Am Ende kam das Licht

Short Story zum Thema Katastrophen

von  max.sternbauer

Die Stadt war Tod. Die Häuser erinnerten an Schatten, so stark war das Feuer gewesen.
Ein heller Blitz, der Augen zerschneiden konnte, danach eine Druckwolke die alle Töne und Geräusche erdrückt hatte, sind dem Feuer vorangegangen.
Auf der Straße fegte nur noch der heiße Wind. Aber er reiste nur noch durch leere Gassen.        Fegte nur noch zwischen den verbrannten Ruinen, geschmolzene Klumpen stellten sich ihm in den Weg. Das waren einmal Fahrzeuge, oder sonst was gewesen. Oder etwas Lebendiges. Was passiert war, ist egal. Es war passiert und das reichte.  Niemand stellte noch Fragen, Wie, Warum und Wieso.

Ganze Bibliotheken hatten diese Fragen gefüllt. Aber deren Bücher waren verbrannt, oder die technischen Datenträger zu einer obsidianarten Schlacke zusammengeschmolzen.
Kein Eroberer war gekommen, um eine  Fahne zu hissen. Keine Ressource war beansprucht worden. Der Grund für das alles war genauso verbrannt, wie das Leben.

Ein Leben wollte dann doch nicht vergehen. Wenn der heiße Wind hätte hören können, hätte er in diesem Augenblick neben seinem Rauschen, ein Kreischen gehört. Ein Kreischen das am Trommelfell zerrte, bis es taub wurde. Das sich in den Verstand bohrte, ohne Gnade.
In dem blutig orangen Licht der Gasse, dehnte sich der Schatten einer gekrümmten Gestalt.                Sie bewegte sich ruckartig, wie eine Puppe der man zu hastig an den Schnüren zog. 
Es kreischte wieder, doch es war weiter und niemand war da, der verstehen konnte, ob es nur aus purem Schmerz diese Töne ausstieß. Der Gang, der war auch nicht gerade. Mal schlingerte der Weg von einer Straßenseite zu der anderen. Mal stützte Es sich auf den Händen ab und ging auf allen Vieren .
Ein Gurgeln kam aus der Kehle, heiser und unfähig Worte zu bilden. Es griff sich an die Kehle, weil
es nicht verstehen konnte, warum es nicht sprechen konnte. Müde kämpfte es sich schwankend weiter und musste aufpassen, nicht auf den Boden zu prallen.
Die Kreatur war eine junge Frau. Die nackten Füße beendeten ihre Reise. Weil Sie nicht wusste, wohin Sie gegangen war. Ihre Gestalt schwankte leicht in dem Wind. Sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Ihre Augen bewegten sich von der Häuserflanke links von ihr, zu der Häuserflanke rechts von ihr.                                                                                                                  Keines dieser Gebäude, schien ihr auch nur entfernt bekannt vor zu kommen.
Noch war ihr Körper in der Gnade des Schocks, den er durchgemacht hatte. Aber bald würde sie vor
Schmerzen  schreien. Die Hälfte ihres Gesichtes, mit dem Auge, war zu einer Konsistenz von erkaltetem Wachs geschmolzen. Ihr letztes Auge, strahlte seltsam hell und blau. Sie erkannte nichts wieder und tastete sich deswegen vorsichtig mit den Füßen vorwärts.
Sie wusste nicht mehr was passiert war.                                                                                         

Blumen, sie konnte sich an Blumen erinnern und an eine seltsame Helligkeit eines Raumes.          In dem Raum hatte sie auch ein Lächeln gesehen. Einen Schlag ihres Augenlids später, war sie auf der Straße aufgewacht. Ein Hilferuf wollte aus ihrer Kehle kommen. Aber es kam nur wieder dieser kreischende Ton, der sie erschrocken abbrechen ließ.

