Die Mücke

Alltagsgedicht zum Thema Humor

von  BerndtB

Professor Lobrecht geht zur Ruh‘,
deckt sich, behaglich lächelnd, zu,
doch als er sanft die Augen schließt,
ein feines Summen ihn verdrießt.

Es kommt ihm immer lauter vor,
ist nun direkt an seinem Ohr,
er fragt sich bang: „Was kann das sein?“
Da tritt urplötzlich Stille ein.

Ganz ruhig ist es, des Schlafes Arm
umfängt Professor Lobrecht warm.
Er atmet tief und träumt fast schon,
da hört er wieder diesen Ton.

Es summt und surrt und singt und schwirrt,
der Herr Professor ist verwirrt.
Er  lauscht gespannt und wundert sich,
da fühlt er einen feinen Stich.

„Ein Mückenvieh“, durchfährt es ihn,
sein Schlafbedürfnis ist dahin.
Er macht sich Licht, damit er sieht,
da sticht es ihn ins Augenlid.

Sein rechtes Auge schmerzt und schwillt,
jetzt wird der Herr Professor wild.
Er schlägt darauf und trifft genau:
Sein Augenlid wird grün und blau.

Die Mücke traf er leider nicht,
ruhig summt sie um das Nachttischlicht.
Professor Lobrecht starrt sie an
und macht zur Jagd sich einen Plan.

Springt aus dem Bett im Schlafgewand,
nimmt den Pantoffel in die Hand,
er hebt ihn hoch, schlägt zu, es klirrt,
die Mücke jetzt im Dunklen schwirrt.

Erschrocken ist der arme Mann
und macht die große Lampe an,
da tritt sein linker Fuß fürbass
hinein ins Nachttischlampenglas.

Schon fließt der erste Tropfen Blut,
den Herrn Professor packt die Wut,
er flucht vor Schmerz, die Lippe bebt:
„Jetzt, Untier, hast Du ausgelebt.“

Die Mücke unterdessen fand
ein ruhiges Plätzchen an der Wand,
dort ist es sicher, hell und warm
und viel zu hoch für Lobrechts Arm.

„Das nützt Dir nichts“, ruft Lobrecht laut,
und eh man sich noch recht verschaut,
schlurft er mit schmerzbetäubtem Sinn
leicht humpelnd zur Kommode hin.

Nun schiebt er sie, er ächzt und schwitzt,
zur Wand, dort, wo die Mücke sitzt.
Sein Zorn kennt keinen Weg zurück,
er klettert auf das Möbelstück.

Schon ist er oben, hebt den Schuh,
gleich schlägt der Herr Professor zu.
Er flüstert: „Mir entgehst du nicht“,
da kommt er aus dem Gleichgewicht.

Das Weitere erzählt sich leicht:
Der Schlag die Mücke nie erreicht,
Professor Lobrecht schwankt und fällt,
da gibt es nichts mehr, was ihn hält.

Es fällt der Mann, es fällt der Schuh,
und die Kommode kippt dazu.
Am Boden liegen alle Drei:
Da summt die Mücke leis‘ herbei.

Sie schaut sich die Zerstörung an
und denkt: „Nun seht nur diesen Mann.
Dort liegt er, stöhnt und jammert sehr,
doch gab ein Tröpfchen Blut nicht her.“

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(16.04.18)
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 BerndtB meinte dazu am 16.04.18:
Vielen Dank, Graeculus. Für heute war es auch genug. Morgen geht es weiter, falls dem Dichter wieder etwas einfällt.

 Tatzen (16.04.18)
Diese Ballade ist wirklich schwungvoll geschrieben und erinnert in Struktur und Stil sehr an Wilhelm Busch - eine gekonnte und sehr gelungene Hommage
Allerdings hat die Mücke nicht genau aufgepasst: Es ist beim nächtlichen Herumirren ja doch ein Tröpflein Blut geflossen...

Viele Grüße

Tatzen

 BerndtB antwortete darauf am 16.04.18:
Vielen Dank, Tatzen. Es ist eine große Ehre, mit Wilhelm Busch verglichen zu werden.

Die Mücke hätte das Tröpfchen Blut aber lieber getrunken, als es vom Fußboden absaugen zu müssen...Möglicherweise hätte sie sich dabei noch an Glassplittern verschluckt.

 Tatzen schrieb daraufhin am 16.04.18:
So eine devote Geste würde einer solchen Heldin wohl auch nicht gut zu Gesicht stehen!

 Wolla15 (17.04.18)
Wirklich toll geschrieben.
Gruss, Wolfgang

 BerndtB äußerte darauf am 17.04.18:
Vielen Dank, Wolfgang, für das nette Kompliment.
Aber Du schreibst auch schöne Gedichte.

Gruß Berndt

 Wolla15 ergänzte dazu am 05.05.18:
Danke
Wolfgang
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