Im Supermarkt

Erzählung zum Thema Abschied

von  Xenia

Dieser Text ist Teil der Serie  Mit Menschen (Hinter dem Vorhang)
Ich grüße meine Lieblingskassiererin immer, wenn ich im Laden bei mir um die Ecke einkaufe. Die ist ja auch sagenhaft nett. Sie fragt mich immer, wie es mir geht und dann erzähl ich ihr:
Dass ich müde bin, die Ehe, der Rücken, die seltenen Besuche der Kinder, die süße uneheliche Enkelin, dass ich auf sie aufpassen darf und mich dabei so wunderbar gebraucht fühle. Dann nennt meine Lieblingskassiererin mir den Preis und ich zahle. Um sie nach ihrem Befinden zu fragen, ist leider nie genug Zeit.

Gestern war ich wieder dort einkaufen. Die Gute war nicht da. Ich fragte nicht nach. Ich weiß ihren Namen ja gar nicht. Woher denn auch? Außerdem hätten sie mir ohnehin wahrscheinlich keine Auskunft geben dürfen. Die andere Kassiererin war auch nett, aber distanziert. Macht nichts.

Heute Morgen hab ich die Zeitung aufgeschlagen. In einem Randartikel stand was von einer Frau mittleren Alters, die sich vor zwei Tagen erhängt hatte. Die Frau sei von Beruf Kassiererin gewesen, hieß es.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (29.04.18)
"de süße"? "wunerbar"?

Inzwischen ganz typische kV-Unsitte ist es, auf die Leerzeichen nach den Kommas zu verzichten. Warum eigentlich?

Ansonsten gerne gelesen.

Kommentar geändert am 29.04.2018 um 14:42 Uhr

 Wolla15 (03.05.18)
Ja, leider Alltag. Das "wie geht es dir? ", ist nur eine Floskel. Niemand ist ernsthaft an dem Befinden anderer Menschen interessiert. Das eigene Befinden allerdings muss unbedingt publiziert werden. Am besten noch über social Media. Traurig
Schöner, nachdenklicher Text. Gruss, Wolfgang
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