Fahrradfahrer

Gedanke

von  autoralexanderschwarz

Wenn man am Abend vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, kommt man nicht umhin die Fahrradfahrer zu bewundern, die so viel schneller als alle anderen Passanten den Beobachter passieren. Nichts und niemand scheint sie aufhalten zu können und egal wie dicht das Gedränge um sie herum auch wird: sie finden immer den passenden Gang, sie finden immer einen Weg. In scharfen Kurven umfahren sie all die schwerfälligen Hindernisse und haben dabei noch eine Hand frei, um einen alten Bekannten zu grüßen oder sich bei voller Fahrt die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Sie sind so herrlich frei, diese Fahrradfahrer, und hätte man wählen können, wäre man gerne so geworden wie sie, hätte bei Regen die Hose mit einer Klammer vor dem Schmutzwasser und bei Gefahr den Kopf mit einem bunten Helm geschützt, man hätte einen Dynamo und ein kleines Lämpchen, durch das man auch nachts von den Anderen gesehen wird. Fahrradfahrer müsste man sein, denkt man, oben auf dem Balkon, die Unterarme auf der Brüstung ruhend, das wäre ein lustiges Leben, dann würde wohl ein Anderer dort oben an der Brüstung stehen und man selbst mit einem übertrieben glücklichen Lächeln an all den Anderen vorbeifahren.


Anmerkung von autoralexanderschwarz:

Der obenstehende Text ist Teil der Textsammlung „Reisen im Elfenbeinballon“, die im Athena-Verlag erschienen ist.  Reisen im Elfenbeinballon

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