Intermezzo beim Italiener

Erzählung zum Thema Spiel(e)

von  eiskimo

Opa war wieder gut. Er hatte seinen Spaß daran, dem verstockten Schwiegersohn und seiner gestressten Tochter zu zeigen, dass er – auch mit 77 noch – pfiffig sein kann, pfiffig und kreativ.
Sonst wäre nämlich die Warterei beim Italiener tatsächlich nervig geworden, Für Opa weniger, aber ätzend  für die jungen Eltern, die ihre beiden 3 und 4einhalb Jahre alten Bürschlein dabei hatten, Sven und Finn. Der Italiener brauchte endlos, nicht mal ein paar Pizza-Brötchen mit Aioli konnte er vorbeibringen. Sven und Finn hampelten entsprechend herum, Tochter Margot wurde immer wortkarger, und dem Schwiegersohn fiel auch nichts Gestalterisches ein...
Immerhin kamen jetzt wenigstens die Getränke. Für die Bürschlein war es etwas mit Strohhalm. Und darauf hatte Opa gewartet. Zwei kindgerechte Spielgeräte lagen da also bereit, mitsamt ihrer dünnen Papierverpackung.
Aus Schnipseln dieses Papiers drehte Opa kleine, ganz leichte Kügelchen, und nachdem er die beiden Enkel an jeweils eine Tischseite platziert hatte, bekam jeder eine Speisekarte als Tor und einen Strohhalm als … Blasrohr. Opa markierte die Spielfeldmitte und gab dort den ersten Ball frei. Finn pustete fast die Tischdecke weg, so engagiert ging er zur Sache. Die erste Kugel verschwand  auch prompt in der Tiefe des Raumes … Bei der dritten Kugel hatte Sven das Spiel endlich auch begriffen, und das Kügelchen wanderte tatsächlich zwischen den hektischen „Blasebälgen“ ein, zwei Mal hin und her. Dann Treffer gegen den Kleinen! Der Große hatte zu viele Vorteile, also verordnete Opa ihm  als Handicap ein bisschen mehr Abstand zur Tischkante , und schon sah auch Sven wieder eine Chance zu „stürmen“. Viel Kampf im Mittelfeld, hektisches Pusten. Der Schwiegersohn wurde bei diesem Schauspiel auch wieder lebendig,ja, fand es witzig, durch Verrücken der Tischdecke mit ins Spiel einzugreifen. Das wiederum missfiel der Tochter, die  die Tischdecke in die Gegenrichtung zupfte. Schon eskalierte der Ton, schon schwappte ein Getränk über, schon wies ein Blasrohr einen  Knick auf – da merkten die Kämpfer, dass ein Kellner an ihrem Tisch stand und amüsiert zugeschaut hatte – die Antipasti auf dem Tablett bereit haltend!
Opa nahm alle verbliebenen Kügelchen vom Tisch, verkündete ein ehrenhaftes Unentschieden  und sagte dem Kellner noch augenzwinkernd: Wie schade, dass Italien  nicht bei der WM dabei ist....

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Kommentare zu diesem Text


 millefiori (12.03.18)
Ja, mit Fantasie kann man sich immer einen Zeitvertreib ausdenken, allerdings fühlen sich die wenigsten dazu genötigt, gibt es doch heutzutage das Handy mit Filmchen um die Kleinen am Stuhl festzunageln.
Kreativität Ade.
Liebe Grüße
millefiori
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