kommenundgehen

Prosagedicht zum Thema Innenwelt

von  princess

Kopfgedankenkrieger
gewoben
aus Angstblindfäden

marschieren laut und lauter
rücken dicht und dichter

stürmen wild und wilder
tosen nah und näher

bohren sich
in
meine Gegenwart

knüpfen
bleierne
Netze
in
meinem
Kopf
Hals
Bauch

schnüren fest und fester
fesseln eng und enger

kreisen hoch und höher
wirbeln fern und ferner

verschwinden in
Zuversichtsspiralen

atmen auf

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 monalisa (03.03.18)
Guten Morgen Princess,
insgesamt gefällt mir, wie deine Kopfgedsankenkrieger schließlich in Zuversichstspiralen aufatmen. Ich denke gerade, dass sich die Bilder noch mehr als nach Kriegern Häschern, Schergen und Folterknechten anfühlen.
In der ersten Strophe wirken das 'gewoben' und die 'Fäden' ein bisschen mild, ein bisschen fremd in der Nachbarschaft von Soldaten, marschieren, ... stürmen ... tosen ...
Ich könnte mir vorstellen, dass sich da etwas 'Metallisches' gut einfügen würde:
"... Kopfgedankenkrieger gegossen aus Blindangstketten ..." oder irgend sowas vielleicht?
Nach
bohren sich
in
meine Gegenwart
braucht es das 'meinen' vor Kopf Hals Bauch meiner Meinung nach nicht mehr. Wichtig ist aber nur, was du meinst!
Ein 'ich atme auf' am Ende würde mir logischer erscheinen, die Krieger verschwinden in Zuversichtsspiralen, sammeln sich dann aber da in einem Hinterhalt und stürmen bei nächster Gelegenheit wieder vor, jedenfalls bei mir ist das so! Naja, sie atmen vielleicht auch auf zwischen den Gefechten ;)).

Bei mir läuft jetzt erst einmal Kopfkino, so ein alter Schwarzweiß-Schinken 'Sturm auf die Bastille' oder so.
Liebe Grüße
mona

 princess meinte dazu am 03.03.18:
Hallo Mona,

ich möchte fast wetten, dass unser beider Kopfgedankenkrieger aus verschiedenen Ländern stammen. Kein Wunder, sind sie ja auch in zwei verschiedenen Köpfen beheimatet.

Deine Ideen zu meinem Text empfinde ich als sehr bunt, sehr spannend. Sie ermöglichen mir, selbst auch noch mal aus einer anderen Perspektive auf das zu gucken, was ich da in Worte zu fassen versuchte. Herzlichen Dank dafür! Am schönsten ist natürlich, dass du mit Kopfkino aus dem Text getaucht bist.

Liebe Grüße
Ira
Stelzie (55)
(03.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 princess antwortete darauf am 03.03.18:
Liebe Kerstin,

ich freue mich sehr über deine ganz eigenen Gedanken zu meinem Gedicht. Erstens darüber, dass der Text dich auf eigene Geisteswege schicken konnte. Und zweitens ganz besonders darüber, dass du mir deine Gedanken hier gelassen hast. Vielen Dank!

Liebe Grüße
Ira
Sätzer (77)
(03.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 princess schrieb daraufhin am 03.03.18:
Da muss ich glatt mal nachfragen, Uwe.
Zeitdokument über die persönliche Komponente hinaus in eine Art Zeitzeugnis Anfang 21. Jh. hinein? LG Ira
Sätzer (77) äußerte darauf am 04.03.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 princess ergänzte dazu am 04.03.18:
Der Idee kann ich mich gut öffnen, lieber Uwe. Ein Interpretationsansatz, den ich überhaupt nicht im Kopf hatte, für den ich aber sehr dankbar bin. Hilft er mir doch dabei, ein Stück weit über die Grenzen meiner eigenen Gedankenwelt hinauszuschauen. Ich danke dir!

Liebe Grüße
Ira

 EkkehartMittelberg (03.03.18)
Liebe Ira,
es ist sehr interessant, dein Prosagedicht als rhythmisches Gebilde zu sehen.
Mir der zunehmenden Lautstärke und den wilder werdenden Stürmen der Kopgedankenkrieger gibt es ein Crescendo des Rhythmus bis Gegenwart. Dann folgt eine rhythmische Fermate bis Bauch. Danach steigert sich der Rhythmus noch einmal, bis er in Zuversichtsspiralen ausläuft.
Gedanklich handelt es sich um einen einzigen Satz. Demnach müssten es die Kopfgedankenkrieger sein, die am Ende in den Spiralen der Zuversicht aufatmen. Das Beängstigende, Stürmende und Bohrende der Kopfgedankenkrieger findet in beeindruckenden Bildern und eben auch rhythmisch einen adaequaten Ausdruck.
Liebe Grüße
Ekki

Kommentar geändert am 03.03.2018 um 18:14 Uhr

Kommentar geändert am 03.03.2018 um 18:17 Uhr

 princess meinte dazu am 04.03.18:
Lieber Ekki,

ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd, dass du den Zusammenhang zwischen Bild und Rhythmus gesehen und so beeindruckend nachgezeichnet hast. Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass du den Text so klar nachvollziehen und mit ihm schwingen konntest. Und jetzt lese ich deinen Kommentar gleich nochmal!

