Ihr wärt beinah rausgeflogen!
Text
von unangepasste
Kommentare zu diesem Text
Dieser Text sollte in den Lehrplan für angehende Priester aufgenommen werden. Titel: "Wie stelle ich es am besten an, jeden wachen Geist möglichst früh und möglichst für immer aus der Kirche zu verbannen?"
Ein Text, der erinnert. An Kindheiten und Sehnsüchte und Ängste und Vorschriften und Langeweile und Furchtlosigkeit und Experimentierfreude. Also, eigentlich erinnert er mich an ganz schön viel!:-)
Liebe Grüße
Ira
Ein Text, der erinnert. An Kindheiten und Sehnsüchte und Ängste und Vorschriften und Langeweile und Furchtlosigkeit und Experimentierfreude. Also, eigentlich erinnert er mich an ganz schön viel!:-)
Liebe Grüße
Ira
Danke. Ja, ich glaube angehende Priester könnten aus solchen Geschichten tatsächlich etwas lernen, wenn sie bereit wären, sich darauf einzulassen und es anders zu machen.
Für meinen Geschmack etwas zu possierlich im Schreibstil, aber dennoch gerne gelesen. Ist "Kinderhandlung" wirklich ein gängiges und etablietrtes Synoynm zu "Kindergottesdienst"? Und wieso halten sich in diesem Kindergottesdienst so viele Erwachsene auf? Wieso sind die nicht bei ihrer Zeremonie?
"Kinderhandlung" ist sogar der gängige Begriff bei uns gewesen. "Kindergottesdienst" sagte keiner.
Die Erwachsenen sitzen - so wie ich es kenne - als Begleitung hinten im Raum. Das mag aber in unterschiedlichen Gemeinden verschieden gehandhabt werden.
Die Erwachsenen sitzen - so wie ich es kenne - als Begleitung hinten im Raum. Das mag aber in unterschiedlichen Gemeinden verschieden gehandhabt werden.
Nun, dieser Widerspruch ergibt sich aus dem Text, ich würde irgendwo ergänzen, dass ein paar Aufpasser-Eltern (?) beim Kindergottesdienst dabei waren.
Insgesamt im Subtext recht gruselig. Die Religion / der Glaube tritt hier nicht als Seelenfrieden-bringend auf, sondern als archaisches Steuerelement, das mit fragwürdigen Methoden einen gewissen Determinismus bei den Kindern hin zu einem klerikal-obrigkeitshörigen Verhalten erzeugen soll. (Offenbar auch mit dem Mittel der Redundanz) Eingebunden sind dabei ältere Familienmitglieder, z.B. die Großmutter, eine ambivalente Figur des Textes, die sich ja vom Opfer zum Täter gewandelt hat.
Insgesamt im Subtext recht gruselig. Die Religion / der Glaube tritt hier nicht als Seelenfrieden-bringend auf, sondern als archaisches Steuerelement, das mit fragwürdigen Methoden einen gewissen Determinismus bei den Kindern hin zu einem klerikal-obrigkeitshörigen Verhalten erzeugen soll. (Offenbar auch mit dem Mittel der Redundanz) Eingebunden sind dabei ältere Familienmitglieder, z.B. die Großmutter, eine ambivalente Figur des Textes, die sich ja vom Opfer zum Täter gewandelt hat.
Danke, das mit den Eltern habe ich noch eingefügt.
matwildast (37)
(02.04.18)
(02.04.18)
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Ja, "Kinderhandlung" und "Sonntagshandlung" sagte man bei uns. Wobei "Kinderhandlung", wenn man es so liest, wirklich gruselig klingt. Für mich war der Begriff so selbstverständlich, dass ich diesen Aspekt gar nicht mehr wahrgenommen habe.
Die Geschichte spielt Ende der 80er Jahre.
Die Geschichte spielt Ende der 80er Jahre.
matwildast (37) meinte dazu am 02.04.18:
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Ich glaube, da gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden. Ich bin in einer freien Kirche aufgewachsen. Das ist dann ohnehin noch mal anders.
Ja, es wäre auch eine Titelmöglichkeit in seiner ja eigentlich Doppeldeutigkeit. Ich überleg mal. Der jetzige Titel macht wahrscheinlich neugieriger, aber die Alternative gefällt mir auch.
Ja, es wäre auch eine Titelmöglichkeit in seiner ja eigentlich Doppeldeutigkeit. Ich überleg mal. Der jetzige Titel macht wahrscheinlich neugieriger, aber die Alternative gefällt mir auch.
K-rin (39)
(02.04.18)
(02.04.18)
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Freut mich, dass es ebenfalls Erinnerungen auslöst ...
K-rin (39) meinte dazu am 02.04.18:
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Klingt nicht so lecker - aber auf was für Ideen man kommt, um die Langeweile zu überbrücken, finde ich interessant.
Gerhard-W. (78) meinte dazu am 02.04.18:
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Danke. Sind nicht die meisten Kirchengemeinden auch Sekten, wenn man bedenkt, wie sie auf Leben, Denken und Empfinden der Kinder Einfluss nehmen wollen? Auf jeden Fall endete es mit dem Tag der Konfirmation, was wiederum nicht sektenhaft ist (d. h. die darauf folgende Freiheit).
