schön, dass du wieder hier bist! Ja klar, es geht ums "Rübermachen", aber an Angela Merkel habe ich nicht denken müssen. Mit ihrer Schönheit konnte sie wahrscheinlich auch nicht viele fesseln. Die Interpretation auf politischer Ebene (zähe Koalitionsverhandlungen) finde ich äußerst spannend! Mal sehen, wie da das Ende ausschauen wird.

Dass die Behebigkeit nicht nur auf die fünf Hebungen, sondern auch auf die zwei unbetonten, aufeinanderfolgenden Silben beim Enjambement zurückzuführen ist, ist eine gute Beobachtung und Erklärung von dir. Ich selber war etwas ratlos und unzufrieden, habe aber nicht recht den Grund für das Stockende finden können. Herzlichen Dank also für deinen erhellenden Kommentar und natürlich auch für die Empfehlung. LG Irma

Antwort geändert am 02.03.2018 um 17:22 Uhr

 plotzn (17.03.18)
Liebe Irma,

gefällt mir gut, wie Du (wie immer mit sehr viel Liebe zum Detail) den modernen Kampf der Rivalen sprachlich in den wilden Westen verlegt hast.
Klasse auch das (lebens?)verkürzte Ende "Suff" statt des Reimworts Saufen!

Liebe Grüße,
Stefan

 Irma äußerte darauf am 22.03.18:
Ja, so kommt das Ende schneller als gedacht. Ganz lieben Dank für Lob und Kommentar, lieber Stefan. Habe mich sehr darüber gefreut! Herzliche Grüße zruück, Irma
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