Mein Freund die Bettwanze

Text zum Thema Toleranz/ Intoleranz

von  Inlines

Ich dachte mir: "Ich hab doch so viel, warum also nicht ein bißchen was abgeben. Beim Blutspenden gibt man regelmäßig einen halben Liter. Was sind da schon ein paar Milliliter, die das Überleben einer Rasse sichern?"

Gelassen lag ich im Bett, im Bewußtsein darüber, dass unter meinem Nachtschrank etwa 50 Tiere tun, was sie in Millionen Jahren, noch bevor es Menschen gab, ersonnen haben, um sich zu ernähren und ergiebig zu vermehren. Bald würden sie kommen, sich aus dem Versteck hervortrauen, und im Schutz der Dunkelheit die nähere Umgebung überkrabbeln. Auf der Suche nach Nahrung meinen Körper überqueren, und an versetzten Stellen geduldig versuchen, meinem Körper etwas von dem roten Saft zu entlocken, den er leicht entbehren kann - eigentlich entbehren sollte. Die gesundheitliche Zuträglichkeit eines Aderlasses ist bereits in vielen Studien nachgewiesen worden. Manche lassen sich unter Aufbringung erheblicher Zuzahlungen Blutegel auf den Rücken setzen, um ein ähnliches Resultat zu erzielen. Und diese Tiere machten umsonst, wofür Senioren ihre kleine Rente offerierten.

Ich sah zu Manuela hinüber. Friedlich schlief sie, und träumte wohl von schönen Dingen, da ein Lächeln ihre rosigen Wangen durchzog. Sie wußte nichts von meinem Engagement, von meiner Leidenschaft und bereitwilligen Unterstützung der von vielen Sensibelchen als nachteilig empfundenen Tiere. Zwar wunderte sie sich über die roten Flecken, in deren Mitte ein besonders dunkles Pünktchen lag, doch hatte sie die Erklärung akzeptiert, dass dies nur ein paar Steckmücken wären, welche irgendwo einen Weg durch das Insektengitter fanden.

Friedlich lag sie da. Und mit einer Aufmunterung auf den Lippen, die ich mir verkneifen musste, erkannte ich das erste Tier, wie es mutig und soldatenhaft ihre Körperrundungen erklomm. Wie es mit dem Rüssel nach einer guten Stelle suchte. Wie es sich anstellte, wie ein Säugling, mit dem kleinen Mündchen auf der Suche nach der mütterlichen Brust.

Diese Tiere waren abhängig von uns, irgendwie nur auf der Suche nach einem echten Freund. Doch nur wenige der Menschen, die sich als Tierfreunde bezeichneten, konnten sie in ihrer Gänze, mit ihren Macken und Schwachstellen akzeptieren, für die sie nichts konnten und die sie sich nicht ausgesucht hatten. Ich hingegen - war anders. Ich nahm die Krankheitserreger und den Juckreiz in Kauf, weil ich noch Ideale hatte. Weil ich für etwas lebte, für das es sich zu leben lohnte. Meine Mitmenschen waren noch nicht dazu bereit.


Anmerkung von Inlines:

Ich finde es selber eklig...

https://www.naturundheilung.de/behandlungskosten/
http://naturheilpraxis-am-englerplatz.com/preise/

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (09.06.18)
Herrlich! Ein Hieb in die Magengrube aller selbsternannten Tierfreunde, die sich für Hundewelpen und Robbenbabies einsetzen! Bitte mehr davon!
Graeculus (69) meinte dazu am 09.06.18:
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 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 09.06.18:
So ist es. Der Text an sich hat natürlich nichts mit niedlichen Tierbabies zu tun. Aber was soll man davon halten, wenn Leute Morddrohungen ausstoßen, wenn ein äußerst gefährlicher Hund eingeschläft wird, der kurz zuvor ein Kind totbiss, wie kürzlich geschehen? Da tut Inlines' Text gut, er ist ja auch handwerklich gut gemacht.

 Inlines schrieb daraufhin am 09.06.18:
Hallo Dieter, dass du einmal einen Text von mir als "Herrlich" bezeichnest, erscheint mir noch etwas unwirklich, freut mich aber sehr!

Ich wollte hier etwas überspitzt zum Nachdenken anregen, weil alles irgendwo, und so auch die Toleranz, ihre Grenze hat. Manches wird erst durch eine überspitzte Formulierung deutlich.

Da wir tatsächlich vergangene Woche einen Befall hatten, und wir daher aktuell äußerst sorgfältig diesen Tierchen nachgehen, wußte ich recht genau von was ich spreche.

@Graeculus: Auch dir ein Danke für deine Beteiligung!

FG
Marjanna (68) äußerte darauf am 09.06.18:
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