In jedem Fall führt eine solche Erziehung nicht zu mehr Mitgliedern.
Dir auch noch ein schönes Restostern.
In jedem Fall führt eine solche Erziehung nicht zu mehr Mitgliedern.
Dir auch noch ein schönes Restostern.
"Sind nicht die meisten Kirchengemeinden auch Sekten, wenn man bedenkt, wie sie auf Leben, Denken und Empfinden der Kinder Einfluss nehmen wollen?"
http://www.v-r.de/de/die_wunderbare_welt_der_sekten/t-0/1008022/
Gutes Buch.
http://www.v-r.de/de/die_wunderbare_welt_der_sekten/t-0/1008022/
Gutes Buch.
Danke für den Tipp.
Den Text habe ich sehr gerne gelesen. Mir klang "Kinderhandlung" anfangs auch ganz schräg in den Ohren, doch dann hat dieses seltsame Wort mich erinnert.
Das Abzählen in Deinem Text "größer ... kleiner ...",
als würde Der Geist, welcher auch immer, die Protagonistin krampfhaft "bei sich" halten wollen, um ja nicht (in die Handlung?) einzutauchen. Aus Angst? Vor was?
Für mich war die "Wandlung" (Eucharistiefeier) immer etwas sehr geheimnisvolles und spannendes, so dass alle meine Sinne damit beschäftigt waren, um ja nichts zu verpassen. Neugierig. Zugehört habe ich selten, doch aber wahr-genommen.
Welches Licht, welche Stimme, welcher Geruch ... nicht bei der Sache, aber ganz im Augenblick versunken.
Doch stelle ich jetzt nach vielen Jahren fest, dass die Bilder des Evangeliums, dem ich nicht zugehört habe, mit mir mitgewachsen und eingewachsen sind.
Der Text macht mich nun sehr nachdenklich und ich frage mich, wie ich wohl, nun auch schon Großmutter, auf meine Enkel Einfluss nehme. Wir wissen ja, dass wir immer (ein)wirken, ob wir wollen oder nicht. Ich fürchte gar, noch mehr, wenn wir es vermeiden wollen. Und nun nimmt dein Wort "Kinderhandlung" Bezug zu mir auf, denn ich (altes Kind) nehme die Bilder, die in mir gewachsen sind in mein Handeln als Großmutter hinein.
Meine Verantwortung, nachdem meine Kinder alleine für sich sorgen können, wird weniger und ich darf wieder in den Augenblick "abtauchen" ... ich freue mich gerne und staune wie viel Gründe es dafür gibt. Es ist so, als würden sie sich mit dem Älterwerden multiplizieren.
Seltsam, aber wundrig schön, dieses Großmutter sein (-:
Frohe Ostern!
Das Abzählen in Deinem Text "größer ... kleiner ...",
als würde Der Geist, welcher auch immer, die Protagonistin krampfhaft "bei sich" halten wollen, um ja nicht (in die Handlung?) einzutauchen. Aus Angst? Vor was?
Für mich war die "Wandlung" (Eucharistiefeier) immer etwas sehr geheimnisvolles und spannendes, so dass alle meine Sinne damit beschäftigt waren, um ja nichts zu verpassen. Neugierig. Zugehört habe ich selten, doch aber wahr-genommen.
Welches Licht, welche Stimme, welcher Geruch ... nicht bei der Sache, aber ganz im Augenblick versunken.
Doch stelle ich jetzt nach vielen Jahren fest, dass die Bilder des Evangeliums, dem ich nicht zugehört habe, mit mir mitgewachsen und eingewachsen sind.
Der Text macht mich nun sehr nachdenklich und ich frage mich, wie ich wohl, nun auch schon Großmutter, auf meine Enkel Einfluss nehme. Wir wissen ja, dass wir immer (ein)wirken, ob wir wollen oder nicht. Ich fürchte gar, noch mehr, wenn wir es vermeiden wollen. Und nun nimmt dein Wort "Kinderhandlung" Bezug zu mir auf, denn ich (altes Kind) nehme die Bilder, die in mir gewachsen sind in mein Handeln als Großmutter hinein.
Meine Verantwortung, nachdem meine Kinder alleine für sich sorgen können, wird weniger und ich darf wieder in den Augenblick "abtauchen" ... ich freue mich gerne und staune wie viel Gründe es dafür gibt. Es ist so, als würden sie sich mit dem Älterwerden multiplizieren.
Seltsam, aber wundrig schön, dieses Großmutter sein (-:
Frohe Ostern!
Danke für deinen Kommentar und deine Gedanken dazu. Ich glaube, Großmutter sein ist toll, und so viel kann man gar nicht falsch machen. Da ist die Rolle als Eltern sicher die größere Herausforderung.
Für mich waren als Kind die Feiern z. B. zu Advent, die speziell für Kinder waren, sehr schön, allerdings gingen wir dafür in eine andere Kirche. Dort hatte alles einen ganz anderen Zauber (wahrscheinlich aber in erster Linie deshalb, weil wir nur zu besonderen Anlässen dort hinfuhren).
