Religion als Pseudowissenschaft

Erörterung zum Thema Zweifel

von  loslosch

Dubium sapientiae initium (nach Descartes, 1596 bis 1650). Der Zweifel ist der Anfang der Weisheit.

Der nachvollziehbare Gedanke geht im Kern auf Cicero (in den Tusculanae disputationes) zurück: Dubitando ad veritatem pervenimus. Durch den Zweifel gelangen wir zur Wahrheit. Ein kluger Ansatz, der die moderne Wissenschaftsmethode des Trial-and-error rudimentär vorwegnimmt. Viel älter, älter noch als der biblische Logos (das Wort, die Sprache), ist ein ähnlicher Ansatz Platons (4./5. Jh. v. Chr.): Μάλα γὰρ φιλοσόφου τοῦτο τὸ πάθος, τὸ θαυμάζειν: οὐ γὰρ ἄλλη ἀρχὴ φιλοσοφίας ἢ αὕτη. Denn alle Leidenschaft des Wahrheitsliebenden ist das Staunen. Kein anderer Beginn der Philosophie (Wahrheits-, Weisheitsliebe). Soweit die wörtliche Übertragung. Staunen als ungläubiges Staunen! In sämtlichen modernen europäischen Sprachen existieren Sprüche nach dem Grundmuster "wo Zweifel, dort Wahrheit".

Ob Theologie im Sinne einer Gottesforschung das Prädikat Wissenschaft verdient, darf füglich bezweifelt werden. So mancher Theologe scheint das tiefgründig zu ahnen. Etwas nicht Beweisbares, die Existenz Gottes, kann aufgeklärte Gläubige an ihrem Glauben zweifeln lassen. Da haben wir den Zweifel! Das zähe, verzweifelte Festhalten am geozentrischen Weltbild durch die römische Kirche (ein Gottmensch betrat die Erde, aber doch nicht einen untergeordneten Planeten) ist der tiefsitzende Stachel in der Wunde der christlichen Kirche. Man hat zu lange an der Wissenschaft gezweifelt. Nun darf der Zweifel als solcher theologisch genutzt werden. Mit einer Einschränkung: Am Ende des Zweifelns und des Ringens um den rechten Glauben steht die innere Befreiung. Ups and Downs in der Glaubensfestigkeit sind ausdrücklich zugelassen.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(11.07.18)
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 loslosch meinte dazu am 11.07.18:
trifft meine intention, wobei ich punktuell weitergehe: die pfaffen instrumentalisieren den zweifel als glaubensverstärker: seht her, alle menschen haben dann und wann zweifel.
Echo (34) antwortete darauf am 11.07.18:
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Graeculus (69) schrieb daraufhin am 11.07.18:
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Echo (34) äußerte darauf am 11.07.18:
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 loslosch ergänzte dazu am 11.07.18:
auf lieschen müller und otto normalverbraucher trifft es in der tat zu.

 LotharAtzert meinte dazu am 11.07.18:
O lasset uns das Wissen preisen. Und Dummheit als Biotop.

Bravo!

 TrekanBelluvitsh (11.07.18)
Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis wissenschaftskritische Gläubige eine Homepage online gehen lassen, auf der die beweisen, dass es das Internet gar nicht geben kann... wenn es die nicht schon gibt...

 loslosch meinte dazu am 11.07.18:
die merken dann gar nicht, dass sie im internet herumwuseln!

 Dieter Wal (11.07.18)
Si tacuisses...

Schöne Zitate.

https://de.wikipedia.org/wiki/Staunen#Philosophie

Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen.

Albert Einstein

 loslosch meinte dazu am 11.07.18:
hahaha...

 hier.

die berühmten einleitungsworte vor der preußischen akdamie. das supertalent sprach gelegentlich in senryus ...

 Habakuk (11.07.18)
Der Zweifel ist der Anfang der Dummheit! Wer das Wort Religion in seiner ursprünglichen Bedeutung allerdings mit Kirche und Wissenschaft in Verbindung bringt, an dem zweifele auch ich. Insofern sind wir wieder bei der Dummheit.

 loslosch meinte dazu am 11.07.18:
"Der Zweifel ist der Anfang der Dummheit!"

dümmer gehts nimmer.

religio kommt von religare. jetzt reim dir was zusammen.
MichaelBerger (44) meinte dazu am 11.07.18:
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 loslosch meinte dazu am 12.07.18:
wie gehts weiter?

 Roger-Bôtan meinte dazu am 09.09.18:
Ist die Erde kugelförmig? Weiß ich das? Wer weiß es?

Soll ich um die Welt rumfliegen? Messungen und Experimente durchführen, die vor mir andere durchgeführt hatten, wenn man den Lehrbüchern Glauben schenken darf?
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