Nordsee-Urlaub

Erzählung zum Thema Versuchung

von  Inlines

9 war ich und hievte weiter freudig Sand zur Seite. Immer tiefer ging es in das gelbe Körnchensammelsurium hinein. Immer weiter, bis man nur noch mit am Stilende gegriffener Schaufel etwas Bergungsgut erreichte. Und erst unter einer dünnen Schicht aus Kiesel begann die Überraschung, das Schimmern, das blaue Licht eines fremden Himmels, unter dem gedehnte Schäfchenwolken zogen.

Überschwänglich zog ich Mutter am Rockzipfel herbei, hüpfte, mit dem Zeigefinger im Morgenlüftchen stochernd, und warf hektisch vor ihren altersschwachen Augen einen Brocken nassen Sand in das morgendliche Werk hinein.

Der Brocken purzelte die Wandung hinab, beschleunigte in wechselndem Drall, und gelangte schließlich in das Freie, Offene hinaus, wo er von Wind erfasst schnell außerhalb des Sichtfelds raste. Ehe man begreifen konnte, was geschehen war, tanzte er durch Enten-Wolkenformen und Bereiche starken Niederschlags wohl einer fremden Welt entgegen.

Wir sahend uns fragend an: Hatte das schon immer dort unten auf den ersten Augenblick gewartet? Einen halben Meter unter der Erde? Ist der Himmel in Wirklichkeit für alle doch zum Greifen nahe? Warum stürzte nicht der ganze Sand hinein? Würde, wenn man es versuchte, ein ganzer Bagger, mit der Schaufel voran, unweigerlich darin versinken?

Wir kamen doch seit vielen Jahren hier her. An den feinsandigen Strand, unterhalb niederwandiger Klippen, welche kaum das Gästehaus verdeckten. Vater hatte selbst als kleiner Junge, von wachen Elternaugen überschattet, in dem Meer aus Weiss gewühlt. Unzählige Sandburgen waren hier gebaut und optimiert worden, um nur wenige Minuten später, von auslaufenden Wellen gepackt, und zurück ins Meer gezerrt zu werden. Manchmal fanden sich im Sandgemenge Spielsachen, ohne die wir traurig, einige Jahre zuvor, Richtung Heimat aufgebrochen waren.

Mutter stand da und schüttelte wie ferngesteuert ihren Kopf. Kniff sich mit lackierten Fingernägeln in die Backen um vertrauenswürdig auszuschließen, dass dies Traumesbilder waren. Ihre Haare flatterten wild im Wind. Flatterten wie aus Pergamentpapier gemachte Drachen. Wie Jahre, die man rückwärts sieht.

Dann sprang sie.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (09.03.18)
" hiefte"?

 Lluviagata meinte dazu am 09.03.18:
Mensch, Dieter,
ich bin ob deiner Kommentare mehr und mehr enttäuscht. Rotzig, unpersönlich, ja, und mehr als ungebildet.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 09.03.18:
Bocon ist ein gestandener Mann und Baden-Württemberger, den musste man noch nie pampern. Er wusste bisher auch konstruktive Kritik immer zu schätzen. Wenn die gröbsten Fehler beseitigt sind, dann ist es auch möglich, etwas zum Inhalt zu sagen, vorher nicht.
Was viel interessanter ist: Was veranlaßt Dich wie ein weißer Ritter in glänzender Rüstung für ihn in Bresche zu springe?

 Lluviagata schrieb daraufhin am 09.03.18:
Ist so ein hingeworfener Brocken etwa konstruktive Kritik?

Ich kenne El_Bocón nicht; er kann ganz bestimmt selbst auf sich aufpassen; mir missfällt lediglich dein Ton, der nicht nur hier pampig ist. Damit verleidest du mir als Leser das Lesen eines Textes, gerade, wenn ich solche hanebüchenen Kommentare lesen muss und mich darüber aufrege.
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