WIEDERBEGEGNUNG

Kurzprosa zum Thema Begegnung

von  Moja

Ein Parkbaum zieht meinen Blick an. Er ist kahlästig, wortkarg,
statt der Blätter trägt er die Nummer 123. Von welcher Art er ist,
erkenne ich nicht.

Amtlich erfasst ist er wie ich, sein Bestand ist als Vorgang in
einer Akte abgelegt wie meiner. Sollten wir unsere Nummern
vergleichen, uns über ihre Bedeutung austauschen? Steht
EINSZWEIDREI etwa für Einbaum, Astgabelung, Anzahl
der zu erwartenden durchschnittlichen Jahresblattmenge?

Vor über drei Jahrzehnten bin ich ihm begegnet, undeutlich
erkenne ich ihn wieder. Am Ufer des Schlossparks wurzelt er,
dem Fluss zugewandt. Damals schon war mir die See stets
weiter als die Stadt, ohne Mauern und Ufergrenzen.
Entstand mein Wunsch weit zu gehen hier?

Aufbrechen, rasch fortgehen, kaum Abschied nehmen,
verlassen, anderen eine Erinnerung hinterlassen, lernte ich
beim Schauen auf den Fluss. Ich wollte da sein, bleiben, wo
ich mich nicht aufhielt.

Zurück kann ich überall sein, an den Küstenrändern meiner
Phantasie. Vertrauten Ortsgeruch verströmt er und trägt
Jahresringe wie mein Reisepass Stempel von Meeresländern.
Während ich weitergehe, wächst er mir nach.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (07.04.18)
Hallo Moja, willkommen und viel Spaß bei KV!

Ein hübscher, nachdenklicher Text.

In Zeile 2 müsste es "statt Blättern" heißen, Dativ.

Das "Am Ufer des Schlossparks wurzelt er" ist nicht ganz stringent, auch wenn man als Leser natürlich weiß, was gemeint ist.

Schau eventuell noch mal nach der Interpunktion, da könnten noch ein paar Kommata gesetzt und eines hinter "Zurück" entfernt werden.

Im vorletzten Satz (Vertrauten Ortsgeruch verströmt er...) fehlt der direkte Bezug zum "er"; dieses Problem ließe sich leicht lösen, indem man hier "der Baum" oder "der Parkbaum" oder "mein alter Freund" oder "Monsieur 123" o.ä. einsetzt.

Freundliche Grüße

Isaban

Kommentar geändert am 07.04.2018 um 15:26 Uhr

 Moja meinte dazu am 08.04.18:
Vielen Dank, Isaban, für Deine Hinweise!

Schöne Grüße,
Monika

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 10.04.18:
Ja, die Anmerkungen zum Handwerklichen hat mir nun Isaban alle abgenommen. Verstehe nicht ganz, wieso Du Dir so viel Mühe gibst, den Text wie ein Gedicht aussehen zu lassen (mittels des Zeilenumbruchs), ihn dann aber Kurzprosa nennst und dann eben mit doch recht vielen Schlampgkeiten füllst... Verdrehte Prioritäten? Nichts für ungut!

"kahlästig" scheint mir kein gut konstruiertes Adjektiv zu sein, da man schnell "kah-lästig" liest ...
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