federtauchen

Gedicht zum Thema Traum/ Träume

von  monalisa

flirrende berührung
an den dunkelsäumen
einer vagen existenz
zitterzart und murmelbunt
unwirklich
im leichten handstreich
sieben lieben
erweckt
sieben mal sieben
leben geschenkt
und wieder
im dunkel
versenkt

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (29.03.18)
So sind Träume, vage, zitterzart, murmelbunt, unwirklich, märchenhaft. Die mysteriöse Zahl "sieben" hat in Träumen und in Märchen eine tiefere Bedeutung.
Dein Traumbild, liebe Mona, ist wie "eine flirrende Berührung an den dunkelsäumen", leuchtet jäh auf und erlischt wieder im Dunkel.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 29.03.18:
Liebe Ekki,
vielen Dank für deine Deutung, es freut mich sehr, dass du ein wenig eingetaucht bist in diesen Federtraum.

Liebe Grüße
mona

 Irma (29.03.18)
Der Titel "federtauchen" klingt erwärmend. So wie ein kleines Küken unter das Federkleid der Vogelmutter schlüpft, taucht LyrIch noch einmal ab ins Federkissen und in die Traumwelt. Im Traum berühren sie die Welt der Lebendigen und der Toten, sagt man. Es sind nebeneinanderliegende Zimmer. Und im Schlaf kann man manchmal hinübergleiten.

Es sind sehr zarte, unwirkliche Begegnungen mit Verstorbenen, die im Traum wieder auferstehen, "im leichten handstreich" zum Leben erweckt werden. Das "leben geschenkt / und wieder / im dunkel / versenkt" veranschaulicht natürlich, wie diese Gestalten beim Aufwachen wieder "im dunkel" verschwinden. Ich musste aber auch unwillkürlich bei "leben geschenkt" an Geburt denken, und anschließend an Kindsverlust, Fehlgeburt. Im Traum hat die Mutter noch gefühlsmäßig Zugang zu ihren geliebten Kindern: "flirrende Berührung an den dunkelsäumen einer vagen existenz".

Obwohl: Sieben Fehlgeburten? Oder ist diese Zahl tatsächlich nur märchenhaft zu verstehen? "im leichten handstreich sieben lieben erweckt" erinnert an das tapfere Schneiderlein: 'Sieben auf einen Streich'. Dann die Steigerung: "sieben mal sieben leben geschenkt". Neunundvierzig Leben? Hier musste ich an meinen Sohn denken, der mir, als ich mit ihm das Einmaleins lernte, auf die Frage hin, was sieben mal sieben ergibt, antwortete: 'Sehr feinen Sand!' Dein Traumbild ist auch ein sehr feines, und Träume muss man ja auch nicht bis ins kleinste Detail ausdeuten können. Mir gefällt es! LG Irma

Kommentar geändert am 29.03.2018 um 15:36 Uhr

 monalisa antwortete darauf am 29.03.18:
Liebe Irma, du führst aber auch ein ganz feines, zartes Federchen, wie behutsam und gleichzeitig tief du eingetaucht bist, zwischen den Zeilen Traumbilder aufgelesen hast.
Da hast du wirklich eine sehr schöne 'Traumdeutung' gefunden! Danke vielmals!
Die Zahl Sieben ist eine mystische, wenn man so will, göttliche Zahl. Am siebenten Tag ruhte Gott, heißt es im Schöpfungsbericht ..., es klingt darin auch der 'siebente Himmel' an und 'sieben mal sieben' als Steigerung steht irgendwie für die grenzenlosen Möglichkeiten des Traumes ... Allzu wörtlich würde ich das nicht nehmen 😉.

Liebe Grüße
mona
Marjanna (68)
(29.03.18)
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 Irma schrieb daraufhin am 29.03.18:
Vielleicht liegt das an der fehlenden Interpunktion, ist mir jetzt im Nachhinein aufgefallen. Habe einfach mal gedanklich die fehlenden Kommata an den für mich sinnmachenden Stellen eingefügt:

"im leichten handstreich
sieben lieben
erweckt,
sieben mal, sieben
leben geschenkt
und wieder
im dunkel
versenkt"

So wird es in meinen Augen doch verständlich. Oder? LG Irma

 monalisa äußerte darauf am 29.03.18:
Liebe Marjo, liebe Irma,
wenn es so leichter fällt!?

Wie ich oben schon schrieb, ist dieses 'sieben mal sieben' nicht wörtlich zu nehmen. Ich habe dabei auch an eine Episode aus dem Matthäusevangelium gedacht. Als Jesus gefragt wird, wie oft man einem Sünder vergeben müsse, siebenmal(?), erwidert er, 'nein, siebzig mal sieben mal' - wobei Sieben in der Bibel die Zahl der Vollkommenheit / Ganzheit ist, Jesus möchte also ausdrücken immer und immer und immer wieder ...
Vielleicht bringt das ein wenig Licht ins Vertäumte.

Dankeschön, dass ihr euch so intensiv damit beschäftigt habt. ich freue mich sehr darüber 😊.

Liebe Grüße
mona

 Isaban (29.03.18)
Für mich ist das ein federleichtes Gedichtgedicht, liebe Mona,

ein Gedicht über Dichten oder zumindest über das Schreiben,
darüber, wie man sich das Geschriebene aus den Fingern saugt, wie die Fantasie aus der Feder fließt (flirrende Berührung/schnelles Schreiben, hurtiges Berühren von Papier und Feder), wie man ein lyrisches Ich (LD etc.) erfindet und es leben und lieben lässt, dieses oder sieben x sieben andere, die kurz im Gedicht aufblühen und dann wieder der Versenkung anheim gegeben werden - ein schöpferischer Akt, vor dem man beinahe Angst bekommt, wenn man darüber nachdenkt, wie man all diese Leben wieder "wegstreicht" und 7x7 neue hervorbringt.

Stell dir mal vor, wir entsprängen alle nur der Fantasie eines Schreiberlings mit einer riesengroßen Schublade!

Ein Text, mit dem ich mich gern beschäftigt habe.

Liebe Grüße

Sabine

 monalisa ergänzte dazu am 29.03.18:
Liebe Sabine,

ist ja sehr interessant, deine Deutung. Oh ja, dafür kann ich mich auch sehr erwärmen. Ich hab zwar beim Schreiben nicht unbedingt in diese Richtung gedacht, aber es ist sehr stimmig für mich. So ein schöpferischer Akt hat ja auch etwas Traumhaftes, etwas 'Entgrenzendes' -

Vielen Dank und liebe Grüße
mona

 Tatzen (24.04.18)
Deine Neologismen beleben deinen Text ungemein - mir gefällt besonders "zitterzart" - die lautmalerische Kunstgriff verfehlt seine Wirkung nicht und steht in einem interessanten Kontrast zum weichen "murmelbund". Auch das Wortspiel "sieben lieben" verfängt (mich).
Das Vage, Unwirkliche, Traumhafte fängst du in deinem Gedicht sehr gut ein!
Toll, dass ich den Text als "Kurztext des Tages" empfohlen bekommen habe.

Viele Grüße

Daniel

 monalisa meinte dazu am 25.04.18:
Herzlichen Dank, lieber Daniel, für deinen ausführlichen Kommentar, dein Eintauchen zwischen die Zeilen und ein wenig in diesem Traumbild Verweilen. Ich freue mich sehr über deine Worte und deine Empfehlung.

Liebe Grüße
Mona

P.S.: Auch euch anderen 'Empfehlern' sei herzlich gedankt!
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