Von der Unbeugsamkeit

Erörterung zum Thema Gewalt

von  loslosch

Frangar, non flectar (angelehnt an Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Thyestes - eine Tragödie). Ich mag gebrochen werden, nicht (aber) gebeugt.

Ausgangspunkt ist Senecas flecti non potest, frangi potest. Er kann nicht gebeugt, er kann (nur) gebrochen werden. Die Beschwörung eines hohen ethischen Anspruchs. Wie es Heldentragödien so an sich haben.

Eine Spur, nur eine winzige, findet sich 1.700 Jahre später in Goethes berühmt-berüchtigtem (Pseudo-)Liebesgedicht "Heidenröslein". Wer kennt es nicht? Vertont gehört es längst zum deutschen Volksliedgut. In der ersten Strophe wirbt der Knabe - wie niedlich! - noch ums Röslein ("sah´s mit vielen Freuden"). In der zweiten wechselt Drohung mit angedrohter Gegenwehr ("ich breche dich/ ich steche dich"). Endlich, in der dritten und letzten Strophe, statt der erhofften Synthese, die brutale Vergewaltigung ("und der wilde Knabe brach ...").

"Auf Biegen und Brechen" fußt, mit Bedeutungsverlagerung, auf der klassischen Wendung. Der Alte aus Weimar malte daraus - trotz allem - ein bezauberndes Bild vom Hauen (Brechen) und Stechen.

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Kommentare zu diesem Text


 niemand (09.05.18)
Das Bild des Gebrochenen und sich nicht Beugenden scheint mir dennoch absurd. Ich habe noch nie etwas Gebrochenes gesehen
das aufrecht zu stehen vermag [bildlich]. Ich weiß zwar was gemeint ist, bezüglich des Menschen, als Bild scheint es mir dennoch schief zu sein. LG Irene

 loslosch meinte dazu am 09.05.18:
ich glaube, Echo (s. u.) hat es gut auf den punkt gebracht.

 derNeumann antwortete darauf am 09.05.18:
Guten Tag.
Geht es nicht gerade um das Zerstörerische in diesem Bild? Der "Held" gibt nicht nach und riskiert lieber die eigene (nicht nur körperliche) Unversehrtheit (oder gar das Leben). In diesem Sinne ist das Bild nicht schief, sondern besonders sprechend.
Ob wirklich hohe ethische Grundsätze dahinter stehen oder nur Starrsinn oder Stolz, muss jeweils im Einzelfall betrachtet werden. Denn: das Bild wertet nicht, es beschreibt nur.

Schwierig wird es aber, wenn man versucht das Bild ohne subjektive Deutung zu benutzen. Meist verwenden die Menschen den Spruch im Sinne des "Nachher". Der/die Gebeugte steht danach wieder aufrecht, der/die Gebrochene liegt am Boden. Ob dieses (gedeutete) Bild stimmig ist, ist eine andere Frage.

es grüßt der Neumann
Echo (34) schrieb daraufhin am 09.05.18:
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 derNeumann äußerte darauf am 09.05.18:
Genau, einen Sinn bekommt der Spruch nur, wenn der Nichtnachgebende am Ende noch steht. Wenn er nicht zum Märtyrer geworden ist, nicht gebrochen wurde. Wer will schon das Geseiere des Unterlegenen hören?
Echo (34)
(09.05.18)
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 loslosch ergänzte dazu am 09.05.18:
so ist das eben mit dem hohen ethischen anspruch. (trump würde sich niemals beugen oder gar brechen lassen; der hat gar keine ethischen grundsätze.)
Echo (34) meinte dazu am 09.05.18:
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 loslosch meinte dazu am 09.05.18:
nur oberflächlich im widerspruch zu meiner einlassung. trump, das fähnlein im wind. dass es zum impeachment kommen wird, ist immer wahrscheinlicher.
Echo (34) meinte dazu am 09.05.18:
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 TrekanBelluvitsh (09.05.18)
Die rechtstreuen Bürger dieses Landes mögen es ähnlich sehen... also die CrazyHorst dazu erklärt. Uli Hoeneß zählt er wahrscheinlich dazu... Na, dann trink ich mal zwei Maß und setzt mich hinters Steuer und vertraue auf meine Achsen, die da rufen: "Ich mag gebrochen werden, nicht (aber) gebeugt."
Echo (34) meinte dazu am 09.05.18:
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 loslosch meinte dazu am 09.05.18:
auch auf kv kenne ich ein verrücktes pferd.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 09.05.18:
Leider kenne ich keine KV-Apotheke...
Graeculus (69)
(09.05.18)
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 loslosch meinte dazu am 09.05.18:
dieses prinzip härte hat rudolf höß, lagerkommandant von auschwitz, später im vernehmungsprotokoll als taktik verkauft:

"... Und ich selbst durfte auf keinen Fall meine gleichen Zweifel bekennen. Ich mußte mich, um die Beteiligten zum psychischen Durchhalten zu zwingen, felsenfest von der Notwendigkeit der Durchführung dieses grausam-harten Befehls überzeugt zeigen. Alle sahen auf mich ..."

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 09.05.18:
Im Mai 1940 hat die SS-Division TK bei einem Gegenangriff der Briten südlich von Arras das Hasenpanier mit Fersengeld bezahlt - war wohl nix mit der Härte...
Echo (34) meinte dazu am 09.05.18:
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 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 09.05.18:
Die haben sich aber so was vom Acker gemacht. Während Heeresdivision standhielten (darum klappt hier ein Vergleich). Groß, blond, blauäugig, hart sein und zackige Marschlieder trällern sind eben doch nicht genug.
Echo (34) meinte dazu am 09.05.18:
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 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 09.05.18:
Ja, aber alle Engländer sind rothaarig, haben Sommersprossen, abstehende Ohren und schiefe Zähne. :D
Echo (34) meinte dazu am 09.05.18:
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