Eine Hand berührte ihren Hals, so als wäre er etwas Fremdes, das aus ihrem Körper gewachsen war. Der Druck ihrer Hand am Hals tat weh, deswegen lockerte sie ihn. Aber dabei spürte sie die  ersten Auswüchse der Verbrennungen, die an ihrer Kehle anfingen. Sie fuhr mit ihren Fingern die Wunden entlang. Ihre Finger malten ein dunkles Bild von ihrem Gesicht. Aber erst als die geschmolzene Geschwulst ertastet wurde, die die Augenhöhle verschloss, kam die Gewissheit mit grausamer Härte. Was war passiert, was war mir ihr passiert?
Hinter ihr, nicht unweit, erschütterte etwas  die Erde. Die Gebäude vibrierten und dröhnten.
Sie schleppte sich zu einer Wand, die unter einem weiteren Schlag erbebte. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte an den Flanken des Gebäudes zum Himmel hoch. Das Licht blendete sie.
Dennoch konnte sie den gewaltigen Schatten sehen, der sich an dem Turm vorbei schob.
Ein metallisches Dröhnen erfüllte die Luft. Etwas starrte sie an, das war zu spüren. Das eckige Gebilde in der Luft schob sich etwas zu ihr herunter. Sie konnte einen nach dem Körper von Menschen nachempfunden Torso erblicken, der hinter dem Turm hervorkam. Teile der Fassade, wurden herausgebrochen und fielen auf die Straße. Unter dem Hagel begann sie zu kreischen  und floh blind darauf los. Eine kleine unscheinbare Metalltür stand offen. Keuchend lag sie in dem kleinen Raum hinter der Tür auf dem kalten Boden und sog gierig die Luft ein. Sie hörte immer noch das Dröhnen, das von der Straße kam und alles ausfüllte, sogar ihren Körper. Sie lag darin
und Tränen rollten aus ihrem Auge. Es klang nach Maschinen, die Stürme entfachten konnten.        Es klang nach Maschinen des Krieges, die Berge zerreißen konnten. Durch die offene Tür sah sie  weiter Trümmer auf die Straße regnen. Sie kroch tiefer in das Gebäude, weg von der Tür und dem Chaos da draußen. Dann verschwand auf einmal das spärliche Tageslicht in dem Raum. Etwas blockierte den Eingang. Sie konnte nicht erkennen was es war, aber das war auch egal.

Unter Tosen und Brechen, brach ein Schatten durch die Wand. Nur mit viel Glück, schaffte sie es auf eine Treppe, die eine Etage tiefer in den Keller führte. Eine Hand aus Metall, wühlte in dem Inneren des Gebäudes. Sie hielt sich nicht lange auf der Treppe auf, sondern öffnete die Tür und warf sich in den anderen Raum dahinter. Sie dachte keine Sekunde nach, was sie erwarten konnte.
Keuchend lehnte sie sich gegen das kalte Metall der Tür. Der Krach war immer noch Ohrenbetäubend. Vor ihr war es stockdunkel. Ob ein Gang vor ihr war, oder ein unendlicher Abgrund, wusste sie nicht. Sie versuchte zu Weinen, konnte es aber diesmal nicht. Ein Amboss schien auf ihrer Brust zu liegen. Sie wusste nicht, dass alles, wirklich alles zerstört war. Dieses Wissen zusammen mit der gewaltigen Kriegsmaschine die sie jagte, hätte ihr wohl den Verstand geraubt. Also fragte Sie sich, wie es wohl allen ging, wo ihre Familie war. Sie begann in der Dunkelheit nach vorne zu kriechen, weil sie seltsamerweise dachte, ihr Körper hätte stehend keinen Platz. Ihre Gefühle erdachten sich einen schmalen Gang, tief unter der Erde und sie war ein kleines Insekt das über kalten Stein kroch. Wie ein spiegelverkehrt liegendes Insekt, tastete sie sich durch die Dunkelheit. Ihr ganzer Körper wurde zu einem einzigen Tastorgan. Der Boden vibrierte wie eine Trommel, auf die ein Riese ohne Sinn und Verstand darauf schlug.
Durch eine weitere Tür kämpfte sie sich nach draußen. Sie befand sich auf einer Straße.                Das Gebäude vor ihr war jetzt ein anderes. Aber genauso bohrte es sich in den Himmel, wie das, in was sie geflohen war. Panisch lauschte sie und blickte sich um.                                                          Aber die Maschine war nicht zu sehen.
Sie legte sich auf die Straße und dachte sie hätte einen Moment der Ruhe.
Eine gewaltige Hand schlug in die Seite des Gebäudes.                                                                                Das metallische Dröhnen folgte dieser metallenen Hand.
Hastig war sie wieder auf den Beinen und floh. Ein Streifen Licht war vor ihr auf dem Boden zu sehen. Als sie sich umdrehte, konnte sie einen grellen Streifen Licht sehen, der den quadratischen
Kopf der Maschine spaltete. Das Licht der Maschine war trotz ihrer gewaltigen Kraft, präzise wie ein Skalpell, weil der Bereich der vom Boden beleuchtet wurde, der ihrer Schritte waren.
An den Seiten der Straße auf der sie rannte, waren nur leere und nackte Fassaden, ohne Eingänge. Auf den Oberflächen, spiegelte sich ihre verzerrte, fliehende Gestalt.                                                      Ein verschwommener Traum, über dem Wasser floss.

Über ihr flog ein Schatten. Instinktiv duckte sie sich, weil sie die Masse des Körpers spüren konnte. Ein Bus flog wie ein Speer durch die Straße und erlegte ein Gebäude. Der metallene Leib blieb quer über der Straße liegen und versperrte den Durchgang mit weiteren Trümmern. Darüber klettern konnte sie nicht, das war zu hoch. Aber an einer Seite war ein Loch in der Wand, das der Bus gerissen hatte. Sie hechtete darauf zu. Hinter ihr war das allgegenwärtige Dröhnen. Steine und Glassplitter  bohrten sich in ihre Fußsohlen. Das Loch in der Wand, führte tiefer in das Gebäude hinein. Aber es war nicht breit, die Kante des Busses verengte den Spalt. Ihr Fleisch presste zwischen der metallenen Kante und dem Mauerwerk  das herausgebrochen war wie ein Gebiss.
Spitze Speere aus hellem rotem Schmerz, vernebelten ihren Blick. Steine bohrten sich in ihren Rücken. Die losen Metallstücke des Busses, rissen ihre Haut auf, zu Fetzen. Ihren Kopf musste sie zur Seite legen, damit er durchpasste. Zäh wie Pech, schob sich ihr Körper durch das Nadelöhr. Sie wimmerte vor Schmerz und Angst. Dann, verdeckte die Kante des Busses ihr letztes Auge. Ihre Welt bestand nur noch aus Schmerz, aber sie kämpfte weiter. Dann, endlich, die Erlösung, des Falles. In den Raum hinter dem Spalt. Röchelnd fiel Sie. Nur eine Sekunde zum Luftholen, mehr wollte sie nicht.
Aber der Bus wurde weg gezerrt und zwei metallene Finger bohrten in der Wunde des Gebäudes.
Ihr Fuß entging nur knapp einem der Finger.  Sie erbrach galligen Speichel, als sie sich nach vorne stürzte, gegen den Schatten der Erschöpfung ankämpfend. Schnaufend und erbrechend, kämpfte sie sich ein düsteres Treppenhaus hoch. Es war der einzige Weg. Mit letzter Kraft, schaffte sie es auf das Dach. Wimmernd fiel sie ihn und schrammt sich ein Knie auf. Aber das spürte sie schon nicht mehr.
Sie konnte nicht mehr und war zusammengebrochen. Aber die Maschine hatte noch genügend  Kraft. Sie spürte wieder, wie der Boden erzitterte. Etwas gewaltiges, kletterte eine Seite hoch.
Sie kroch zur anderen Seite, um sich dort umzubringen. Sie konnte nicht entkommen.        Schwankend  taumelte sie der Kante des Daches zu. Sie dachte nicht an den Fall. Sie dachte ihre verworrenen Erinnerungen ihres Lebens, als könne sie etwas davon in den Tod mitnehmen.
An den hellen Raum, an das Lächeln und an die Blumen, dachte sie. Diese Bilder wollte sie
festhalten. Ihre Hände befühlten den Stein der Kante. Sie wirkte wie ein kleines Mädchen, das sich an einen Kai am Hafen setzte. Der Wind strich über ihre alten und neuen Narben, die alle noch  nicht so wehtaten, wie es sollten. Sie fühlte nur deutlich die Kühle des hereinbrechenden 
Abends  auf der entstellten Seite ihres Gesichtes. Seltsam still war es, als sich der Kopf der Maschine vor ihr erhob. Ihr ganzer Blick, wurde von dem hellen Spalt ausgefüllt. Der aber nicht
mehr diese Kraft hatte. Es tat nicht weh, dort hinein zu sehen. Sie erhob sich auf der schmalen  Brüstung. Mit klopfenden Herzen, verlagerte sie ihr Gewicht nach vorne, als würde sie einen Dominostein umkippen. Die Maschine hob eine Hand und streckte sie vor ihr in der Luft aus.
Dort blieb sie auch und bewegte sich nicht weiter. Sie hätte einige Schritte zur Seite machen müssen, um in den Tod zu springen. Zuerst dachte sie, die Maschine wollte zupacken. Aber  die Hand blieb ausgestreckt, mit der Handfläche nach oben. Es wirkte, als würde sie zum Tanz aufgefordert.  Ein Geräusch hallte auf einmal durch die Luft. Es klang elektrisch  und es klang abgehackt, oder unterbrochen. Sie dachte, ein Wort zu hören, was nicht ausgesprochen werden konnte. Es kam eindeutig von der Maschine, die ihr offenbar etwas sagen wollte. Wie ein aufkommender Wind, kam das Geräusch noch einmal. Diesmal konnte sie es verstehen.