Die regelmäßigen Kinderhandlungen bei mir in der Nähe langweilten mich, und ich kann mich an manch hitzige Diskussion mit meiner Mutter erinnern, wenn wir - 4, später 5 Kinder - keine Lust hatten, die Jacken und Mützen anzuziehen und ins Auto zu steigen. Durch den Zwang, der herrschte, war die spätere Abkehr von der Kirche schon vorherbestimmt.
Auf jeden Fall freut es mich, dass der Text zum Nachdenken anregt, auch über die eigene Rolle als Eltern und Großeltern.
Dir auch frohe Ostern!
Für mich waren als Kind die Feiern z. B. zu Advent, die speziell für Kinder waren, sehr schön, allerdings gingen wir dafür in eine andere Kirche. Dort hatte alles einen ganz anderen Zauber (wahrscheinlich aber in erster Linie deshalb, weil wir nur zu besonderen Anlässen dort hinfuhren).
Die regelmäßigen Kinderhandlungen bei mir in der Nähe langweilten mich, und ich kann mich an manch hitzige Diskussion mit meiner Mutter erinnern, wenn wir - 4, später 5 Kinder - keine Lust hatten, die Jacken und Mützen anzuziehen und ins Auto zu steigen. Durch den Zwang, der herrschte, war die spätere Abkehr von der Kirche schon vorherbestimmt.
Auf jeden Fall freut es mich, dass der Text zum Nachdenken anregt, auch über die eigene Rolle als Eltern und Großeltern.
Dir auch frohe Ostern!
Graeculus (69) meinte dazu am 02.04.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Stimmt, das hat zumindest hier schon einen Hauch von Ironie im Begriff als solches.
"Als erstes sprach ich in Gedanken den Text von vorne bis hinten, nur um mir dann im Stillen zu sagen: „Hätte der Pfarrer in meinem Tempo gesprochen, wären wir schon fertig.“ Da wir uns aber meist erst in der Mitte der Litanei befanden, betrachtete ich als nächstes die Köpfe der Kinderreihe vor mir. Ich schaute mir die Linie an, die sich daraus ergab, ging mit den Blicken von Kind zu Kind und sagte in Gedanken: „Größer, kleiner, kleiner, größer …“
Leider war ich auch damit irgendwann fertig."
Das stelle ich mir vor und finde die Art und Weise, wie die Erzählerin als Kind mit dieser Situation umging, total goldig und bewundenswert. Vielleicht waren das streng Zeremonielle und die Expressionistische Sprache der Liturgie nicht das Richtige für dieses Kind.
Von der Existenz dieser Form der "Menschenweihehandlung" für Kinder war mir bis dahin so gut wie nichts bekannt. Da ich länger in Nürnberg direkt neben der einzigen antroposophischen Buchhandlung und Kirche wohnte, muss ich mindestens 50 Menschenweihehandlungen besucht haben. Nicht wirklich aus religiösen Motiven. Ich fand die Sprache und das starr Zeremonielle abgehoben und sehr beeindruckend. Es hatte eine Kraft, die ich bemerkenswert fand. Insofern bin ich wohl ein Fan dieser Kirche, ohne ihr angehören zu wollen, der mit den Inhalten bedingt viel am Hut hat. Aber ich habe großen Respekt für diese in meinen Augen zumindest aus ästhetischer Sicht wertvolle Form eines recht bizarren Christentums mit Steinerschen Reinkarnationsgedanken.
Vielen Dank für diese wundervolle Anekdote!
Bei tieferem Interesse: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Christengemeinschaft
Leider war ich auch damit irgendwann fertig."
Das stelle ich mir vor und finde die Art und Weise, wie die Erzählerin als Kind mit dieser Situation umging, total goldig und bewundenswert. Vielleicht waren das streng Zeremonielle und die Expressionistische Sprache der Liturgie nicht das Richtige für dieses Kind.
Von der Existenz dieser Form der "Menschenweihehandlung" für Kinder war mir bis dahin so gut wie nichts bekannt. Da ich länger in Nürnberg direkt neben der einzigen antroposophischen Buchhandlung und Kirche wohnte, muss ich mindestens 50 Menschenweihehandlungen besucht haben. Nicht wirklich aus religiösen Motiven. Ich fand die Sprache und das starr Zeremonielle abgehoben und sehr beeindruckend. Es hatte eine Kraft, die ich bemerkenswert fand. Insofern bin ich wohl ein Fan dieser Kirche, ohne ihr angehören zu wollen, der mit den Inhalten bedingt viel am Hut hat. Aber ich habe großen Respekt für diese in meinen Augen zumindest aus ästhetischer Sicht wertvolle Form eines recht bizarren Christentums mit Steinerschen Reinkarnationsgedanken.
Vielen Dank für diese wundervolle Anekdote!
Bei tieferem Interesse: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Christengemeinschaft
Kommentar geändert am 02.04.2018 um 15:37 Uhr