Herzlichen Dank und eben solche Grüße
Ira
matwildast (37)
(03.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 princess meinte dazu am 04.03.18:
Gute Frage! Ich kann dir gerne erklären, wie ich das Bild konstruiert habe, vielleicht hilft das weiter.

Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass Gedanken, auch Angst erzeugende Gedanken, auch Zuversicht ausstrahlende Gedanken, kommen und gehen wie die Wolken am Himmel. Sie entstehen, lösen sich auf, entstehen, lösen sich auf. Zumindest wenn ich in der Beobachtungsperspektive bleibe und mich nicht mit dem identifiziere, was mein Kopf unaufhörlich produziert. Also malte ich auf der einen Seite die Kopfgedankenkrieger und auf der anderen Seite die Zuversichtsspiralen. Dazwischen spielt die Szene.

Klarer? Na, Hauptsache, das Aufatmen hat funktioniert!

Danke und liebe Grüße
Ira

 GastIltis (03.03.18)
kommenundgehen, hallo Ira, dabei war ich der festen Überzeugung, dass du, und eigentlich nur du, über all dem stehen könntest ... Herzliche Grüße von Gil.

 princess meinte dazu am 04.03.18:
Darüberstehen? Nein. Standhalten? Ja.

Lieber Gil, ich danke dir für deine wohlwollenden Worte und schicke herzliche Grüße, Ira

 harzgebirgler (03.03.18)
weil denkend wir welt offen steh'n
und so uns selbst kann es gescheh'n
daß gedanken sich einfinden
die im kopf fast kabel binden
doch zumeist geht's schnell vorbei
denn gedanken sind gern frei.

herzliche abendgrüße
henning

 princess meinte dazu am 05.03.18:
Lieber Henning,

das ist ein guter Hinweis: Freiheit als Vorliebe der Gedanken. Manchmal denke ich, diese Freiheit haben die Gedanken mir als Denkerin voraus. Dann wieder denke ich, ich selbst habe ja auch Freiheit. Nämlich einen Gedanken, der sich in meinem Kopf niederlässt, zu glauben oder nicht zu glauben.

Sind halt so Gedanken.

Dir vielen Dank und liebe Grüße
Ira

Antwort geändert am 05.03.2018 um 06:59 Uhr

 blauefrau (04.03.18)
Eine Panik machende Situation, die sich auflöst .. erst mal ...
Man/Frau müsste nach dem Testosteronspiegel der Krieger fragen: wenn sie noch jung sind, könne sie lange kämpfen.
Später werden sie vielleicht gelassener, weniger gefährlich, auch wenn sie gegenwärtig sind.

Aber vielleicht schlage ich mit meiner Interpretation über die Stränge. Das bitte ich dann zu entschuldigen.

Kommentar geändert am 05.03.2018 um 07:43 Uhr

 princess meinte dazu am 05.03.18:
Liebe blauefrau, deine Interpretation gefällt mir sogar ausnehmend gut. Wenn ich dein Bild auf den menschlichen Alterungs- und Entwicklungsprozess übertrage, so finde ich hier spannende Parallelen. "Junge Gedanken" empfand ich in meinem Leben sehr viel aggressiver als die Gedanken in fortgeschrittenem Alter. Die Vorstellung, dass Gedanken-Krieger mit unterschiedlichen Testosteronspiegeln ausgestattet sein könnten, ist ebenso klug wie erhellend. Herzlichen Dank!

Liebe Grüße
Ira

 irakulani (05.03.18)
Die Zuversichtsspiralen kann ich förmlich sehen, sie haben eindeutig eine Aufwärtsbewegung, und das Aufatmen führt mich aus der spürbaren Enge und Beklemmung in die luftige Weite.

Mich berührt dein Gedicht sehr und die Hoffnung, die die Zuversichtsspiralen hineinbringen, sind ungemein tröstlich.

L.G. Ira

 princess meinte dazu am 06.03.18:
Liebe Ira,

es sind schöne Eindrücke, die du mir hier lässt. Vor allem freut mich, dass du den vollen Schwung des Bildes mitnehmen und durch die Enge hindurch mit in die luftige Weite fliegen kannst. Ich danke dir!

Herzliche Grüße
Ira

 tulpenrot (12.12.18)
Liebe Ira,
dieses Gedanken-Kriegsgewirr raubt einem wirklich den Atem. Atemlos hab ich mitgelesen und gedacht: Eigentlich haben solche Krieger aus Angst-Gewebe-Fäden gar nicht verdient, dass sie Atem schöpfen können! Sie nicht! Denn dann schlagen sie bei nächster Gelegenheit wieder los. Hingegen sollten Kopf, Herz und Bauch dauerhaft tief durchatmen können , weil die Zukunftsspiralen den Sieg behalten. Behalten - jawoll! Wenn da nicht diese blöde Klebpistole wäre, die neue Fäden schießt...
Viele Grüße aus dem Gefechts-Graben
Angelika

 princess meinte dazu am 12.12.18:
Liebe Angelika,

das ist ein wunderbarer Kommentar, über den ich mich riesig freue! Und der mich nochmal einen neuen Blick auf mein eigenes Gedicht werfen lässt. Denn du hast über das Aufatmen hinaus gedacht und bereits die nächste Attacke anrollen gesehen, wo ich mich noch über die kleine Atempause freute. Bedenkenswert!

Hab herzlichen Dank!

Liebe Grüße
Ira
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram