Das Mädchen mit den unendlich langen Haaren

Märchen

von  Sanchina

Es war einmal ein Mädchen namens Monika, dessen Haar nicht aufhörte zu wachsen. Monika hatte sehr schönes blondes Haar, das ihr, als sie in die Schule kam, schon bis zu den Knien reichte.

Das Mädchen wuchs, das Haar wuchs schneller. Als Monika dann nicht mehr wuchs, war ihr Haar bald bodenlang und wurde noch viel länger.

Als junge Dame breitete Monika ihrem Geliebten ihr Haar zu einem Teppich aus, damit er weich auftrat, wenn er zu ihr kam.

Monikas Eltern bewohnten ein Landhaus inmitten eines großen Parks. Bald wuchs Monikas Haar zur Tür hinaus in Richtung Auffahrt.

Als junge Braut benötigte Monika keine Schleppe, denn sie zog ihr Haar hinter sich her. Fünf Brautjungfern hielten je eine Strähne. Als junge Mutter wickelte Monika ihre Kinder in ihr Haar ein.

Bereits wenig später wuchs das Haar die Landstraße entlang, einmal um das Dorf herum und schließlich, wie planlos, landeinwärts. Monikas Kinder hatten ihre helle Freude daran, mit ihren kleinen Freunden im Haar ihre Mutter zu spielen.

Als die Kinder größer wurden, erreichte das Haar die Autobahn. Hier wuchs es natürlich sehr viel schneller als auf der schmalen Landstraße. Auch breitete es sich prächtig auf die vier vorhandenen Fahrspuren aus. Der gesamte Autoverkehr musste umgeleitet werden.

Dem Haar wurde es aber auf der Autobahn schnell langweilig, und deshalb wuchs es schon auf der nächsten Ausfahrt wieder hinaus, um eine ganze Stadt zu überdecken. Dieser Ort heißt heute noch Haarhausen.

Die Bewohner fühlten sich sehr wohl unter ihrem Dach aus Haar, das sie im Winter wärmte und im Sommer vor der Sonne schützte.

Solange Monika lebte, wuchs ihr Haar  immer weiter, ignorierte Landesgrenzen, überbrückte Flüsse und deckte ganze Ortschaften.

Monika wurde alt und älter. Ihr Haar färbte sich silbergrau. Monika wurde sehr alt, doch noch als Greisin hatte sie ihr wunderschönes langes Haar.

Als Monika starb, wies ihr ihr Haar den Weg zu den Sternen, denn es reichte jetzt beinah bis zum Mond.

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Kommentare zu diesem Text

Hilde (62)
(06.04.18)
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 Sanchina meinte dazu am 06.04.18:
Ich freue mich, dass es dir so gut gefällt. Gruß, Barbara

 AZU20 (06.04.18)
Dieses Märchen macht Spaß, je länger man liest. LG

 Sanchina antwortete darauf am 06.04.18:
ich danke dir! Gruß, Barbara

 EkkehartMittelberg (06.04.18)
Geht man rational an dieses Märchen heran, könnte man sich fragen, warum und wozu Monikas Haar so lang wuchs.
Aber Märchen kennen keine kausalen Gesetzlichkeiten. Das Wunderbare geschieht einfach, und so sollte man sich daran freuen.
LG
Ekki

 Sanchina schrieb daraufhin am 06.04.18:
Bei rationaler Betrachtung muss man unvermeidlich zu dem Ergebnis kommen, dass hier ein unendlicher Blödsinn steht. Gruß, Barbara

 GastIltis (09.04.18)
Hallo Barbara, vorgestern hatte ich dein Märchen unseren kleinen Enkeln (6 und 5) als Gutenachtgeschichte vorgelesen. Den Zwischenruf „Rapunzel“ konnte ich erfolgreich abwürgen. Dann waren die Reaktionen unterschiedlich. Das Mädchen (6) bekam immer größere Augen, der Junge verhielt sich zurückhaltend. Am Ende wollte sie es noch einmal hören, während er ein anderes erwartete. Gestern Abend habe ich beide gefragt, woran sie sich noch erinnern konnten. Zu meinem Erstaunen haben wir alle Details bis zu den Sternen zusammen bekommen. Was sagt uns das? Wenn sonst niemand beeindruckt wäre, Kinder sind es ganz bestimmt. LG von Gil.

 Regina (20.04.18)
Eine einfache Idee, nicht schlecht.
Cassiopeia (57)
(16.10.18)
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 Borek (11.05.19)
Es ist ein Märchen über ein Märchen wie es wächst, und
Raum einnimmt und füllt.
Gern gelesen liebe Grüße Borek

 FrankReich (17.02.21)
Tjaha, Behaarlichkeit zahlt sich aus. 🙂

Ciao, Frank

 Teichhüpfer (18.02.21)
Hey, das Haar ist auch Symbol vom Leben und dich selbst. Irgendwie steht Holland unter Wasser

Kommentar geändert am 18.02.2021 um 05:16 Uhr
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