Vor dem Kühlschrank

Prosagedicht zum Thema Konsum

von  klaatu

Ich stehe vor dem
gut gefüllten Kühlschrank
und denke:

Vermutlich werde ich nicht
an dem Fleischbrocken ersticken,
den ich mir zu viel in den Mund stopfe.
Sondern viel eher an dem Pfund Hack,
das ich in die Tonne werfen muss,
weil ich mal wieder die ganze Woche
zu faul zum Kochen war
und lieber was bestellte...

(Die Reste vom Chinesen
haben im Kühlschrank bereits
einen kommunistischen Kleinstaat gegründet
und mir gerade den Krieg erklärt.)


Ich denke darüber nach,
was für ein monströses Tier
man aus unseren
monatlichen Fleischabfällen
basteln könnte
und stelle mir vor,
wie mich dieses Ungetüm
durch meine Alpträume verfolgt...

Meine Freundin tippt mich von hinten an:
"Woran denkst Du so angestrengt?"
"Lass uns heute lieber noch mal bestellen!"

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Kommentare zu diesem Text


 niemand (08.05.18)
Ich finde die gewählte Ich-Form gut, weil dann keiner mit dem Vorwurf der gesellschaftlichen Kritik anrücken kann [erhobenes, ungeliebtes Fingerchen] und das Ganze dennoch eine Kritik bezüglich des übermäßigen Konsums bleibt.
Wer selbstkritisch ist, erkennt sich darin wieder, den anderen
wird kaum zu helfen sein Mit lieben Grüßen, niemand

 klaatu meinte dazu am 08.05.18:
Mittlerweile schreibe ich fast nur noch in der Ich-Form. So kann ich verschiedene Standpunkte vertreten, ohne mein eigenes Ich aufzugeben. Selbstkritisch bin ich wohl, nur ziehe ich anscheinend nicht die richtigen Konsequenzen daraus - wie so viele.

LG
k

 Dieter_Rotmund (08.05.18)
Thema Dekadenz? Lese ich gerne was drüber, solange es nicht moralinsauer ist.
"Vor dem Kühlschrank" würde mir als reiner Prosa-Text jedoch besser gefallen.

 klaatu antwortete darauf am 08.05.18:
Für einen ordentlichen Prosatext hätte man es noch weiter ausschmücken müssen. Ich wollte mich lieber auf das Wesentliche konzentrieren.

Danke und LG
k

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 08.05.18:
Alles klar, ist nur ein Vorschlag.
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