„LEBEN“, sagte die metallene Stimme. Wollte die Maschine, dass sie auf die Hand trat?
Wie auf Kommando, hob und senkte sich der metallene Kopf. Aber statt noch länger eine Reaktion abzuwarten, zog die Maschine die Hand wieder zurück. Sie machte sich bereit zu springen.
Aber die andere wurde erhoben und öffnete sich. Zuerst konnte sie nichts erkennen. Aber dann flog ein kleiner Funke über die Fläche aus Nieten und lackierten Platten. Sie musste näher treten, um etwas erkennen zu können. Was sie da sah, war der Flug eines Schmetterlings. Wieder brachte ein  elektrisches Wort die Luft zum Beben. „BITTE“, raunte die Maschine. Mit sanfter Gewalt, nahm das gewaltige Gerät, die Frau dann doch in die Hand. Sie ließ es geschehen. Die Maschine stieg von dem Gebäude und kniete sich in eine Sackgasse. Vor dem Bauch, faltete sie beide Hände zu einem Hohlraum. In diesem Hohlraum waren die junge Frau und der Schmetterling. Es dauerte nicht so lange, wie sie gedacht hatte, aber der Falter landete dann doch auf ihrer Hand.
Soviel Kraft hatte diese Maschine, und achtete doch auf ein so kleines Leben. Diese Gedanken kamen ihr, als der Schmetterling es sich auf einem Finger von ihr gemütlich machte, wie  auf einem Ast. Sie dachte auch, dass sich die Maschine auf den Weg machen würde. Sie dachte an eine Insel wie in einem Werbeprospekt.

Aber sie sah nicht, was die Maschine sah. Um 17:30, schlug ein Sprengkopf in Zwölf  Kilometer
Nähe zu  der Küste ein. Die Kraft der Detonation, ließ das Wasser des Meeres verdampfen. 
Häuser wurden zu Staub zermahlen. Die Maschine hatte sich in eine Art Bunker transformiert.
Noch Rechtzeitig, bevor die Flammen den Titanen einhüllten und verschlangen.

Die Nachricht des geplanten Einschlages erschien auf einem Bildschirm, der düster in einem leeren Kontrollraum leuchtete. Es war niemand mehr da, der diese automatische Nachricht empfangen konnte.


Anmerkung von max.sternbauer:

Diese Geschichte gehört zu meinem Buch, "Wo endet die Welt."

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.03.18)
Lieber Max,

nichts für ungut, aber wer mag das lesen?

Eine extrem verworrene Zeichensetzung, die das Lesen eigentlich praktisch unmöglich hat, zudem einige deutliche Groß- / Kleinschreibungsfehler.
Ich kann nur darum bitten, in dieser Verfassung kein Buch daraus zu machen...!

P.S.: "obsidianart": Interessant! Was soll das sein?

 RainerMScholz meinte dazu am 20.03.18:
Ich hab´ nach den ersten zwei "Sätzen" schon kein Bock mehr. Also das Konstrukt mit dem Punkt dazwischen. Mal abgesehen vom Inhalt.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram